Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 17.08.2018 12:00

Teufel auf dem Personalausweis

„Das alles hätten wir auch damals schon verhandeln können”, meinte Walter Hell am Ende. Wegen Volksverhetzung hatte er die 69-jährige Rentnerin bereits im Januar zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt. Während ihres damaligen Aufenthalts in Untersuchungshaft stellten Polizeibeamte einen auffälligen Ausweis unter den Habseligkeiten der Frau sicher.

Eine Scheckkarte, so groß wie ein amtlicher Personalausweis, kaum verändert. Die Farbe war ungewöhnlich, und der Aussteller war nicht etwa die Bundesrepublik Deutschland, sondern das „Deutsche Reich”.

Der Schluss lag nahe, die Angeklagte in Verbindung mit den sogenannten „Reichsbürgern” zu bringen. Diese erkennen die Bundesrepublik nicht als legitimen Staat an. Die Angeklagte selbst stritt diese Annahme jedoch ungefragt ab und beteuerte, dass die Scheckkarte nichts weiter als ein „Spaßausweis” gewesen sei. Sie habe nicht vorgehabt, sich damit auszuweisen. Davon abgesehen sei ihr beigebracht worden, sich nicht für politische Themen zu interessieren.

Unterdessen wurden die anwesenden Pressevertreter von den Begleitern der Angeklagten als „Lügenpresse” beschimpft. Mit einem mahnenden Blick in die Zuschauerreihen fügte die Frau hinzu, dass ihr Mann den Ausweis bestellt hätte. Der Konsequenzen dieser Tat sei sie sich nicht bewusst gewesen. So recht glauben wollte Walter Hell der Frau jedoch nicht. Zu verworren schienen die Erklärungen.

Im Urteil wurde das Gesamtstrafmaß auf ein Jahr und einen Monat erhöht.


Von Bastian Brummer
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