Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Wein aus dem Wittelsbacher Land

<b>Christian Seyfried,</b>der junge Weinbauer (Mitte), mit Affings Bürgermeister Markus Winklhofer (links) und Christian Gold , Projektmanager beim Wittelsbacher Land Verein und geprüfter Wein-Sommelier.  (Foto: Kristina Billhardt)
Christian Seyfried,der junge Weinbauer (Mitte), mit Affings Bürgermeister Markus Winklhofer (links) und Christian Gold , Projektmanager beim Wittelsbacher Land Verein und geprüfter Wein-Sommelier. (Foto: Kristina Billhardt)
Christian Seyfried,der junge Weinbauer (Mitte), mit Affings Bürgermeister Markus Winklhofer (links) und Christian Gold , Projektmanager beim Wittelsbacher Land Verein und geprüfter Wein-Sommelier. (Foto: Kristina Billhardt)
Christian Seyfried,der junge Weinbauer (Mitte), mit Affings Bürgermeister Markus Winklhofer (links) und Christian Gold , Projektmanager beim Wittelsbacher Land Verein und geprüfter Wein-Sommelier. (Foto: Kristina Billhardt)
Christian Seyfried,der junge Weinbauer (Mitte), mit Affings Bürgermeister Markus Winklhofer (links) und Christian Gold , Projektmanager beim Wittelsbacher Land Verein und geprüfter Wein-Sommelier. (Foto: Kristina Billhardt)

Wein aus dem Wittelsbacher Land präsentierte jüngst Christian Seyfried, unterstützt von seiner Familie, in den Räumlichkeiten der Schreinerei Eibel in Haunswies. Es war die Verkostung des ersten ergiebigen Jahrgangsweins. Unter dem begeisterten Applaus der etwa 70 geladenen Gäste rief er stolz die Gemeinde Affing als Weinanbaugemeinde aus.

„Das kommt dabei heraus, wenn man sich durch Rückschläge nicht beirren und drausbringen lässt. Soviel Ausdauer und Zähigkeit habe ich selten erlebt“, sagte Affings Bürgermeister Markus Winklhofer.
In einer vom Biergenuss geprägten Region stehe die Freude am Weintrinken nicht unbedingt an erster Stelle, meinte Weinbauer Seyfried. Daher begrüßte er seine Gäste bei der Verkostung zum Einstieg mit seinem hefetrüben Schaumwein, der den klingenden Namen „Pettillant Naturel“ trägt. Es handelt sich um einen Perlwein, wahlweise in rot-rosé oder weiß, der noch während der ersten Gärung auf Flaschen gezogen wird und diese gemeinsam mit der enthaltenen Hefe beendet. Mit seiner spritzigen Fruchtigkeit komme er bei Weißbiertrinkern gut an. Dann kam der Jahrgangswein Solaris dran, dessen Trauben im Jahr 2022 im Haunswieser Weinberg gereift sind und schließlich am Bodensee gekeltert, ausgebaut und abgefüllt wurden.

Auf die Frage, wie er fernab der bekannten und traditionellen Weinanbaugebiete auf diese Idee gekommen sei, gab Seyfried eine überraschende Antwort, die den starken familiären Zusammenhalt der Rendlmüllas, so der Haunswieser Hofname, zeigt: Sein mittlerweile verstorbener Vater trank gerne Apfelmost zur Brotzeit und motivierte mit dieser Vorliebe seinen Sohn, sich an dessen Herstellung zu versuchen. Das funktionierte zur vollsten Zufriedenheit des Familienoberhaupts. Doch der Filius fand zwar Freude an der Herstellung, aber nie Geschmack am Getränk selbst. Es müsse noch was anderes geben, dachte er sich, und probierte es mit allerlei verschiedenen Zutaten, bis er schließlich 1995 auf die Weintraube stieß – damals die Rebsorte Kerner – und die erste Reben auf der Südseite der Gebäude pflanzte, wo sie noch heute wachsen. Der Erfolg war anfangs mäßig. Seine unbeirrbare Hartnäckigkeit und Hingabe brachten den noch jungen Weinbauern dazu, immer weiter zu experimentieren. Eine erste Weinflasche von 1989 ist immer noch in seinem Besitz und wird wohl für alle Zeit ungeöffnet bleiben.
Initialzündung für den heutigen Betrieb war eine Änderung des Europäischen Weingesetzes im Jahr 2000, das den Anbau von Tafeltrauben außerhalb der Weinanbaugebiete legitimierte. Aus diesen durfte zwar kein Wein hergestellt werden, eine neuerliche Reform sechzehn Jahre später stellte die Erlangung einer Genehmigung für den Anbau echter Weintrauben jedoch in Aussicht. Die Familie bewarb sich auf ein solches Weinbaurecht und zog das große Los für eine Fläche von 2000 Quadratmetern. Ein Quäntchen Glück oder das eine oder andere Gebet zu Sankt Urban, dem Schutzpatron der Winzer, war sicherlich im Spiel.

