Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

500 Jahre Hochablass: 38 Holzpfähle im Lech markierten die bairische Grenze

Das Archivbild zeigt den Wiederaufbau des Hochablasses nach dessen Zerstörung im Jahre 1910.<br> (Foto: Stadtarchiv)
Das Archivbild zeigt den Wiederaufbau des Hochablasses nach dessen Zerstörung im Jahre 1910.
(Foto: Stadtarchiv)
Das Archivbild zeigt den Wiederaufbau des Hochablasses nach dessen Zerstörung im Jahre 1910.
(Foto: Stadtarchiv)
Das Archivbild zeigt den Wiederaufbau des Hochablasses nach dessen Zerstörung im Jahre 1910.
(Foto: Stadtarchiv)
Das Archivbild zeigt den Wiederaufbau des Hochablasses nach dessen Zerstörung im Jahre 1910.
(Foto: Stadtarchiv)

Er ist zu einem Stück Heimat geworden: der ab 1910 wiedererrichtete Hochablass. Sein Vorgänger wurde durch den wütenden Lech kurz und klein geschlagen und ganz Hochzoll versank damals in den braunen Fluten. Wichtige kommunale Aufgabe des Hochablasses ist es seit jeher, über einen von ihm abgeleiteten Kanal – dem heutigen Hauptstadtbach – das in der Unteren Stadt weit verzweigte Netzwerk von Bächen und Kanälen zu versorgen. Mühlen und Handwerksbetriebe sowie später die Fabriken waren darauf angewiesen. Doch seit wann gibt es diesen den grünen Lech in die Stadt hinein transportierenden „Wasserschöpfkopf“ eigentlich?

Die Antwort gibt eine im Augsburger Staatsarchiv verwahrte und recht in die Jahre gekommene handgezeichnete Kartierung. Gefertigt wurde diese wohl schon in den 1590er Jahren. Etwa 70 Jahre vorher, im Jahre 1523 – jetzt vor 500 Jahren, entschied sich nämlich der reichsstädtische Rat für den Bau eines Ablasses „hoch oben am Lech“ – deshalb der Name Hochablass. Die Karte mit dem „Ur-Hochablass“ entstand wahrscheinlich im Auftrag der Augsburger, die mit den Baiern wegen der oft durch Hochwasser wechselnden Lechgrenze immer wieder recht massive Querelen auszufechten hatten und bestimmt auch deshalb, um für gerichtliche Scharmützel gewappnet zu sein.

Augsburg musste tief in die Stadtkasse greifen

So war es für die Reichsstädter auch nicht leicht, sich mit den hohen Nachbarn im Osten wegen eines neu zu errichtenden Wehres zu einigen. Wahrscheinlich wird hierzu nur ein tiefer Griff in die Stadtkasse geholfen haben. Schließlich musste sich die hölzerne Stauanlage bis zum bairischen Ufer erstrecken und „bairisches Wasser“ wurde auch entzogen. Und wichtig war die Konzipierung einer breiten Floßgasse, denn die Lechflößer hatten bis Wien oder gar Belgrad zu „reisen“. Schließlich drängten die herzoglichen Nachbarn auch auf die Dokumentierung der gerade in diesem Bereich umstrittenen Grenze.

Diese verlief nach Meinung der Baiern am westlichen Ufer. Diesbezüglich hatten die Augsburger jetzt recht schlechte territoriale Karten. Wohl oder übel mussten sie zulassen, dass unterhalb des Hochablasses gleich 38 Pfähle entlang des Westufers den Beginn der weiß-blauen Herrschaft markierten. Lange wird diese unübliche Grenzziehung – meist hatte die Mitte der Floßgasse diese Funktion zu übernehmen – nicht bestanden haben. Denn der stets vagabundierende Fluss machte die „gepfählte“ Grenze vermutlich bald zu Makulatur. Und die reichstädtischen und kurbairischen Advokaten bekamen dann wieder reichlich Gelegenheit für viel Hin- und Herschreiberei.


Von Dr. Heinz Münzenrieder
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