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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 08.11.2017 12:00

Christoph Daferner vor Länderspiel-Comeback: „Bei der Nationalhymne bekomme ich Gänsehaut”

Für Christoph Daferner läuft's   in der U 23 des SC Freiburg prima. Sechs Tore hat der Pöttmeser in der Regionalliga Südwest schon bejubelt.
Für Christoph Daferner läuft's in der U 23 des SC Freiburg prima. Sechs Tore hat der Pöttmeser in der Regionalliga Südwest schon bejubelt.
Für Christoph Daferner läuft's in der U 23 des SC Freiburg prima. Sechs Tore hat der Pöttmeser in der Regionalliga Südwest schon bejubelt.
Für Christoph Daferner läuft's in der U 23 des SC Freiburg prima. Sechs Tore hat der Pöttmeser in der Regionalliga Südwest schon bejubelt.
Für Christoph Daferner läuft's in der U 23 des SC Freiburg prima. Sechs Tore hat der Pöttmeser in der Regionalliga Südwest schon bejubelt.

Daferner wusste inzwischen, dass ihn die im DFB für die U 20 Verantwortlichen wieder auf dem Zettel hatten, dass es aber so schnell gehen würde mit einer Nominierung nach seiner neunmonatigen Pause wegen eines Kreuzbandrisses, das hat ihn dann doch überrascht. Ganz offensichtlich hat der 19-Jährige in den Spielen mit der Freiburger U 23 in der Regionalliga Südwest einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Es läuft auch ausgezeichnet für den Stürmer, sechs Tore hat er bisher erzielt, meist entscheidende. Am Sonntag hat er mit der „Zweiten” des Sportclubs (Platz sechs) noch 2:1 gegen den FSV Frankfurt gewonnen. Tags darauf hat sich Christoph Daferner in den ICE nach Stuttgart gesetzt, von Echterdingen ging es mit dem Flugzeug nach Dresden, von dort nach Chemnitz, wo sich der Kreis der 23 auserwählten Talente zusammengefunden hat.

Für Daferner hat damit gleichsam der zweite internationale Karriereabschnitt begonnen. Für die U 18 des DFB hatte er in der Saison 2015/16 schon acht Länderspiele absolviert und dabei drei Tore erzielt. Die U 19 gab es für Daferner nicht, die hat ihm ein Riss des vorderen Kreuzbands im rechten Knie geraubt. Zugezogen hat er sich die schwere Verletzung im August 2016 in einem Punktspiel der A-Junioren von 1860 München am Mainzer Bruchweg. Daferner pendelte damals bei den Sechzigern, bereits mit einem Profivertrag ausgestattet, zwischen U 19 (Bundesliga) und U 21 (Regionalliga), und wer weiß, was aus ihm in der Spielzeit 2016/17 geworden wäre, wenn es nicht dieses verflixte Kreuzband zerfetzt hätte. Nicht auszuschließen, dass es Daferner angesichts der Sturmschwäche der „Löwen” in die 2. Liga geschafft hätte. Vor eineinhalb Wochen ist Daferner mit dem Sportclub an den Bruchweg zurückgekehrt. „Es war erst ein mulmiges Gefühl, aber ich konnte es dann gut verdrängen”, erzählt er.

Die Kreuzbandruptur mit der Operation in München sei für ihn ein „enormer Rückschlag” gewesen. Aber aus dieser schweren Phase habe er „mit der Zeit Kraft geschöpft. Im Nachhinein hat mich die Verletzung, so bitter sie auch war, weitergebracht”, betont Daferner. „Ich habe ein besseres Gespür für meinen Körper bekommen und bin im Kopf erwachsener geworden.”

Im April 2017 stieg Daferner bei der U 21 der Sechziger wieder ins Training ein, absolvierte noch zwei Kurzeinsätze. Der Blondschopf kann nicht genau sagen, wie es weitergegangen wäre, hätte 1860 den Klassenerhalt geschafft. Wahrscheinlich wäre er dann geblieben. Nach dem Abstieg jedoch sei in ihm der Entschluss gereift, sich neu zu orientieren, sagt er.

