Das Klinikum hat die zugesicherten 30 Stellen im Pflegebereich und die eine Million Euro, mit der die Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte verbessert werden sollen, nun auch in seinem Wirtschaftsplan 2018 verankert. Eine interne Kommission arbeitet bereits an konkreten Lösungen, die das Personal im Alltag entlasten sollen. Für Verdi ist das allerdings nur ein „erster Schritt“. Die Gewerkschaft sieht nach wie vor in einigen Bereichen Verbesserungsbedarf.
Mehrmals hatten Mitarbeiter des Klinikums Augsburg im Herbst ihre Arbeit niedergelegt und waren für die Forderung nach Entlastung in Streik getreten. Der Krankenhausvorstand reagierte schließlich zum einen mit Sofortmaßnahmen, wie der Schließung der VIP-Station bis zum Ende des Jahres. Das dortige Personal wurde stattdessen auf anderen Brennpunkt-Stationen wie der Notaufnahme eingesetzt. Andererseits sicherte der Vorstand den Beschäftigten neue Pflegestellen zu sowie eine finanzielle Unterstützung für Maßnahmen, die die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals verbessern sollen. Wie die Maßnahmen im Einzelnen aussehen sollen, darüber berät nun eine interne Arbeitsgruppe, die aus Mitarbeitern des Personalrates, der Verwaltung und der Pflege besteht. Diese soll einen „Fahrplan“ entwickeln, der dann nach und nach in den Arbeitsalltag übernommen wird.
Nach den Streiks und Auseinandersetzungen zwischen Pflegepersonal und Klinikumsvorstand sind die Zugeständnisse des Klinikums „ein erster Schritt“, sagt Stefan Jagel, Gewerkschaftssekretär für das Gesundheits- und Sozialwesen bei Verdi. Er gehe aber davon aus, dass das Personal trotz der zusätzlichen Stellen noch knapp sei.
Besonders da Vorstandsvorsitzender Alexander Schmidtke bereits angekündigt hat, dass es wohl nicht so einfach sei, die 30 neuen Stellen auch zu besetzen. Schuld daran sei der Fachkräftemangel. Für Jagel allerdings liegt die Ursache noch woanders: Er sieht Mängel in der Ausbildungsqualität im Klinikum.
„Derzeit wollen Auszubildende oft nicht am Klinikum bleiben“, kritisiert er. Die Azubis würden oft an andere Stationen „ausgeliehen“, wenn dort gerade Not sei und würden nicht richtig ausgebildet. „Die Zufriedenheit müsste steigen, damit die Leute nach ihrer Ausbildung bleiben wollen. Es würde sich lohnen, im Rahmen des betrieblichen Prozesses darauf zu schauen“, so Jagel.
„Der Fachkräftemangel vor allem im Gesundheitswesen ist kein Augsburger Phänomen, sondern ein bundesweites Problem“, entgegnet das Klinikum. „Alle Krankenhäuser haben dieses Problem zu lösen.“ Es sei tatsächlich nicht leicht, freie Stellen im Pflegebereich zu besetzen. Die bundesdeutsche Politik habe hier viele Hausaufgaben zu machen und die gegenwärtige Schieflage zu korrigieren. Die Übernahmequote von „frisch gebackenen Gesundheits- und Krankenpflegern“ sei sehr hoch. Das Klinikum habe in diesem Jahr in der Pflege rund 70 Prozent der Absolventen übernommen. Es gebe aber „Pflegekräfte, die nach der Ausbildung bewusst wieder in ihre Heimatregionen zurückgehen, einige studieren anschließend zum Beispiel und wieder andere machen vor Arbeitsbeginn noch eine längere Reise und entscheiden sich hinterher“, begründet das Krankenhaus. Man habe darüber hinaus aber „weitere Anreize“ geschaffen, um etwa Mitarbeiter zur Mitarbeiter-Werbung zu motivieren.
Neben dem Pflegepersonal sieht der Wirtschaftsplan des Klinikums vor, auch im ärztlichen Bereich und im Bereich der Wirtschaftsdienste, wie Reinigung, Logistik und Servicekräfte, zusätzliche Stellen zu schaffen.
Man rechne für 2018 mit einem Jahresüberschuss von rund vier Millionen Euro und insgesamt mit Erträgen in Höhe von 435 Millionen Euro. Das seien 8,5 Millionen Euro mehr als im Jahr 2017. Zusätzliche Erlöse würden insbesondere durch Patienten mit einem höheren Schweregrad erwartet. Einsparungen seien hingegen „zunächst ausschließlich bei den Materialkosten geplant“.
Auch 2017 sei bereits ein Gewinn von 3,5 Millionen Euro erwirtschaftet worden. Möglich sei das vor allem durch „Maßnahmen und Einsparungen im Bereich des Sachbedarfs“, wie das Klinikum, leicht verklausuliert, mitteilt.
Dass das Klinikum entgegen früherer Prognosen in 2017 keine Verluste gemacht hat, ist für den Freistaat mitunter entscheidend für den Weg zur Uniklinik. Im kommenden Jahr – das letzte, in dem sich das Klinikum in der Trägerschaft von Stadt und Landkreis Augsburg befindet – sollen noch einmal 57 Millionen Euro in Medizintechnik und Bau gesteckt werden. Den nicht förderfähigen Teil dieser Investitionen übernehmen die beiden Träger.