Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 12.09.2022 15:03

Das Dach der Dächer

Fritz Lehrer oblag bei der Sanierung des Dachs vor 25 Jahren die technische Leitung. (Repro: AZ)
Fritz Lehrer oblag bei der Sanierung des Dachs vor 25 Jahren die technische Leitung. (Repro: AZ)
Fritz Lehrer oblag bei der Sanierung des Dachs vor 25 Jahren die technische Leitung. (Repro: AZ)
Fritz Lehrer oblag bei der Sanierung des Dachs vor 25 Jahren die technische Leitung. (Repro: AZ)
Fritz Lehrer oblag bei der Sanierung des Dachs vor 25 Jahren die technische Leitung. (Repro: AZ)

Seit 50 Jahren überspannt das weithin bekannte Zeltdach das Münchener Olympiastadion. Seit diesem Jahr ist klar, dass es komplett saniert werden muss. Der Wirtschaftsausschuss des Münchener Stadtrats hat dafür 84 Millionen Euro veranschlagt. Schon bei der ersten Überholung Mitte der 90er Jahre prognostizierten die Experten, dass 25 Jahre später eine neue Sanierung fällig wird. Damals wurde unter anderem die Plexiglas-Elemente getauscht.

Das Dach mit seiner Seilkonstruktion überspannt 78▎000 Quadratmeter. Wie komplex und einzigartig diese Konstruktion ist, weiß kaum jemand besser als Fritz Lehrer. Der Aichacher, der damals in Gallenbach lebte, war 1969 als Techniker bei der Firma Schöninger in München beschäftigt und wurde mit der Prüfung der Dauerbelastung für die vier Millimeter dicken Acrylglasplatten beauftragt. In der Fertigungshalle wurde eine Stahlkonstruktion mit Abständen der genauen Auflagepunkte originalgereu nachgebildet, erinnert er sich. Mit gefüllten Sandsäcken wurde die Belastbarkeit geprüft, dabei ging es nicht nur um eine vorübergehende, sondern auch um eine andauernde Belastung. Stundenweise wurde laut Fritz Lehrer die Durchbiegung und Stabilität der Acrylglasplatten mit angebrachten speziellen Messuhren aufgezeichnet. Erst nach dieser Prozedur begann die Fertigung der Teile.

Als vor Kurzem European Championships im Fernsehen übertragen wurden, erinnerte sich der Diplomingenieur an "die größte Herausforderung in meinem Berufsleben", denn er war auch bei der ersten Sanierung in den 90er Jahren mit seinem Team als technischer Projektleiter für die ausführende Firma tätig. Schon damals berichtete die AICHACHER ZEITUNG darüber, wie Fritz Lehrer die Sanierung umsetzte: Er ersann für die rund 8200 Acrylplatten ein Koordinatensystem, dann kreiste drei Stunden lang ein Hubschrauber über dem Dach, um dreidimensionale Aufnahmen zu machen. Der Hubschrauber wiederum verursachte Druck- und Sogwirkungen, die ebenfalls Vorsicht bei der Umsetzung geboten. Heute steht den Planern eine ganz andere Technik zur Verfügung. So wurde ein 3-D-Modell erstellt, um die statischen Probleme genauer zu beleuchten. Und sollte jemand Luftaufnahmen benötigen, schickt er einfach eine Drohne los.

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