Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 21.10.2023 06:26

Über 180 Berufe in Industrie und Handel

Dr. Christian A. Fischer, Abteilungsleiter Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer Schwaben.<br> (Foto: IHK Augsburg)
Dr. Christian A. Fischer, Abteilungsleiter Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer Schwaben.
(Foto: IHK Augsburg)
Dr. Christian A. Fischer, Abteilungsleiter Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer Schwaben.
(Foto: IHK Augsburg)
Dr. Christian A. Fischer, Abteilungsleiter Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer Schwaben.
(Foto: IHK Augsburg)
Dr. Christian A. Fischer, Abteilungsleiter Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer Schwaben.
(Foto: IHK Augsburg)

Schülerinnen und Schüler, die nächstes Jahr ins Berufsleben einsteigen wollen, sollten sich schon jetzt um einen Ausbildungsplatz bewerben. Das rät Christian A. Fischer, der Abteilungsleiter Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer in Augsburg.

AZ: Warum sollte man sich schon jetzt, kurz nach Schuljahresbeginn, um eine Lehrstelle zu bewerben?

Christian A. Fischer: Die 4700 Ausbildungsbetriebe in Bayerisch-Schwaben planen die Besetzung ihrer Ausbildungsplätze im Normalfall bereits ein Jahr im Voraus. Denn viele Unternehmen möchten die Azubis im Anschluss übernehmen. Daher nehmen sie sich bei der Besetzung der Stellen viel Zeit. Das raten wir auch den jungen Menschen. Je früher sie sich mit der Frage befassen, wie es für sie nach der Schule weitergeht, umso größer sind die Chancen, einen Ausbildungsplatz im Wunschberuf zu bekommen. Dass der Ausbildungsmarkt für das kommende Jahr bereits Fahrt aufgenommen hat, zeigt übrigens auch ein Blick in unsere IHK-Lehrstellenbörse. Dort sind für das kommende Jahr bereits über 400 Ausbildungsplätze für den Wirtschaftsraum Augsburg eingetragen.

AZ: In welchen Branchen ist die meiste Nachfrage nach Azubis, welche Ausbildungsberufe sind eher überlaufen?

Fischer: Im Großraum Augsburg bieten die bayerisch-schwäbischen Unternehmen jedes Jahr fast 3000 Ausbildungsstellen an. Von diesen sind auch für dieses Jahr noch einige offen. Viele der Bewerberinnen und Bewerber stürzen sich auf die bekannten Ausbildungsberufe wie Industriemechaniker*in oder Verkäufer*in. Nun gibt es aber noch viel mehr Ausbildungsberufe bei der IHK Schwaben, als im ersten Moment zu glauben ist. In Summe werden über 180 unterschiedlichen Ausbildungsberufe von der IHK Schwaben geprüft.

Sollten sich Bewerber*innen aus dem Wittelsbacher Land eher um eine Stelle in ihrer näheren Umgebung bewerben oder lohnt sich das Pendeln zu einem größeren Betrieb an einem städtischen Wirtschaftsstandort?

Fischer: Das hängt tatsächlich von den einzelnen Präferenzen des jeweiligen Bewerbers ab. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Natürlich hat jeder Arbeitsweg seine Herausforderungen und somit hat die Ausbildungsstelle um die Ecke auch ihren Reiz. Aber auch abseits der Großstädte ist die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen groß und damit das Ausbildungsangebot für interessierte junge Menschen vielfältig. So wurden allein in diesem Jahr im Landkreis Aichach-Friedberg fast 400 neue Ausbildungsverhältnisse geschlossen.

Welche Qualifikationen und Softskills erwarten Arbeitgeber heutzutage von ihren Auszubildenden?

Fischer: Die unterschiedlichen Ausbildungsberufe bieten so viele Möglichkeiten, dass für alle Interessen, Zielgruppen und Schulabschlüsse etwas dabei ist. Egal, ob jemand Abitur hat oder noch keinen Abschluss vorweisen kann. Auch nach der Ausbildung gibt es viele Möglichkeiten, so können ausgebildete Fachkräfte mit einer IHK-Weiterbildung das Bachelor- oder Masterniveau erreichen.

Allerorten herrscht Arbeitskräftemangel. Welche zusätzlichen Anstrengungen machen Unternehmen, um gute Schulabgänger für sich zu gewinnen?

Fischer: Die Unternehmen tun viel, um junge Menschen für sich und die duale Ausbildung zu überzeugen. Viele engagieren sich zum Beispiel in IHK-Schulpartnerschaften, um frühzeitig junge Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Auch individuelle Zusatzangebote sind eine Möglichkeit. Vereinzelt übernehmen Betriebe Kosten für den Führerschein oder geben einen Zuschuss, falls jemand eine Wohnung finanzieren muss. Wir haben jedoch festgestellt, dass ein weitaus größerer Mehrwert für die Bewerberinnen und Bewerber entsteht, wenn die Unternehmen den Fokus auf eine exzellente Ausbildung legen, die jungen Menschen intensiv begleiten und sie in Projekten mit einbinden. Das wird uns auch immer von den Auszubildenden zurückgemeldet.

Die wirtschaftliche Entwicklung in Bayern und Deutschland ist derzeit nicht rosig. Wie groß ist die Gefahr, dass Azubis ihre Lehre nicht abschließen können, weil ihr Lehrbetrieb in Schieflage gerät?

Fischer: Die konjunkturelle Lage könnte tatsächlich besser sein. Aber unsere Unternehmen haben bereits in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie Krise können und trotz zahlreicher Herausforderungen – von der Corona-Krise bis hin zu explodierenden Energiepreisen – zu ihrer Verantwortung für die Fachkräftesicherung stehen. Die Ausbildungsbereitschaft ist nach wie vor groß und die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse in den vergangenen Jahren stets gestiegen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass Auszubildende ihre Ausbildung nicht abschließen können. Ist der seltene Fall doch einmal eingetreten, konnte die IHK Schwaben in der Regel immer für den lückenlosen Fortgang der Ausbildung in einem anderen Unternehmen sorgen.


Wolfgang Glas
Wolfgang Glas

Redakteur

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