Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 28.06.2011 16:07

Robuste Sulzer-Schlepper

<p> <x_bildunterschr> <b>Sulzer </b> S 30 LA aus dem Jahre 1956. </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Sulzer </b> S 30 LA aus dem Jahre 1956. </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Sulzer </b> S 30 LA aus dem Jahre 1956. </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Sulzer </b> S 30 LA aus dem Jahre 1956. </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Sulzer </b> S 30 LA aus dem Jahre 1956. </x_bildunterschr> </p>

Ignaz Sulzer war ein echter Unternehmer, der es schaffte, aus kleinen Anfängen einen in der Region anerkannten mittelständischen Betrieb aufzubauen. Mit Erfindungsreichtum, Risikobereitschaft und einer gehörigen Portion Zuversicht baute er seine Fertigung auf, zunächst in der Wagnerei, später in einem neuen Fabrikationsgebäude.

Während des Zweiten Weltkriegs heiratete Johann Schreiber aus München Maria Sulzer, eine der Töchter von Ignaz Sulzer. Johann Schreiber war ein qualifizierter Maschinenbauingenieur und schon bald für die technische Konzeption der Schlepper zuständig. Da Johann Schreiber ihn bei der Organisation der Fertigung entlastete, wurde der Arbeitsschwerpunkt von Ignaz Sulzer bald der Vertrieb: Ignaz Sulzer verkaufte Sulzer-Schlepper. Schon nach kurzer Zeit war Ignaz Sulzer bei den Landwirten in der Region Friedberg, Aichach und im Dachauer Hinterland eine bekannte Persönlichkeit. „Der Sulzer verkauft seine Schlepper in der Wirtschaft“ war ein Spruch, der seine Verkaufsaktivitäten treffend charakterisiert. Wenn man heute mit Landwirten spricht und den Namen Ignaz Sulzer erwähnt, dann erfährt man immer wieder neue Geschichten darüber, wie Ignaz Sulzer seine Schlepper verkauft hat.

Bei diesen Geschichten schwingt immer die Anerkennung über seine verkäuferischen Fähigkeiten und sein Verhandlungsgeschick, oft auch die Hochachtung über die typisch bayerische Schlitzohrigkeit von Ignaz Sulzer mit.

Die Firma Ignaz Sulzer Maschinen- und Fahrzeugbau, wie sich der Betrieb in den 1950er- und 1960er Jahren nannte, verkaufte die Schlepper nicht nur in der Region. Die Sulzer-Schlepper waren als robust und zuverlässig bekannt. Das sprach sich auf dem Schleppermarkt herum. Ignaz Sulzer lieferte Schlepper an Händler im Allgäu, im Schrobenhausener Gebiet, in die Region westlich und nördlich von Augsburg und auch ins Ausland nach Belgien, Frankreich, Norwegen, Schweiz, sogar bis nach Argentinien und nach Tunis.

Die Typenvielfalt der Sulzer-Schlepper war groß und in vielen Fällen von den Kundenwünschen beeinflusst. Im Zeitraum von 1946 bis 1963 waren es nicht weniger als 42 unterschiedliche Schleppertypen, die ausgeliefert wurden.

Im Jahr 1963 mussten Ignaz Sulzer und Johann Schreiber die Schlepperproduktion einstellen und sich auf die Herstellung anderer Produkte konzentrieren. Ausschlaggebend waren ein Lieferantenproblem bei Kupplung und Getriebe und die Tatsache, dass die Firma Ignaz Sulzer wie viele andere kleinere und mittelgroße Schlepperhersteller in Deutschland mit den technischen Entwicklungen auf den Gebieten Hydraulik und Elektronik, Fahrwerkstechnik und Automation in der Fertigung nicht mithalten konnten. Die erforderlichen Investitionen waren nur mehr für kapitalkräftige Großbetriebe zu schultern.

Am 14. Oktober 2007, also im Jahr des 110. Geburtstags des Firmengründers Ignaz Sulzer, veranstaltete der Heimatkundliche Kreis Dasing e.V. das 1. Sulzer-Schlepper-Treffen. Das ehrgeizige Vorhaben bestand zunächst darin, möglichst viele der noch erhaltenen Sulzer-Schlepper ausfindig zu machen. In mühevoller Arbeit gelang es, etwa 110 Sulzer-Schlepper in den Landkreisen und Gemeinden um Dasing und auch weiter entfernt zu identifizieren und zu dokumentieren.

