Aindlinger (16./4 Punkte) und Hachinger (17./2) sind Leidensgenossen hinsichtlich Tabellen- und Personalsituation. Der Aderlass bei der „Zweiten“ der SpVgg war mindestens so schlimm wie beim TSV. Zehn Spieler der vergangenen Saison waren am Samstag in der „Ersten“ gegen Sandhausen dabei. „Das ist zwar erfreulich“, sagt Trainer Harry Deutinger, „aber wir müssen halt wieder ganz von vorne anfangen.“ Zu allem Übel haben sich in der letzten Woche auch noch Torhüter Matthias Luginger (Kreuzband-riss) und Valonis Kadrijaj (Bänderriss im Sprunggelenk) verletzt. Und jetzt ist auch noch Angreifer Lennart Hasenbeck zur „Ersten“ abkommandiert worden. „Ich habe keinen Stürmer mehr“, sagt Deutinger. Aber alles Wehklagen hilft nichts. „Wir brauchen ein Erfolgserlebnis.“ Das Schüsselhauser Kreuz war für die SpVgg immerhin meist ein gutes Pflaster. Am 11. August März 2010 gewann sie 3:1.

Aindling freilich ist nach drei Pleiten am Stück auch in Zugzwang. „Wenn wir uns gescheit konzentrieren und so auftreten wie in den bisherigen drei Heimspielen, dann kommt auch mal ein gerechtes Ergebnis heraus“, glaubt Anderl.

In Rosenheim haderten die Lechrainer zu Recht. Das 1:2 zehn Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit hatten sie nicht verdient. Obwohl Anderl auch klarstellt, dass im Oberland „ein paar Dinge nicht so waren, wie er es sich vorgestellt hatte“. Hauptsächlich ging dem Gundelfinger die Laufbereitschaft ab. „Alle elf müssen ackern, nicht nur sechs oder sieben.“ Der Trainer hat schon immer bedeutet, dass seine Spieler als Individualisten nicht gut genug seien. Deshalb müsse er sie als „Mannschaft voranbringen, um das Maximale herauszuholen“.

In Rosenheim hat’s mit dem Kollektiv im ersten Abschnitt nicht geklappt, im zweiten war’s dann ganz passabel. Das traf im Speziellen auch auf Daniel Söllner zu, der sich nach anfänglichen Wacklern merklich steigerte. Der Youngster, der es sich als gelernter Mittelfeldspieler vor zwei Monaten nicht hätte träumen lassen, in der Bayernliga rechts in der Viererkette zu verteidigen, wird heute wohl fehlen. „Er kommt von seinem Arbeitsplatz bei MAN nicht rechtzeitig weg“, bedauert Anderl. Was tun? Söllners Absenz offenbart des Trainers größtes Problem: „Wir haben von Simon Huber abgesehen keine Außenspieler.“

Vielleicht lässt sich Ervin Okanovic, von Haus aus ein zentraler Mittelfeldspieler, umfunktionieren. Anderl hofft, dass die Spielerlaubnis für den Deutsch-Bosnier (kickte zuletzt in der Schweiz für La Tour) endlich eintrifft. Aber internationale Wechsel können dauern, das sollten sie auch beim TSV wissen.

Wenigstens kann sich Anderl im Angriff inzwischen auf Marcel Ebeling (drei Saisontore) verlassen. Der Neuzugang von der U 23 der Sechziger müsse nur noch mehr für die Defensive arbeiten, mahnt der Coach an. In diesem Punkt hatte in Rosenheim aber nicht nur der 21-Jährige Defizite. Von Heribert Oberhauser