Dabei geht es nur in zweiter Linie um inhaltliche Fragen. Beide bestätigen vielmehr, dass zwischen ihnen die Chemie einfach nicht stimmt. Das hat sich dann allerdings auch auf der Sachebene niedergeschlagen. So war der Pöttmeser Erich Poisl zum Beispiel hinsichtlich der Nachfolge des verstorbenen Kreisbrandmeisters Josef Zettl aus Gundelsdorf anderer Ansicht als Bockemühl.

Vielleicht handelt es sich tatsächlich um einen Generationenkonflikt, das will der 57-jährige Erich Poisl, der einer von drei Kreisbrandinspektoren war, nicht ausschließen. Bockemühl, der mit 32 Jahren ein ausgesprochen junger Kreisbrandrat ist, hat schließlich eine neue Gangart eingeschlagen. „Ich habe den Auftrag bekommen, das Feuerwehrwesen zukunftsfähig zu machen, da muss man auch mal mit alten Strukturen brechen“, erklärt er. Dabei wollte sich auch Poisl Neuem nicht grundsätzlich versperren, aber mit der Brechstange wollte er es auch nicht durchgesetzt sehen. Denn gerade weil die Feuerwehr ehrenamtlich arbeite, müsse man auch Konzessionen machen. Besonders in Hinblick auf Fragen der Ausbildung, wer also wann welche Lehrgänge absolvieren muss, gab es Differenzen. „Neue Wege und neue Techniken“ verlangt Bockemühl, mehr Rücksichtnahme auf die Ehrenamtlichen will Poisl. Er vermisste einen Dialog auf Augenhöhe mit Bockemühl. Der habe weder Rat gesucht noch Rat angenommen. Außerdem trifft er seine Entscheidungen im Alleingang, vieles ist jetzt Chefsache. „Aber ich kann ihn nicht vertreten, wenn ich nur einen Bruchteil von allem weiß“, sagt Poisl.

Der hat mit dem Vertreten bekanntlich Erfahrung: Das Amt des im März vergangenen Jahres zurückgetretenen Kreisbrandrats Gerhard Orteld hat er monatelang kommissarisch ausgeübt. Einen Königsweg aus dem Amt des Kreisbrandinspektors gab es jenseits des Rücktritts nicht: Die Amtszeit läuft nicht ab und Bockemühl habe ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er mit ihm nicht weiter zusammenarbeiten möchte. Sein Schritt sei deshalb zum Wohle der Inspektion gewesen. Seit 1970 ist Erich Poisl aktiv bei der Feuerwehr, seit 2006 war er Kreisbrandinspektor. Mit dem aktiven Dienst ist jetzt Schluss, damit es keine Gelegenheit mehr gibt, einander in die Quere zu kommen.

Im Gespräch mit der AICHACHER ZEITUNG bemühten sich beide nicht nachzutreten. Natürlich sei es ein Verlust, wenn man einen Mitarbeiter mit soviel Knowhow verliere, sagte Bockemühl. Es sei jedoch auch die Chance für einen Neubeginn. Um zu unterstreichen, dass man nicht im Streit auseinandergegangen ist, will Bockemühl Poisl zum Ehrenkreisbrandinspektor ernennen. Wer Poisls Nachfolger im Inspektionsbereich 2 (Pöttmes, Baar, Aindling, Rehling Hollenbach) wird, ist noch offen.

Von Carina Lautenbacher