Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 19.04.2010 16:56

Humorist in eigenen Worten

<p> <x_bildunterschr> <b>Rezitator </b> Burkhard Engel brauchte nichts als eine Gitarre und Texte von Wilhelm Busch für einen gelungenen Abend.  <tab/>Foto: Alt </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Rezitator </b> Burkhard Engel brauchte nichts als eine Gitarre und Texte von Wilhelm Busch für einen gelungenen Abend. <tab/>Foto: Alt </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Rezitator </b> Burkhard Engel brauchte nichts als eine Gitarre und Texte von Wilhelm Busch für einen gelungenen Abend. <tab/>Foto: Alt </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Rezitator </b> Burkhard Engel brauchte nichts als eine Gitarre und Texte von Wilhelm Busch für einen gelungenen Abend. <tab/>Foto: Alt </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Rezitator </b> Burkhard Engel brauchte nichts als eine Gitarre und Texte von Wilhelm Busch für einen gelungenen Abend. <tab/>Foto: Alt </x_bildunterschr> </p>

Dabei wechselte Engel zwischen Passagen aus Buschs Autobiografie „Von mir über mich“ und dazu passenden humoristischen Versen und Texten ab. In schneller Abfolge verschmolz er beides zu einem langen, nur von einer Pause in der Mitte unterbrochenen Busch-Monolog, der in stark geraffter Form sein Leben und Werk abbildete: Seine Herkunft aus dem Hannoverschen und seine Kindheit in einer noch vorindustriellen ländlichen Idylle. Seine strenge Erziehung und der Beginn seiner genauen Beobachtung menschlicher Schwächen und Fehler. Schließlich seine Auseinandersetzung mit der Kunst, seine Vorliebe der stillen Malerei gegenüber dem in seinen Augen überkandidelten Musikbetrieb, seine glückliche Zeit beim Münchner Kunstverein, aber auch sein Scheitern als an niederländischen Meistern wie Rubens oder Hals geschulter Kunstmaler. Seine ironische Resignation.

So gut die komplizierte Persönlichkeit Busch dabei in seinen eigenen Worten zum Ausdruck kommt, es bleiben doch wichtige Facetten seines Lebens auf der Strecke: Dass er seine sehr erfolgreichen Bildergeschichten aus der Satirezeitschrift „Fliegende Blätter“, die schließlich zum Vorbild für die ersten amerikanischen Zeitungscomics wurden, selbst verachtete, ist heute wohl keinem Publikum mehr zu vermitteln. Und dass der große Humorist, der mit Wendungen wie „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr“ sprichwörtlich wurde, durchaus keine Frohnatur, sondern von Selbstzweifeln gequält war und als Künstler nie die erhoffte Anerkennung fand, das will heute niemand mehr hören, nachdem er mit seinen treffenden Karikaturen und heiter-hintergründigen Versen erfolgreicher wurde, als er es wohl selbst je erträumt hat.

Überhaupt muss aus technischen Gründen der Maler und Zeichner Busch völlig hinter dem Dichter zurücktreten. Seinen großen Bildergeschichten wie „Die fromme Helene“, „Tobias Knopp“ oder „Maler Klecksel“ fehlt daher die wichtige grafische Dimension, aber eine Multimediashow wäre im Schloss vermutlich kaum auf die Beine zu stellen gewesen.

Stattdessen brauchte Engel nur ein Pult, einen Hocker und seine Gitarre, wobei er die Texte mehr als eineinhalb Stunden lang fast ganz auswendig vortrug. Manche Gedichte, etwa aus Buschs Sammlung „Kritik des Herzens“, hatte er selbst im Degenhardtschen Liedermacherstil vertont. Die Besucher waren von dem unterhaltsamen Wilhelm-Busch-Abend sehr angetan und nötigten Engel hartnäckig zu zwei Zugaben.

Engel ist das letzte noch aktive Mitglied des 1995 in Südhessen gegründeten ursprünglich sechsköpfigen Cantaton-Theaters. Es ist ganz auf literarische Lesungen von Klassikern wie Erich Kästner, Kurt Tucholsky oder Heinrich Heine oder Programme wie „Liebeserklärungen“ oder „Literatur im Exil“ spezialisiert. Engel tritt nach eigener Aussage 120 bis 130 Mal pro Jahr auf. In den vergangenen Jahren gastierte er bereits zwei Mal in Aichach.


Von VGolling
north