Am Tag des 1. Sulzer-Schlepper-Treffens, einem herrlichen Oktobertag, stellten sich über 90 Sulzer-Schlepper der Baujahre 1949 bis 1962 sowie einige Schlepper-Besonderheiten in der Bahnhofstraße in Dasing auf. Der Besucherandrang war überwältigend. Mit Frauen und Kindern dürften es etwa 4000 Besucher gewesen sein, die sich die Sulzer-Schlepper-Schau und die Ausstellung über die Firmengeschichte der Ignaz Sulzer Maschinen- und Fahrzeugbau GmbH angeschaut haben. Das aus Anlass des Sulzer-Schlepper-Treffens 2007 vom Heimatkundlichen Kreis Dasing e.V. herausgegebene Buch „Sulzer-Schlepper-Dokumentation“ (Firmengeschichte, Fotos und Datenblätter aller aufgefundenen und von einigen bereits verschrotteten Sulzer-Schleppern, alte Firmenprospekte usw.) war bereits am Tag des Schlepper-Treffens ausverkauft. Die Schlepperpost, die deutschlandweit gelesene Fachzeitschrift für alte Schlepper, und die regionalen Zeitungen haben über dieses Ereignis ausführlich berichtet. Bilder von dem Sulzer-Schlepper-Treffen sind in verschiedenen Schlepper-Jahrbüchern veröffentlicht worden.

Eigentlich wollte es der Veranstalter, der Heimatkundliche Kreis Dasing e.V., bei dem einen Sulzer-Schlepper-Treffen belassen, obwohl die Veranstaltung eine bundesweite Resonanz fand und viele Sulzer-Schlepper-Besitzer nach einer Fortsetzungsveranstaltung fragten. Mitte 2010 kam der Initiator des Landtechnischen Museum Hergertswiesen, Georg Koller, auf den Heimatkundlichen Kreis zu und schlug vor, zusammen ein zweites Sulzer-Schlepper-Treffen in Hergertswiesen zu veranstalten. Nach einigem Überlegen und internen Diskussionen wegen des zu erwartenden großen Arbeitsaufwands wurde beschlossen, es noch einmal zu versuchen.

Das Sulzer-Schlepper-Treffen wird nun am Sonntag, 3. Juli, in Hergertswiesen bei Eurasburg im Landkreis Aichach-Friedberg als Gemeinschaftsveranstaltung des Landtechnischen Museums Hergertswiesen und des Heimatkundlichen Kreises Dasing stattfinden. Die Veranstaltung wird nach Eintreffen der Schlepper um 11 Uhr eröffnet und endet voraussichtlich mit einem Schlepperkorso zum Nachbarort gegen 17 Uhr. Der Landhausbräu Koller wird am bereits am Freitag, 1. Juli, und am Samstag, 2. Juli, in dem gemeinsamen Festzelt Musikveranstaltungen durchführen. Gutes Wetter vorausgesetzt, werden zum 2. Sulzer-Schlepper-Treffen am 3. Juli wieder eine Besucherzahl wie im Jahr 2007 in Dasing erwartet.

Da bereits inzwischen 55 weitere Sulzer- und einige Gutter-Sulzer-Schlepper gefunden wurden, wird die Zahl der teilnehmenden Schlepper voraussichtlich größer sein als 2007. Neben einer attraktiven Schau mit Mini-Schleppern werden auch Handwerker ihr Können zeigen. Für die Schlepper-Fans besteht die Möglichkeit, mit alten Geräten bei der Heuernte mitzuarbeiten. Das Buch über die Sulzer-Schlepper wird in einer überarbeiteten und erweiterten Fassung neu aufgelegt. In diesem Buch sind alle aufgefundenen Sulzer-Schlepper, aber auch Gutter-Sulzer- und Wahl-Sulzer-Schlepper sowie der einzige noch erhaltenen Ceres-Sulzer-Schlepper mit Bildern und technischen Daten dokumentiert. Das Buch enthält außerdem eine ausführliche und gegenüber der Erstauflage erweiterte Firmengeschichte, Sulzer-Schlepper-Prospekte, Statistiken und einen nostalgischen Bericht über bereits verschrottete Sulzer-Schlepper. Das Buch kann beim Heimatkundlichen Kreis Dasing (08205/6240) oder bei der Veranstaltung erworben werden.


Von AHaas
north