Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 16.05.2015 12:00

Existenzen liegen in Trümmern

Die Schneise des Tornados war 100 bis maximal 200 Meter breit. Er entstand bei Stettenhofen (Landkreis Augsburg), zog dann Richtung Anwalting, an dessen Nordrand vorbei nach Gebenhofen und weiter nach Affing, ehe er sich bei St. Jodok auflöste. Man könne den Weg klar erkennen, sagte Landrat Klaus Metzger nach einem Hubschrauberflug über die betroffenen Gebiete. Typisch für einen Tornado: Links und rechts der Schneise gibt es kaum Verwüstungen und vor allem an den Bäumen sieht man, dass weniger die Wucht des Windes, als seine Verwirbelung die Schäden verursacht hat. Dem hatten weder alte Gebäude und Gehöfte, noch die Häuser im Neubaugebiet in Affing etwas entgegenzusetzen. Manche stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Von der Salzbergkapelle sind nur noch die Grundmauern übrig geblieben.

Noch in der Nacht rollte eine große Hilfswelle an. Neben dem unermüdlichen Einsatz von 800 Mitgliedern von Feuerwehren, BRK und anderen Organisationen, kamen nach den Freunden und Verwandten auch hunderte Fremde aus dem Großraum Augsburg, um mitanzupacken. „Es ist ein selbstloser, aber auch gefährlicher Einsatz”, sagte Metzger, vor allem in Hinblick auf die vielen Arbeiten an den Dächern.

Die ungebrochene Hilfsbereitschaft beeindruckt auch Affings Stellvertretenden Bürgermeister Markus Winklhofer. „Wenn je der Spruch ,Menschen helfen Menschen' gestimmt hat, dann in Affing nach dem Tornado.” Zugleich sind die Betroffenen von einer anderen Welle inzwischen leicht genervt: Presseleute und Kamerateams lassen häufig den nötigen Anstand vermissen, beklagen einige der Anwohner. Nachdem die Staatsstraße 2045 bei Affing am Donnerstag wegen Schaulustiger gesperrt war, wird die Polizei am Wochenende ein besonderes Augenmerk darauf haben. Sollte sich Katastrophentourismus entwickeln, wird die Polizei dem einen Riegel vorschieben.

In anderen Regionen war das Unwetter weit weniger schlimm. In den Gemeindebereichen Hilgertshausen-Tandern, Altomünster, Indersdorf und Erdweg fielen diverse Bäume auf die Straßen. Die örtlichen Feuerwehren waren aber sehr schnell vor Ort und beseitigten die Hindernisse. In Randelsried fiel ein Baum in eine Stromleitung, was zu einem teilweisen Stromausfall führte.

Weitere Informationen und Hintergründe über den Tornado gibt es auf fünf Sonderseiten in der Wochenendausgabe der AICHACHER ZEITUNG; viele weitere Bilder in unserer Bildergalerie. Informationen und Spendenkonto: n Das Landratsamt hat eine eigene Nummer eingerichtet, bei der sich auch am Wochenende Betriebe und Handwerker mit Hilfsangeboten melden können: 08251/92-444. Für Sicherungs- und Aufräumarbeiten werden ab sofort insbesondere Dachdecker, Glaser, Gebäudereiniger und Abbruchfirmen gebraucht sowie Betriebe, die Hubsteiger und schweres Räumgerät zur Verfügung stellen können. Beeindruckend: Rund 100 Firmen waren schon am Donnerstagabend auf einer Liste auf der Internetseite des Landratsamtes genannt. n Wer einfach mitanpacken möchte, sollte mit festem Schuhwerk und Handschuhen nach Gebenhofen ans Sportheim kommen. Dort werden die freiwilligen Helfer registriert und mit einem Shuttlebus zum Einsatzort gebracht. n Der Kriseninterventionsdienst für psychosoziale Beratung ist in Bereitschaft. Betroffene können die Notfallseelsorge unter 0821/9060777 erreichen. n Die vom Landratsamt geschlossene Bauschuttdeponie Widmann wurde wieder geöffnet. n Die Gemeindeverwaltung bietet am heutigen Samstag und morgigen Sonntag zwischen 8 und 17 Uhr eine Kinderbetreuung im Kindergarten Haunswies an, sowohl für die Betroffenen als auch für die freiwilligen Helfer. Ab nächster Woche werden die Öffnungszeiten im Kindergarten Haunswies verlängert, er ist dann täglich bis 18 Uhr geöffnet. n Das für kommendes Wochenende geplante Pfingstfest der DJK Gebenhofen wurde abgesagt. n Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet: Spenden können an die Kontonummer 111, Bankleitzahl 70051210 (IBAN DE73 7205 1210 0000 000111, BIC BYLADEM1AIC) bei der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen überwiesen werden. Die Verwaltung und Vergabe der Spendengelder wird von der Gemeindeverwaltung Affing übernommen. n Die Sparkasse hat der Freiwilligen Feuerwehr Affing bereits eine Spende über 2500 Euro zur Verfügung gestellt. Viele Betroffene haben bereits bei der Sparkasse nach Leistungen ihrer Versicherung angefragt. Deshalb ist ein Team an Versicherungsspezialisten direkt vor Ort vertreten. Für Versicherungsfragen steht die ortsansässige Sparkasse rund um die Uhr – auch über das Wochenende – über die Hotline 08251/94 47 20 zur Verfügung. Sofortkredite soll es schnell geben. „Wir werden Erstattungsleistungen von Versicherungen unproblematisch vorfinanzieren sowie Betroffenen ohne entsprechenden Versicherungsschutz kurzfristig und unbürokratisch Kreditmittel für den Wiederaufbau zur Verfügung stellen“, so der Stellvertretende Vorstandsvorsitzende Rainer Wörz. />


Von Carina Lautenbacher
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