Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 27.02.2024 18:28

„Licca liber”: Freiheit für den Fluss

Geradliniges Gewässer: Einst schlängelte sich der Lech als voralpiner Wildfluss durch Augsburg und Umgebung. Von seinem ehemaligen Charakter ist nicht mehr viel übrig geblieben. „Licca liber“ soll dem Fluss seine Natürlichkeit zurückgeben. Abschnitt I reicht von der Staustufe 23, also dem Mandichosee, bis zum Augsburger Hochablass. (Foto: Maximilian Tauch)
Geradliniges Gewässer: Einst schlängelte sich der Lech als voralpiner Wildfluss durch Augsburg und Umgebung. Von seinem ehemaligen Charakter ist nicht mehr viel übrig geblieben. „Licca liber“ soll dem Fluss seine Natürlichkeit zurückgeben. Abschnitt I reicht von der Staustufe 23, also dem Mandichosee, bis zum Augsburger Hochablass. (Foto: Maximilian Tauch)
Geradliniges Gewässer: Einst schlängelte sich der Lech als voralpiner Wildfluss durch Augsburg und Umgebung. Von seinem ehemaligen Charakter ist nicht mehr viel übrig geblieben. „Licca liber“ soll dem Fluss seine Natürlichkeit zurückgeben. Abschnitt I reicht von der Staustufe 23, also dem Mandichosee, bis zum Augsburger Hochablass. (Foto: Maximilian Tauch)
Geradliniges Gewässer: Einst schlängelte sich der Lech als voralpiner Wildfluss durch Augsburg und Umgebung. Von seinem ehemaligen Charakter ist nicht mehr viel übrig geblieben. „Licca liber“ soll dem Fluss seine Natürlichkeit zurückgeben. Abschnitt I reicht von der Staustufe 23, also dem Mandichosee, bis zum Augsburger Hochablass. (Foto: Maximilian Tauch)
Geradliniges Gewässer: Einst schlängelte sich der Lech als voralpiner Wildfluss durch Augsburg und Umgebung. Von seinem ehemaligen Charakter ist nicht mehr viel übrig geblieben. „Licca liber“ soll dem Fluss seine Natürlichkeit zurückgeben. Abschnitt I reicht von der Staustufe 23, also dem Mandichosee, bis zum Augsburger Hochablass. (Foto: Maximilian Tauch)

Begradigt, aufgestaut und eher das Gegenteil eines wilden voralpinen Flusses: so zeigt sich der Lech heutzutage über weite Strecken in Bayern. Besonders in der Region Augsburg fließt das Gewässer geradlinig durch die Landschaft. Nach den Plänen des Wasserwirtschaftsamts Donauwörth wird sich dies jedoch bald ändern. Der Fluss soll aus seinem relativ schmalen Flussbett befreit werden. Das Wasserwirtschaftsamt nennt das Projekt „Licca liber”, also „freier Lech”. Am Donnerstag werde nun ein „wichtiger Meilenstein” erreicht, so die Behörde. Die Genehmigungsunterlagen für die umfangreiche Renaturierung werden an die Augsburger Wasserrechtsbehörde übergeben.

Den Anstoß für das Projekt gab vor über zehn Jahren ein Problem: Der Lech gräbt sich immer tiefer in sein Flussbett. Dies hat zur Folge, dass Grundwasser hinzu fließt, wodurch wiederum der Grundwasserstand sinkt. In früheren Zeiten verhinderte eine dicke Kiesschicht am Boden des Flusses, dass dieser sich eingräbt. Doch inzwischen bleibt der Kies in den Staustufen hängen. Deshalb wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Unmengen von Steinchen vor den Staustufen auf Lkws geladen und weiter flussabwärts in den Lech gekippt.

Neue Seitenarme, Tümpel, Kies- und Sandbänke

Durch die Renaturierung soll der Fluss für Kies ebenso durchgängig gemacht werden wie für Fische und andere Wasserlebewesen. Es soll Raum entstehen für neue Seitenarme des Flusses, für Tümpel und Rinnen, für Kies- und Sandbänke – wie all dies bereits in der Auenlandschaft vor der Flussbegradigung vorhanden war.

Das Wasserwirtschaftsamt reicht in einem ersten Schritt die Unterlagen für die Genehmigungsplanung für den „Abschnitt I – Staustufe 23 bis Hochablass” ein. Diese stellte die Behörde im Juli 2023 der Öffentlichkeit vor. Im Jahre 2014 fand erstmals ein sogenannter Flussdialog statt, unter Beteiligung von Kommunen, Naturschutzorganisationen und Interessierten. Im Flussdialog sei der Grundstein für das großangelegte Renaturierungsprojekt gelegt worden, erklärt Gudrun Seidel vom Wasserwirtschaftsamt. „Nach umfangreichen darauf aufbauenden Planungen und zahlreichen Abstimmungen sind wir stolz und glücklich, die Unterlagen für das Genehmigungsverfahren einreichen zu können“, sagt sie.

Projektziel sei es, das ökologische Potential des Lechs im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu verbessern und den Lech – so weit wie möglich – wieder seinem ursprünglichen Charakter anzunähern. Gleichzeitig werde einer weiteren Eintiefung der Flusssohle entgegengewirkt und dem Gewässer die Chance auf eine naturnahe Entwicklung gegeben. Im ersten Abschnitt soll den Plänen zufolge auf einer Länge von vier Kilometern unter anderem ein „Rückbau der Uferverbauungen” erfolgen. Dadurch könne der Lech in Zukunft seine Ufer eigendynamisch abtragen und sich ein neues Flussbett gestalten.

Und die Wasserkraft? Der Energiekonzern Uniper, der insgesamt über 20 Kraftwerke am Lech betreibt, besitzt seit vielen Jahren die Konzession, bei Flusskilometer 50,4 ein neues Kraftwerk zu errichten. Als das Projekt „Licca liber” 2013 gestartet wurde, hatte Uniper die Kraftwerkspläne zurückgestellt, im vergangenen Jahr aber wieder hervorgeholt. Naturschützer kämpfen gegen die Pläne, genau wie fast alle Fraktionen im Augsburger Stadtrat. Im vergangenen Herbst stellte sich der Stadtrat mit einer Resolution gegen das Vorhaben. Nach Auffassung der Stadtpolitik würde ein Kraftwerk unmittelbar in die Fließdynamik des Lechs eingreifen, da es den Großteil des Wassers aus dem Flussbett entnehme und durch die Turbinen leite. Die „Lechallianz”, ein Zusammenschluss unter anderem von Naturschützern und dem Fischereiverband, betont, man könne nicht auf der einen Seite renaturieren, damit das Lechwasser die typischen Auen- und Uferbereiche modelliert, und andererseits das dafür benötigte Wasser in ein Kraftwerk umleiten. (jaf)

Licca liber

Mit dem Projekt „Licca liber” soll der Lech auf einer Länge von knapp zehn Kilometern wieder seinen ursprünglichen Charakter als Wildfluss zurückerhalten. Das Renaturierungsprojekt umfasst insgesamt vier Planungsabschnitte.

    Abschnitt I reicht von der Staustufe 23, also dem Mandichosee, bis zum Augsburger Hochablass, Abschnitt II vom Hochablass bis zum Gersthofer Wehr, Abschnitt III vom Gersthofer Wehr bis zur Staustufe Ellgau und Abschnitt IV von der Staustufe Ellgau bis zur Mündung in die Donau. An den Abschnitten II bis IV schreiten dem Wasserwirtschaftsamt zufolge die Planungen ebenfalls weiter voran.


    Von Janina Funk

    Redakteurin Augsburg-Redaktion

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