Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 16.01.2023 16:40

"Hatten nichts zu verlieren"

Roland Obermaier und Gottfried Schmidt (Foto: David Libossek)
Roland Obermaier und Gottfried Schmidt (Foto: David Libossek)
Roland Obermaier und Gottfried Schmidt (Foto: David Libossek)
Roland Obermaier und Gottfried Schmidt (Foto: David Libossek)
Roland Obermaier und Gottfried Schmidt (Foto: David Libossek)

Montagmorgen. Eine Zeit, in der Bilder von grummelig dreinblickenden Tieren inflationär in Chats und soziale Netzwerken als Stimmungsmetapher hin- und hergeschickt werden. Eine Zeit, in der viele gähnend den Henkel der Kaffeetasse umklammern und nach dem Wochenende versuchen, irgendwie auf Touren für die beginnende Arbeitswoche zu kommen. Hermann Brandmair hingegen gab gestern den Gegenentwurf zum gemeinen Montagsmuffel, als er die Redaktion zurückrief. Die Geschehnisse vom vorangegangenen Sonntagmorgen wirkten noch immer nach.

Mit 3:2 hatten die Luftgewehrschützen von Jagdlust Gallenbach die Kleinkaliberschützen Mering an deren Ständen besiegt, somit als Aufsteiger beim zu diesem Zeitpunkt Tabellenzweiten der Oberbayernliga gewonnen. "Wir haben uns alle wahnsinnig gefreut. Das war top!", sagt Brandmair, Mannschaftsführer des Jagdlust-Quintetts, und unterstreicht die durchweg starke Leistung seines Teams: "Wenn vier Schützen über die 380 Ringe kommen, dann geht da was." Und auch wenn bei Mering Florian Hirschberger, einer der Topschützen, aus beruflichen Gründen passen musste: Die insgesamt 1900 Ringe, die Gallenbach erzielte, hätten womöglich selbst dann für einen Auswärtssieg gereicht, wenn er dabei gewesen wäre.

So richtig erklären kann Brandmair den starken Auftritt gegen das Spitzenteam nicht. "Vielleicht", sinniert er, "war es das Gefühl, dass wir nichts zu verlieren haben. Wir hatten keinen Druck." Das Quintett sei hochkonzentriert in den Wettkampf gegangen, schildert der Gallenbacher Kapitän, der selbst zwei 95er- und zwei 96er-Serien hinlegte und sein Duell an Position drei mit Natalie Posselt mit 382:372 für sich entschied. Ein wichtiger Punkt, gingen doch die Mannschaftspunkte an den beiden Spitzenpositionen an Mering. Doch auch Stefan Jung an Vier durchbrach die 380er-Marke, rang Stefan Zieglmeir mit 381:372 nieder. Die 18-jährige Leonie Gail hatte im Schlusszweikampf keine Mühe. Für ihre Gegnerin, Merings Ersatzschützin Heike Penn, war die Oberbayernliga Neuland. "Sie war aufgeregt ohne Ende", schildert Brandmair. 369:335 hieß es schließlich für Gail - und damit 3:2 für Gallenbach.

"Wir hätten nicht gedacht, dass wir an diesem Tag punkten", betont der Mannschaftsführer abermals. Denn auch Wettkampf zwei in Mering bescherte Jagdlust eine Begegnung mit einem Aufstiegsanwärter. Zwar fiel die Gallenbacher Leistung mit 1884 Ringen durchaus ordentlich aus. "Aber da hatten wir nichts zu lachen", fasst Brandmair zusammen. Dass die zweite Mannschaft des Zweitligisten an den Positionen vier und fünf 386 respektive 388 Ringe auf die Anzeige zauberten, reicht aus, um die Überlegenheit des neuen Tabellenzweiten zu belegen. Die zwei unerwarteten Zähler gegen Mering aber versüßen nicht nur Brandmair den Montagmorgen, sondern lassen Gallenbach etwas entspannter in die wichtigen Wettkämpfe am 12. Februar gehen: Dann warten mit Gastgeber Alberzell und Gilching die beiden unmittelbaren Verfolger des Aufsteigers.

Zumal Gallenbachs Sieg auch Tagberg Gundelsdorf half, sich bis auf vier Punkte von Mering abzusetzen. Der Ligaprimus ließ im gut gefüllten Schützenheim an der Pfarrer-Kessler-Straße mal so gar nichts anbrennen. Das 3:2 am Vormittag gegen Gilching mag sich im Gesamtresultat knapp anhören - der 1916:1890-Ringe-Sieg war jedoch nie gefährdet. Beinahe hätte es gar zu einem glatten 5:0 gereicht. Michael Schaitz und Marina Settele schlossen als letzte beiden Schützen ihre Abschlussserien ab - da stand es bereits 3:0 für Tagberg. Die beiden legten unter dem Jubel der Zuschauer einen Zehner nach dem anderen hin. Im jeweils letzten Schuss benötigte das Gundelsdorfer Duo je einen weiteren Zehner, um ein Stechen zu erzwingen - beide verpassten es kanpp: Schaitz schoss eine 9,7, Settele eine 9,9.

Schaitz hatte bereits zu Beginn des Wettkampfs kleinere Turbulenzen durchlebt, traf unzählige Male eine 9,8 oder eine 9,9 und lag mit 382 Ringen unter seinen Möglichkeiten. Aber die Gundelsdorfer Nummer zwei erholte sich davon, bewegte sich im zweiten Schießen des Tages mit 387 Ringen wieder in gewohnten Michael-Schaitz-Sphären. Wenngleich das 5:0 gegen Großinzemoos enger war als erwartet, wie Gundelsdorfs Sportchef Gottfried Schmidt resümiert. "Das hat anfangs schlecht ausgeschaut. Es stand lange unentschieden. Erst am Ende der dritten Serien konnten wir wegziehen und haben den Sieg in der vierten klargemacht", schildert er den Verlauf: "Die haben uns gewaltig unter Druck gesetzt."

Letztlich wuppte sein Quintett auch diese überraschende Herausforderung gegen das Schlusslicht und bleibt souverän Tabellenerster. "Ich bin schon ein bissle stolz auf die Mädels und Jungs", sagt Schmidt. "Und auf alle anderen, die zur Mannschaft gehören. Zum Beispiel Jonas Lauber und Nicole Westermair, die am Computer dafür sorgen, dass die Anlage läuft und so ein Heimwettkampf reibungslos über die Bühne geht."

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