Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Stadt will Leinenpflicht für Hunde im Stadtwald

Sind Hunde eine Belastung für das Naturschutzgebiet Siebentischwald? Die Stadt findet: ja – und spricht sich für eine Leinenpflicht aus. Am kommenden Montag soll der städtische Umweltausschuss darüber entscheiden. Bereits jetzt gibt es viel Kritik an dem Vorhaben.

Die Untere Naturschutzbehörde befasse sich in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbeirat bereits seit Jahren „mit der Problematik freilaufender Hunde“ im Naturschutzgebiet Stadtwald, schreibt die Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage. Im Zuge intensiver Diskussionen sei man zu dem Ergebnis gekommen, „dass freilaufende Hunde eine wesentliche und nachhaltige Beeinträchtigung insbesondere der Offenlandbiotope und der Wildtiere im Schutzgebiet verursachen“. Allerdings, so räumt die Verwaltung ein, sei auch nicht zu verkennen, dass „der Hundefreilauf in geregeltem Umfang auch ein berechtigtes Anliegen der städtischen Bevölkerung und auch aus Tierschutzgründen notwendig ist“.

Wie also beide Aspekte zusammenbringen? Bislang ist lediglich verboten, „Hunde unkontrolliert laufen zu lassen“. Nun wünscht sich die Stadt also eine Leinenpflicht, in Kombination mit einer Freilauffläche.

In der Beschlussvorlage heißt es: „Das Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen wird beauftragt, eine Freilauffläche für Hunde am Südende des Siebentischparkes probeweise für zwei Jahre zu errichten. Nach der Erprobungsphase wird die Erforderlichkeit des Anleinens von Hunden im Naturschutzgebiet Stadtwald erneut geprüft und den zuständigen Gremien zur Entscheidung vorgelegt.“ 

Für die Freilauffläche ist eine Größe von circa 9000 Quadratmetern vorgesehen, umrandet mit einem einfachen Zaun aus Holzpfosten und Drahtgeflecht. Die Zaunhöhe soll circa 1,5 Meter betragen, es werde zwei Zugänge geben, einer davon soll als Pflegezufahrt gebaut werden. Die Errichtungskosten belaufen sich laut Vorlage auf rund 10.000 Euro.

Der vorgesehene Bereich werde derzeit zweimal jährlich gemäht. Künftig müsse die Fläche voraussichtlich sechs bis acht Mal jährlich gemäht werden. Einerseits beschwerten sich zahlreiche Hundehalter über hohes Gras, andererseits könne der Hundekot durch die Halter nur im kurz gemähten Gras zuverlässig aufgenommen und entsorgt werden. Für die Entsorgung des Kots werden an den Zugängen Tüten und Abfallbehältnisse zur Verfügung gestellt, die Entsorgung soll durch das Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen erfolgen. Insgesamt wird für Mahd, Hundekotentsorgung und Reinigungsgänge von jährlichen Unterhaltskosten in Höhe von etwa 8500 Euro ausgegangen. 

Gegen die Maßnahmen spricht sich unter anderem der „Verein für Bürger in Augsburg” aus. Die Freilauflauffläche sei ungeeignet, nicht ausreichend und entspreche nicht den Kriterien, so dessen Vorsitzende Bettina Müller. „Außerdem müssten alle mit dem Auto dorthin fahren. Dies ist ökologischer Unsinn und muss deshalb verhindert werden.“ Eine Leinenpflicht widerspreche dem Tierschutzgesetz, betont die Tierärztin. „Hunde haben ein Recht auf Freilauf.“

Auch die Freien Wähler positionieren sich gegen den Leinenzwang. Stadtrat Volker Schafitel verweist darauf, dass das Thema in den Jahren 1999 und 2000 bereits umfassend diskutiert worden sei. Stadtregierung, Stadtrat und die Regierung von Schwaben hatten sich damals darauf geeinigt, zu verbieten, „Hunde unkontrolliert laufen zu lassen“. Die Freien Wähler haben daher den Antrag gestellt, die Leinenpflicht von der Tagesordnung des Ausschusses zu nehmen.

Dafür wird sich jedoch wohl keine Mehrheit finden. Am Montag wird daher im Umweltausschuss weiter diskutiert.


Von Janina Funk

Redakteurin Augsburg-Redaktion

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