Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 24.07.2017 12:00

TSV Aindling mit Megadusel zum ersten Sieg

Der nach einer Stunde   ausgewechselte Daniel Ritzer gratuliert Florian Peischl zu dessen grandioser Vorstellung.
Der nach einer Stunde ausgewechselte Daniel Ritzer gratuliert Florian Peischl zu dessen grandioser Vorstellung.
Der nach einer Stunde ausgewechselte Daniel Ritzer gratuliert Florian Peischl zu dessen grandioser Vorstellung.
Der nach einer Stunde ausgewechselte Daniel Ritzer gratuliert Florian Peischl zu dessen grandioser Vorstellung.
Der nach einer Stunde ausgewechselte Daniel Ritzer gratuliert Florian Peischl zu dessen grandioser Vorstellung.

Verkehrte Welt: Die eindeutig besseren Kaufbeurer waren am Boden zerstört, die Aindlinger konnten ihren Dusel kaum fassen. Die lautesten Jubelschreie stieß nach dem Schlusspfiff des souveränen Benjamin Mignon Florian Peischl aus. Zu Recht. Nur ihrem Torhüter hatten es die Gäste zu verdanken, nicht erneut leer auszugehen. „Peischl war überragend”, anerkannte Trainer Roland Bahl.

Bahl kam natürlich angesichts des Spielverlaufs und des gefühlten Chancenverhältnisses von 100:1 zugunsten Kaufbeurens nicht umhin einzuräumen, seine Mannschaft habe „ohne Wenn und Aber glücklich gewonnen”. Im selben Atemzug erinnerte er jedoch an den vergangenen Mittwoch, als der TSV gegen Mering „unglücklich” verloren habe.

Der Trainer war emotional angefasst ob der Kritik, die er sich nach den beiden Auftaktpleiten hatte anhören müssen. „Es mag ja sein, dass ich vielleicht nicht immer die richtige Entscheidung getroffen habe”, sagte er, „aber muss man deshalb gleich alles in Frage stellen? Andere Vereine verlieren auch mal zwei Spiele hintereinander.” Das stimmt. Allerdings schlagen zwei Niederlagen am Stück zum Saisonauftakt, noch dazu bei einer entsprechenden Erwartungshaltung, härter durch als mitten in der Spielzeit.

Im Vergleich zur Formation des Mering-Spiels hatte Bahl für Kaufbeuren kaum noch einen Stein auf dem anderen gelassen; er tauschte sechs Mal. Knauer, Schöttl, Buchhart, Steger und Kubina drückten die Bank, Raber war privat eingespannt. Dafür fanden Wiedholz, Englisch, Mayr, Wink, Fischer und Ritzer Aufnahme in der Startelf. Julian Mayr und Christian Wink gaben das Sechserpaar, stattdessen schob Bahl Patrick Modes weit nach vorne. Sein Kapitän habe ihm als zweite Spitze neben Daniel Ritzer „gut gefallen”, urteilte der Coach.

Genau genommen war der TSV in den 90 Minuten nur einmal wirklich nahe dran an einem Tor - das war unmittelbar vor der Pause. Simon Fischers 14-m-Schuss nach einer Ecke wäre wahrscheinlich im Kasten der SpVgg gelandet, wenn nicht Modes am Torraum im Weg gestanden wäre. Modes' folgenden Versuch blockte Benjamin Kleiner, worauf der Ball zu dem an der Strafraumgrenze lauernden Haci Ay flog. Den Schuss des kleinen Türken lenkte Daniel Baltzer mit einer famosen Parade über die Latte. Das waren gleichsam drei Chancen auf einmal. Sonst bekam Baltzer nichts zu halten.

Überraschend ersetzte Bahl mit Rechtsaußen Ay den umtriebigsten Aindlinger mit Wiederbeginn durch Matthias Steger. „Haci hat zwei Mal durchgespielt, ich will ihn nicht kaputtmachen”, begründete Bahl die Maßnahme. Nach Auffassung des Vorarbeiters kam Ay außerdem „in der Defensive nicht mehr hinterher”. Der quirlige kleine Türke konnte seine Auswechslung allerdings nicht nachvollziehen.

Bahl hoffte mit Steger auf frischen Wind. Aber davon war nichts zu spüren. Die Aindlinger kriegten nach dem Seitenwechsel keinen Fuß mehr auf den Rasen des Parkstadions. Hatte Peischl schon in einem ziemlich ausgeglichenen ersten Abschnitt zwei Mal gegen die Lukasse Zink (19.) und Greif (36.) einen Rückstand verhindert, so geriet er im zweiten immer mehr in den Brennpunkt. Zu verdanken hatte der 22-Jährige die Arbeitsbeschaffung seinen Innenverteidigern Wolfgang Klar und Michael Hildmann. Wenn Bahl bilanzierte, Klar und Hildmann seien „zurzeit nicht in Höchstform”, so war dies ausgesprochen charmant formuliert.

Vor allem Zink stürzte die beiden in manche Verlegenheit. Drei Mal lief der schnelle Kaufbeurer Angreifer allein aufs TSV-Gehäuse zu, stets gebot ihm Peischl reaktionsschnell Einhalt. Bei Kleiners Kopfball nach einer Stahl-Ecke vollbrachte Peischl seine größte Tat (72.).

Wer andererseits so viele Möglichkeiten in den Sand setzt wie die Kaufbeurer, der darf sich nicht wundern, wenn er am Ende dumm dreinschaut. Stefan Meisel (83.) und Marcel Halder (87.) vergeigten die größten, aus ein paar Metern schossen sie jeweils über den leeren Kasten. SpVgg-Trainer Christian Möller flippte schier aus, hüpfte auf der Tartanbahn herum wie Rumpelstilzchen. „Neben Peischl hat uns auch Kaufbeuren im Spiel gehalten”, sagte der Kollege Bahl.

Es grenzte schier an ein Wunder, dass die Aindlinger keinen Schaden nahmen. Das Geschehen spielte sich nur noch in ihrer Hälfte ab. In der zweiten Minute der Nachspielzeit ging es dann doch noch einmal in die andere Richtung. Lukas Wiedholz spielte an der rechten Flanke den Ball ideal in den Lauf von Buchhart, der Baltzer aus spitzem Winkel überwand. Was für ein groteskes Ende eines nach der Pause total einseitigen Spiels.

Peter Heuer trug die aus dem ersten Gegentor resultierende erste Saisonniederlage der SpVgg mit Fassung. „Für unsere Verhältnisse haben wir ein gutes Spiel geliefert, nur im Abschluss war halt viel Unvermögen dabei”, betonte der Kaufbeurer Teammanager.

SpVgg Kaufbeuren: Baltzer - Nieberle, Kleiner, Vetter, Stahl - Süli, Halder - Greif, Zink - Meisel, Ried (75. Eckers).

TSV Aindling: Peischl - Wiedholz, Klar, Hildmann, Englisch - Wink, Mayr - Ay (46. Steger), Fischer (80. Buchhart) - Modes - Ritzer (62. Kubina).

Tor: 0:1 Buchhart (90.+2). - Schiedsrichter: Mignon (Aying) - Zuschauer: 100. - Gelbe Karte: Greif, Zink - Wink, Mayr, Buchhart. - Gelb-rote Karte: Süli (88.). Klar und Hildmann „zurzeit nicht in Höchstform”


Von Heribert Oberhauser
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