Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 06.05.2012 16:37

Jeder kriegt, was er verdient

<p> <x_bildunterschr> <b>Fesselnd </b> und opulent in Maske und Gesamtbild: Das Pegasus-Theater ist einmal mehr einen Besuch wert.   Fotos: Andrea Hammerl </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Fesselnd </b> und opulent in Maske und Gesamtbild: Das Pegasus-Theater ist einmal mehr einen Besuch wert. Fotos: Andrea Hammerl </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Fesselnd </b> und opulent in Maske und Gesamtbild: Das Pegasus-Theater ist einmal mehr einen Besuch wert. Fotos: Andrea Hammerl </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Fesselnd </b> und opulent in Maske und Gesamtbild: Das Pegasus-Theater ist einmal mehr einen Besuch wert. Fotos: Andrea Hammerl </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Fesselnd </b> und opulent in Maske und Gesamtbild: Das Pegasus-Theater ist einmal mehr einen Besuch wert. Fotos: Andrea Hammerl </x_bildunterschr> </p>

Von der ersten Minute an fesselt das unterhaltsame, aber auch beklemmende Mysterienspiel das Premierenpublikum in der für Pegasus-Verhältnisse eher mäßig besuchten Stadthalle in Schrobenhausen. An sechs Seelen soll die Welt (mal mütterlich, mal zickig: Nicole Mahrenholtz) im Auftrag des Meisters (Gerald Deckart als Stimme aus dem Off) neue Rollen für ein Spiel verteilen, was sie protestieren lässt. „Sie sind meine Kinder, jedes hält sich für den Mittelpunkt“, erklärt sie, warum sie keinem eine „schlechte Rolle“ aufzwingen möchte. Auch zu kurze Rollen könnten Probleme bereiten, weil keiner früh abtreten wolle von der Bühne. O ja, die Welt kennt ihre Pappenheimer bestens, weshalb ihr der Tod als Bühnenmeister zur Seite gestellt wird.

Herbert Nadler versieht die düstere Rolle weitgehend schweigend aus dem Hintergrund, bis er im dritten Akt zu ungeahnter Hochform aufläuft. Vorwitz (schlitzohrig: Remo Feihl) und Widersacher (boshaft: Stephan Klebel) kommentieren das Spiel des Meisters auf ihre Weise, wobei der rot-schwarz Gewandete im Vergleich zu Goethes Mephisto fast schon harmlos erscheint. König, Bauer, Reicher, Schönheit, Weisheit und Bettler – das sind die Rollen, die an ungeborene Seelen verteilt werden. Kein Wunder, dass sich der designierte Bettler wehrt. Alexander vom Stein beeindruckt tief mit seinem ungeheuer intensiven Spiel, das so manche Gänsehaut erzeugt. Und das nicht nur, wenn er wutentbrannt auf vermeintlich Bessergestellte losgeht.

Die Schönheit (naiv: Melanie Lux) gesellt sich zur Macht (selbstgefällig: Ferdinand Kreitmair), wobei sie verkennt, dass der König nur schöner Schein ist, denn die Fäden hält der Reiche (Martin Lobpreis) in der Hand.

Die Weisheit (zurückhaltend, aber stark: Heike Dietrich) hält sich abseits und aus dem ach so menschlichen Geplänkel um Macht, Gier und Reichtum heraus, der Bauer (Martin Bichler) kehrt erst im Angesicht des Bettlers sein Wohlleben heraus.

Das Stück ist so aktuell wie eh und je, wie es auch Goethes Faust immer sein wird, zu dem sich Parallelen des „Salzburger Großen Welttheaters“ nahezu aufdrängen. Augenzwinkernd, mahnend, mit reichlich Ironie und dennoch Liebe zu diesem unvollkommenen Geschöpf zeigt der Autor die Grenzen des Menschen auf.

Während sich im ersten und zweiten Akt ein spannendes Drama entwickelt und unvermeidlich einer Klimax zuzustreben scheint, macht der Bühnenmeister im dritten Akt unvermutet kurzen Prozess mit den Akteuren. Wie so oft im richtigen Leben…

Faszinierend, fesselnd, packend und in gewohnter Pegasus-Qualität schauspielerisch ausgezeichnet besetzt, opulent in Maske und Gesamtbild, stringent und professionell in rund 90 Minuten Spielzeit inszeniert von Meinrad Schmitt, erweist sich „Das Salzburger Große Welttheater“ als Geheimtipp für alle, denen Faust zu lang und anstrengend erscheint, aber auch diejenigen, die den Stoff als Familientheater erleben möchten, wobei das Alter der Zuschauerkinder diesmal wohl etwas höher anzusetzen ist als gewohnt.

Für das in düsterem Grau-Blau gehaltene Bühnenbild, aus dem Christus hell herausleuchtet, zeichnet Jessica Krause verantwortlich, die erstmals als Bühnenbildnerin für das Pegasus-Theater tätig war. Vermissen lässt das Welttheater nur eines – die Live-Musik, sonst Markenzeichen des Pegasus-Theaters. Dafür entschädigen Chor und Tanzgruppe sowie die eingespielten Musikaufnahmen von Joseph Rast (Trompete) und Meinrad Schmitt (Orgel).

Dass Heike Dietrich stimmlich indisponiert ist, fällt kaum ins Gewicht dank der aufmerksam synchronisierenden Tanja Lichtschlag, die ihr die Stimme leiht. Insgesamt ein rundum gelungenes, professionell dargebotenes Theaterstück, stimmig, spannend, aufwändig gestaltet – ein sehr zu empfehlender Augen- und Ohrenschmaus.

Von Dr. Andrea Hammerl


Von AHaas
north