Das Bier ist kalt gestellt, die Boote liegen für eine Ruderpartie auf dem Augsburger Stadtgraben bereit: Die Kahnfahrt gehört in Augsburg zweifellos zu den Orten, die man gesehen und erlebt haben muss. Doch weil das alte Betriebskonzept aus Sicherheitsgründen nicht mehr erlaubt war, musste eine neue Idee her. Diese wird nun schrittweise, beginnend ab dem 1. Mai, in die Tat umgesetzt. Die Eröffnung übernehmen die „Kahnfahrt-Festspiele 2024”, die sich ganz dem jungen Brecht widmen wollen.
Bis zuletzt war nicht sicher, ob die zweite Auflage dieser besonderen Festspiele überhaupt stattfinden kann, wegen des Umbaus an der Kahnfahrt.
„An der Stadtmauer erlebst Du jeden Tag eine Überraschung”, beschreibt Tourismusdirektor Götz Beck, der als Chef der Regio Augsburg Tourismusgesellschaft nun auch zuständig ist für den Betrieb der Kahnfahrt, die Schwierigkeiten bei der laufenden Umgestaltung. Doch nun steht fest: Am 1. Mai können die „Kahnfahrtfestspiele 2024” starten. Alle Teilnehmer des musikalisch-theatralen Angebots rudern in den Kahnfahrt-Booten zu verschiedenen Stationen, an denen die Musiker Martin Franke und Agnes Reiter sowie die Darsteller Daniela Nering und Matthias Klösel an Bertolt Brecht erinnern. Der Bezug zur Kahnfahrt ergibt sich aus dem Umstand, dass Brecht in seiner Jugend in zwei Häusern mit Blick auf die gegenüberliegende Kahnfahrt lebte. 2024 werden die Kahnfahrt-Festspiele auch deshalb Balladen und Liedern Brechts gewidmet sein, die das Wasser thematisieren. „Ich bin sehr, sehr glücklich, dass es geklappt hat”, sagt Kurt Idrizovic, der Inhaber der „Buchhandlung am Obstmarkt”, der die Kahnfahrt-Festspiele gemeinsam mit Matthias Klösel von der Theaterwerkstatt Augsburg veranstaltet.
Doch die Festspiele sind nur der Auftakt zur neuen Kahnfahrt. Mitte Mai soll auch wieder der Bootsverleih zur Verfügung stehen, im Juni könnte ein Kioskbetrieb starten. Die maximale Anzahl der Gäste ist aus brandschutzrechtlichen Gründen auf 60 beschränkt.
Auf genaue Startpunkte für die nächsten Entwicklungsschritte will sich Götz Beck nicht festlegen. „Wir fahren auf Sicht”, betont er. Sicher ist aber, dass er mehr vorhat, als bloß eine Freizeiteinrichtung mit Gastronomiebetrieb weiterzuführen. „Der Anspruch wäre uns zu wenig”, sagt Beck. Vielmehr ist er überzeugt, dass Augsburg mit der Kahnfahrt ein Juwel besitze, dass nur entsprechend aufbereitet werden muss - etwa durch ein spezielles Führungsangebot: Von Juni bis September sollen an den Sonntagen regelmäßige Führungen der Regio zwischen dem Vogeltor und der Kahnfahrt stattfinden und auch seltene Einblicke gewähren, etwa in den sogenannten Fünffingerlesturm. „Weitere verschiedene Events folgen im Jahreslauf”, kündigt die Regio an. Sie will die Stadt-Geschichten erzählen, die mit diesem Ort verknüpft sind. Etwa der um das Jahr 1900 geplante Gollwitzer-Hafen, der Augsburg über den Lech an die Weltmeere hätte anbinden sollen. Und auch das Unesco-Welterbethema Wasser biete sich für Kahnfahrt an. Das alles sei Teil eines „Fünf-Stufen-Plans”. Denn natürlich soll irgendwann auch der Gastronomiebereich ausgebaut werden, etwa die Küchensituation und auch die Toiletten. Doch für das Jahr 2024 laufe die Kahnfahrt im Interimsbetrieb, wie Beck betont. Wie es in der ferneren Zukunft weitergehn soll, dazu laufen laut Beck aber bereits die ersten Überlegungen. Diese müssten dann freilich in der Stadtgesellschaft diskutiert werden. „Wir machen die Tür auf und zeigen, was für einen Schatz die Stadt da hat”, so Beck. Er ist sich sicher: „Mit dem, was gerade rund um die Kahnfahrt passiert, und mit diesem romantischen Ambiente entwickelt sich hier ein Projekt, das touristisch überregionale Bedeutung bekommen könnte.”
Wer die Kahnfahrt-Festspiele besuchen möchte, erhält Karten im Vorverkauf bei der Buchhandlung am Obstmarkt, Augsburg. Telefon 0821/51 88 04, Mobil 0171/171 20 48, E-Mail: post@buchhandlung-am-obstmarkt.de. Karten gibt es noch für die Termine am Sonntag, 12. Mai, Sonntag, 19. Mai, Samstag, 8. Juni, und Sonntag, 23. Juni.