Daferner hatte einige Angebote. Den Zuschlag bekam der Sportclub, weil ihm dessen Philosophie einer engen Verzahnung von Nachwuchs- und Profibereich „sehr zugesagt” habe. Im Juni hat er in Freiburg eine Wohnung bezogen. Er fühle sich wohl in dieser „richtig schönen Stadt mit ihrem Charme und den offenen Menschen”, sagt der Jungspund. Obwohl, das attraktive Freizeitangebot der Breisgau-Metropole mit ihren vielen Studenten konnte Daferner noch gar nicht kennenlernen. Er konzentriert sich ganz auf seinen Beruf als Fußballer. „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es gescheit”, bekundet er, „ich lebe wie ein Profi auf und neben dem Platz.”

Die Zeit für Heimaturlaub im Pöttmeser Ortsteil Immendorf ist knapp. Er versuche trotzdem, zwei Mal im Monat nach Hause zu kommen, sagt Daferner, „Familie und Freunde sind mir sehr wichtig”.

Unter Christian Preußer, dem Trainer der U 23 des Sportclubs, trainiert Christoph Daferner sechs bis sieben Mal in der Woche. Vier, fünf Profis stehen in der Mannschaft. Ein paar Mal hat Daferner schon mit dem Bundesligapersonal geübt. Es freue ihn natürlich besonders, wenn er sich oben zeigen dürfe, bekennt er, und „wenn eine Autorität wie Christian Streich (SCF-Cheftrainer/Red.) etwas erklärt, dann hört man schon ganz genau hin”.

Preußer, 33, der im Sommer von Rot-Weiß Erfurt nach Freiburg gekommen ist, ist mit seinem Schützling sehr zufrieden: „Alles, was wir uns mit Christoph vorgenommen haben, ist aufgegangen. Er ist total integriert, ehrgeizig, fleißig und selbstkritisch.” Die Nationalmannschaft sei nun die „Krönung. Und die Berufung hat er sich verdient.”

In den Kader für ein Bundesligaspiel hat es Christoph Daferner, der mit 1,88 Metern Körperlänge und 84 Kilo Gewicht die ideale Statur für einen Mittelstürmer mitbringt, noch nicht geschafft. Aus seinem Ziel, mittelfristig in der Bundesliga zu spielen, macht er kein Hehl. Aber es sei in diesem Geschäft wichtig, Geduld zu haben. „Ich bin immer gut gefahren, wenn ich mir kurzfristige Ziele gesetzt habe, alles andere kommt von alleine.” In Freiburg jedenfalls fühlt er sich, was seine sportliche Perspektive angeht, „hervorragend aufgehoben”. Florian Niederlechner und Janik Haberer, beide ehedem in Unterhaching, sind die besten Beispiele, wie hoch es beim Sportclub hinausgehen kann.

Aber jetzt steht für Christoph Daferner erst einmal die Nationalmannschaft an. Frank Kramer hat einen starken U 20-Kader nominiert. Acht der 23 Spieler haben sich in dieser Saison schon in der Bundesliga bewähren dürfen wie Johannes Eggestein (Bremen), Suat Serdar (Mainz) oder Felix Passlack (Hoffenheim). Aus Freiburg ist neben Daferner noch Torhüter Constantin Frommann dabei. Vier Angreifer gehören zum Aufgebot. Christoph Daferner geht davon aus, dass er seine Chance bekommen wird.

Die Freude aufs Comeback im Nationaldress ist für Daferner riesengroß. „Ich empfinde es als Ehre, für Deutschland zu spielen. Wenn ich dann noch die Nationalhymne höre, bekomme ich eine Gänsehaut.” „Der Kreuzbandriss hat mich weitergebracht”


Von Heribert Oberhauser
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