Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 12.01.2023 17:47

Eine Ortschaft am Limit

Der Bergwirt   - das gelbe Gebäude links - ist seit 2015 die große Flüchtlingsunterkunft in Peutenhausen. 	Foto: Bernd Hofmann (Foto: Bernd Hofmann)
Der Bergwirt - das gelbe Gebäude links - ist seit 2015 die große Flüchtlingsunterkunft in Peutenhausen. Foto: Bernd Hofmann (Foto: Bernd Hofmann)
Der Bergwirt - das gelbe Gebäude links - ist seit 2015 die große Flüchtlingsunterkunft in Peutenhausen. Foto: Bernd Hofmann (Foto: Bernd Hofmann)
Der Bergwirt - das gelbe Gebäude links - ist seit 2015 die große Flüchtlingsunterkunft in Peutenhausen. Foto: Bernd Hofmann (Foto: Bernd Hofmann)
Der Bergwirt - das gelbe Gebäude links - ist seit 2015 die große Flüchtlingsunterkunft in Peutenhausen. Foto: Bernd Hofmann (Foto: Bernd Hofmann)

Damals, 2015, waren die Menschen, die aus fernen Ländern geflüchtet waren, liebevoll in Peutenhausen aufgenommen worden. Man versuchte, die kulturellen und sprachlichen Barrieren mit Herzlichkeit zu überwinden, die Neuankömmlinge in die Dorfgemeinschaft aufzunehmen, zumindest auf Zeit.

Das klappte mal besser und mal schlechter. Denn auch unter den Geflüchteten gibt es Menschen ganz unterschiedlicher Wesensart. Davon weiß auch Bürgermeister Alfred Lengler (CSU). Auf die Frage nach einer Einschätzung der Lage in Peutenhausen, hat der Gemeindechef die eine oder andere Geschichte zu erzählen.

Es habe immer wieder Flüchtlinge gegeben, so Lengler, die mit überzogenen Forderungen auf die Helfer zugekommen seien. Diese hätten dann „irgendwann jegliche Geduld und Nerv verloren”. Der einst so engagierte Helferkreis habe sich inzwischen aufgelöst.

Das macht die Situation in Peutenhausen natürlich nicht einfacher. Kümmerer des Landkreises, die ab und zu vorbeischauen, können das immense ehrenamtliche Engagement der Anfangsjahre kaum ersetzen. Und dann macht sich in den Unterkünften irgendwann der Lagerkoller breit.

Dazu kommen die Mentalitätsunterschiede. Im ländlichen Bayern ist man es nicht gewohnt, wenn, wie Bürgermeister Lengler erzählt, nachts um zwei Uhr Kinder lautstark mit dem Bobbycar über den Hof rattern. Oder wenn bis noch später in die Morgenstunden gefeiert wird. Oder wenn in der Kirche eine Andacht gestört wird. „Nachbarn haben mich immer wieder angerufen: Komm und sorg für Ruhe”, berichtet Lengler, der hier sozusagen als Sprecher seiner Bürger agiert. Denn die möchten sich in der Zeitung selbst lieber nicht äußern. Das Thema ist ja auch sensibel.

Immer wieder sei auch die Polizei ausgerückt, alarmiert von Anwohnern, aber auch von Asylbewerbern, die sich von schimpfenden Peutenhausenern bedroht fühlten. Das war dann der Zeitpunkt, als es genug war. Deshalb atmeten die Leute in Peutenhausen auch auf, als der Mietvertrag für den Bergwirt, die große Flüchtlingsunterkunft, auslief. Jetzt, meinten sie, sind auch mal andere Ortschaften an der Reihe.

Die Ereignisse von kurz vor Weihnachten: Zwei junge, betrunkene Asylbewerber stießen offenbar eine 63-jährige Frau zu Boden, sie hatte danach eine Bissverletzung. Eine 84-Jährige war ebenfalls angegangen worden, und einer der Männer hatte sich einer Ministrantin bis auf wenige Zentimeter genähert.

Polizei und Landratsamt griffen ein, die beiden Männer sind nicht mehr in Peutenhausen. Wohin sie gebracht wurden, ist schwer festzustellen. Auch mit ukrainischen Flüchtlingen - vielerorts gern gesehen - hatte man in Peutenhausen offenbar nicht nur Glück.

Lengler berichtet, dass eine Familie mit neun Kindern in ein Gebäude, das der Gemeinde gehört und extra für sie hergerichtet wurde, eingezogen sei. Kaum angekommen, sei der Mann in mehrere Häuser eingebrochen, berichtet Lengler. Weil der Ukrainer das auch getan habe, während die Bewohner zu Hause waren, seien dadurch ebenfalls Menschen traumatisiert worden.

Bei Ermittlungen sei dann herausgekommen, dass die Familie bereits 2017 in Deutschland gewesen sei und erfolglos Asyl beantragt habe. Nun sei sie „unter dem Deckmantel des Krieges”, wie Lengler sagt, erneut ins Land gekommen. Für den Bürgermeister unverständlich, habe die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen die Ukrainer inzwischen eingestellt. Die Familie sei dann „bei Nacht und Nebel” spurlos aus Peutenhausen verschwunden.

Lengler sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, er bausche die Ereignisse auf. „Ich heize nicht an - das war einfach so”, stellt er klar. Und er hat eine deutliche Forderung: „Ich will eine Unterstützung vom Landkreis und von der Regierung von Oberbayern haben.”

Nach Peutenhausen dürften keine Asylbewerber mehr kommen: „Wir haben unsere Schuldigkeit getan. Wir haben viele Jahre geholfen”, sagt Alfred Lengler, „aber jetzt, jetzt können wir nicht mehr.” Ukrainer begeht mehrere Einbrüche und verschwindet dann


Von Thomas Winter
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