2017 konnten so die ersten achthundert Stöcke Ertragsfläche der Rebsorte Solaris gepflanzt werden. Diese Rebsorte zeichnet sich dadurch aus, dass sie mit dem rauen bayerischen Klima zurechtkommt und als weitestgehend resistent gegen den Schädlingsbefall durch Mehltau gilt. 2020 wurden – endlich – die ersten Trauben aus dieser Pflanzung geerntet und zunächst zu Federweißer verarbeitet.

Die Ernte des darauffolgenden Jahres wurde bereits vom Winzerhof Gierer in Nonnenhorn am Bodensee zu Wein verarbeitet. Sie ergaben die ersten 150 Flaschen Solaris. Eine Premiere, die sich schnell im Dorf herumsprach.
Die Anbaufläche konnte „durch ein weiteres glückliches Händchen” bei der Vergabe um weitere 1000 Quadratmeter erweitert werden, erzählt Seyfried, so dass nun neben der bestehenden Weißweinsorte auch die Rotweinrebe Cabernet Cantor gepflanzt wurde. So verfügt Haunswies über einen stattlichen Weinberg, der in dieser Art im altbayerischen Wittelsbacher Land wohl einzigartig sein dürfte.

Die Bewirtschaftung erfolgt – von einem Bulldog einmal abgesehen – durch viel Handarbeit durch die Familie Seyfried selbst, die auch hier wieder generationenübergreifend eng zusammenhält.

Nur zur Lese werden sie von Freunden und Nachbarn unterstützt. Im vergangenen Jahr ernteten sie eine Menge von 700 Kilogramm Trauben.

Von der Blüte bis zur Lese benötigt die Traube laut dem Weinbauern etwa 100 Tage – und an jedem wolle sie ihren Winzer sehen. Sobald nach dem Laubfall der Winter beginnt, startet mit dem Rebschnitt aufs Neue ein ganzes Jahr Arbeit, das im Herbst mit der Lese seinen Höhepunkt findet.

Gefragt nach dem idealen Wetter, ist der Winzer mit der aktuellen Witterung höchst zufrieden, denn wenn eines im Jahresverlauf sicher sei, dann wären das die Eisheiligen mit ihren gefährlichen Nachtfrösten. Die aktuelle Lage mit Feuchtigkeit und den eher kühlen Temperaturen sei ganz nach seinem Geschmack. Es bleibe die Hoffnung auf einen angenehmen Sommer mit ausreichend Niederschlag und einen langen, sonnigen Herbst, an dem die Trauben möglichst lange hängen und reifen können.

Und dann ist eines gewiss: Ein weiterer Jahrgang „Seyfried“.

Der Winzer rechnet mit noch maximal dreißig Jahrgängen zu seinen Lebzeiten.

Der Wein-Abend in der Haunswieser Schreinerei klang genussvoll, unterhaltsam und gemütlich bei zahlreichen Gläsern Wein und einem leckeren Buffet aus. Sogar einen kleinen „Winzer-Workshop“ gab es.


Von Kristina Billhardt
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