Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 29.03.2024 07:14

Blick in die „Unterkirche” in Stotzard

<b>Die Gruft und das heilige Grab</b> in der Pfarrkirche Stotzard. (Foto: Josef Abt)
Die Gruft und das heilige Grab in der Pfarrkirche Stotzard. (Foto: Josef Abt)
Die Gruft und das heilige Grab in der Pfarrkirche Stotzard. (Foto: Josef Abt)
Die Gruft und das heilige Grab in der Pfarrkirche Stotzard. (Foto: Josef Abt)
Die Gruft und das heilige Grab in der Pfarrkirche Stotzard. (Foto: Josef Abt)

In unserer Region gibt es in der Karwoche immer noch viele sogenannte Heilige Gräber, die im Gedenken an das Leiden und Sterben Jesu oft seit vielen Jahrhunderten für zwei oder drei Tage in Kirchen errichtet werden. Dabei gedenken die Gläubigen an den Kreuzestod Jesu und die Auferstehung, dies war in der Regel am Morgen des Ostersonntags, als Jesus aus dem Grab gen Himmel fuhr. Ein ganz besonderes Exemplar eines solchen heiligen Grabes gibt es in der Stotzarder Pfarrkirche in der Gemeinde Aindling, sie ist dem heiligen Apostel Petrus geweiht.

Diese Gruft unter dem Altarraum der Kirche ist aber erst viele Jahre nach dem eigentlichen Kirchenbau und einer der späteren Erweiterung entstanden. Die ursprüngliche erste Pfarrkirche in Stotzard dürfte nach alten Überlieferungen und Recherchen vom ehemaligen Stotzarder Kirchenpfleger Christoph Eibel im 12. oder 13. Jahrhundert gebaut worden sein. In den Jahren 1844 bis 1847 wurde die alte Kirche erweitert, damals blieb nur der alte Kirchturm stehen, der Rest wurde neu erbaut. Wiederum rund 50 Jahre später, also um 1896, wurde die Kirche um den Altarraum herum, dem neuromanischen Stile folgend, gegen Osten hin erweitert. Nachdem die alte Kirche auf einem Hügel erbaut war, der im Osten schroff abfiel, erforderte diese Erweiterung mit Verlängerung des Kirchenschiffs einen massiven Unterbau. Dieser sollte das Gewicht des darüber neu aufgebauten und frei überspannten Altarraums aufnehmen und tragen.

So entstand in Stotzard im östlichen Anbau eine Art Unterkirche, im Volksmund auch Gruft genannt. Es ist ein riesiges Gewölbe, durch Fenster auf der Ostseite durch den Lichteinfall der Morgensonne erhellt. Dadurch kommt auch die Gewölbedecke, die wie ein riesiges Himmelsfirmament gestaltet ist, mit den passenden Malereien besonders zur Geltung. Auf die Erweiterung der Stotzarder Kirche und besonders dieser Gruft verweist eine Steintafel an der Seitenwand in dem Untergeschoss mit einer Gravur, die da wörtlich lautet: „Als ein Zeichen der Dankbarkeit gewidmet allen Wohlthätern dieser Kirche, insbesondere dieser Gruft. Erbaut 1895/96. Gott vergelte es ihnen.”

Dieses Heilige Grab dürfte in Darstellung und Bauart wohl einmalig sein in der ganzen Region. Darauf ist auch das Mesner-Ehepaar Sandra und Michael Neumair besonders stolz, man spricht gern von einem Seltenheitswert. Die Neumairs freuen sich jedes Jahr wieder, wenn sie dieses Grab für die Kar- und Ostertage herrichten und schmücken dürfen und sind auch jedes Jahr wieder stolz über das Lob ihrer Arbeit. Freude und Anerkennung ist auch bei den hunderten von Besuchern aus nah und fern bemerkbar, die dieses gut über acht Meter hohe Gebilde immer wieder anzieht und die nicht nur zum Schauen kommen, sondern auch andächtig im Gebet vor der Grabesstätte Jesu innehalten.

Ab Gründonnerstag und an Ostern zugänglich

Während andere dieser heiligen Gräber aus Holzkonstruktionen bestehen, ist dieses riesige Art Felsengrab aus Tuffstein gebaut und darin sind die Nischen geformt, in welche die Figuren und Lampen platziert sind. Im oberen Bereich mit einem Kreuz und einer wunderbaren Pieta, also die Gottesmutter mit ihrem gekreuzigten Sohn auf dem Schoß. Ganz unten liegt Jesu im steinernen Grab, darüber der Altartisch mit dem Tabernakel. Hier wird am Gründonnerstag nach der Abendmahlmesse in einer Zeremonie Pater Thomas mit den Ministranten die geweihten Hostien vom Hauptaltar der Kirche positionieren, wo sie bis zur Auferstehungsfeier verbleiben. In dem Tuffstein gibt es auch mehrere Aussparungen, die ab Donnerstag mit vielen Glaskugeln bestückt sind. Diese werden mit farbigem Wasser gefüllt und beleuchtet, so dass das ganze Gebilde in einem mystischen Licht erscheint. Eingesäumt ist es zudem von Blumenstöcken, seitlich des Grabes bewachen zwei mannsgroße Engel mit Kerzenleuchter Jesus im Grab.

Aber nicht nur das heilige Grab ist was Besonderes in Stotzard, denn auf der gegenüberliegenden westlichen Seite in dieser Gruft gibt es eine riesige, sogenannte Lourdesgrotte. Darin steht die Gottesmutter und am Fuße der Madonna ist ein betendes Mädchen zu bewundern. Als Lourdesgrotten werden Mariengrotten bezeichnet, die den Grotten von Massabielle bei Lourdes in Südfrankreich und „Unsere Liebe Frau von Lourdes” nachgebildet sind. In einer solchen Grotte begegnete nach einer Überlieferung im Jahr 1858 die Muttergottes dem Mädchen Bernadette zum wiederholten Male. Diese Grotte mit der Marienerscheinung in Lourdes wurde nach den Angaben von der Zeitzeugin Bernadette im Jahr 1864 von Joseph-Hugues Fabisch im Original nachgebaut.

Diesen Ort hat der Katholische Frauenbund Stotzard vor Jahren als idealen Platz für die Gestaltung einer besonderen Maiandacht entdeckt und auserkoren. Auch heuer findet am Freitag, 17. Mai, eine solche Andacht in der Gruft vor der Lourdesgrotte statt. Dann schmückt das Mesnerehepaar diesen Raum samt Grotte besonders liebevoll und eine Vielzahl von Kerzen auf den Vorsprüngen vom Tuffstein leuchten ganz romantisch. Einige Strahler in dem abgedunkelten Raum geben dem steinernen Gebilde und der Gottesmutter noch ein zusätzliches, besonderes Flair für diese feierliche Andacht.

Somit steht diese Gruft jährlich eigentlich nur zweimal im kirchlichen Mittelpunkt und ist dann auch für alle Kirchenbesucher zugänglich. Mesner Michael Neumair ist glücklich über ein solch schönes „Kellergeschoss” unterhalb der Kirche. Sein größter Wunsch wäre aber eine Renovierung des gesamten Kellergewölbes. Denn hier habe der Zahn der Zeit ziemlich genagt und besonders die schönen Bemalungen an Wänden und Decke müssten dringend erneuert oder ausgebessert werden, wie der Mesner erzählt. Vielleicht finden sich ja einige großzügige Spender oder Spenderinnen, die helfen, solch ein Kleinod zu pflegen und für die Nachwelt zu erhalten.


Von Josef Abt
north