Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 25.03.2024 23:00

Lachsalven im Minutentakt

<b>Männer</b> können zu Charmeuren werden, wenn das Gewissen plagt. Von links: Ramona Lunz, Alexander Hamm, Susanne Mika, Anton Baur, Raffaela Reichelt und Sonja Kulzinger. (Foto: Walter Mika)
Männer können zu Charmeuren werden, wenn das Gewissen plagt. Von links: Ramona Lunz, Alexander Hamm, Susanne Mika, Anton Baur, Raffaela Reichelt und Sonja Kulzinger. (Foto: Walter Mika)
Männer können zu Charmeuren werden, wenn das Gewissen plagt. Von links: Ramona Lunz, Alexander Hamm, Susanne Mika, Anton Baur, Raffaela Reichelt und Sonja Kulzinger. (Foto: Walter Mika)
Männer können zu Charmeuren werden, wenn das Gewissen plagt. Von links: Ramona Lunz, Alexander Hamm, Susanne Mika, Anton Baur, Raffaela Reichelt und Sonja Kulzinger. (Foto: Walter Mika)
Männer können zu Charmeuren werden, wenn das Gewissen plagt. Von links: Ramona Lunz, Alexander Hamm, Susanne Mika, Anton Baur, Raffaela Reichelt und Sonja Kulzinger. (Foto: Walter Mika)

Seit nunmehr vielen Jahren ist die Krebsbachtaler Dorfbühne Hollenbach ein Inbegriff für unterhaltsame und anspruchsvolle Theateraufführungen. Diesen ausgezeichneten Ruf untermauert sie, wenngleich krankheitsbedingt nach einwöchiger Verspätung, mit dem diesjährigen Drei-Akter „Auf gute Nachbarschaft” in eindrucksvoller Weise, wie die Publikumsreaktionen bei der Premierenvorstellung am Samstag im ausverkauften Hollenbacher Pfarrzentrum deutlich aufzeigten. Schon die originelle Einleitung vor noch geschlossenem Vorhang löste im Saal erste Lachsalven aus, die sich im Laufe eines herrlichen Theaterabends gefühlt im Minutentakt aneinanderreihen. Die Verantwortlichen um die beiden Regie-führenden Ingrid Beck und Gerhard Specht haben es einmal mehr geschafft, eine absolut humorvolle Komödie auszuwählen und diese dank einer Idealbesetzung mit Leben zu füllen.

Ein gemeinsamer Vorgarten der befreundeten Familie Aumüller und Dirr, per Zaun abgetrennt von einem leicht verwahrlost erscheinenden Nachbarhaus, bildet die Kulisse für die Geschichte aus der Feder von Regina Rösch. Dort werden die beiden „stressgeplagten” Amststuben-Beamten Hans-Peter Aumüller (Anton Baur) und Ernst-Wolfgang Dürr (Alexander Hamm) von ihren pflichtbewussten Ehefrauen Rosemarie Aumüller (Susanne Mika) und Irmtraud Dürr (Ramona Lunz) täglich nach Dienstschluss liebevoll empfangen und aufopferungsvoll versorgt.

Für den großen Knall sorgen die beiden Dorfratschen Ulrike und Margarete Henneberger (Sonja Kulzinger und Raffaela Reichelt) mit der Nachricht, hoher Besuch, nämlich der Herr Bischof samt Mesmer würde sich im Nachbarhaus einquartieren. Was zunächst ausgeschlossen erscheint, bestätigen schließlich diverse Nachforschungen. Jetzt gilt es auf die Schnelle einen gebührenden Empfang vorzubereiten. Mit wehenden Fahnen und Gesang stehen das Empfangskomitee und die Dorfbewohner bereit. Doch bald steht ihnen ein großes Staunen ins Gesicht geschrieben, denn.......... Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten!

Jedenfalls entwickeln sich die Geschehnisse zur Tages- und Nachtzeit im Vorgarten der Aumüllers dank der meisterhaften Umsetzung durch die acht Akteure zum fetzigen Bühnenspektakel mit wechselnden Täter-Opfer-Rollen und Gefühlsausbrüchen. Zwei „Freizeit-Rocker”, völlig authentisch verkörpert durch Andreas Penzes und Neuling Markus Drexl, sorgen mit ihren heißen Öfen und stimmungsvollen Parties ungewollt für Eifersuchtsszenen, die beiden verwöhnten Oberhäupter Hans-Peter und Ernst-Wolfgang laufen Gefahr, ihre Wohlfühloase zu verlieren. Aber auch der Hormonhaushalt ihrer beiden bis dato ehetreuen, biederen Gattinnen gerät durch die Blutauffrischung in der Nachbarschaft gehörig aus dem Gleichgewicht. Noch viel größere Ängste verursachen ein feucht-fröhlicher Abend beim Schafkopfturnier beziehungsweise in der Nachbarschaft mit fatalen Filmrissen. Was war Peinliches geschehen? Hat man sich blamiert, gar seinen Ruf beschädigt?

Es treibt dem Publikum vor Lachen die Tränen in die Augen, wenn sich die Charaktere auf der Bühne aufgrund von Gewissensbissen in Windeseile um 180 Grad verändern. Als Zuschauer fühlt und fiebert man förmlich mit den Darstellern, immer wieder versetzt man sich mitleidig, mitunter auch schadenfreudig in ihre jeweiligen Glücks- oder Zwangsphasen. Das dürfen die vier Damen und Herren als dickes Kompliment auffassen, sie schlüpfen mutig und selbstbewusst in die Rollen, vereinen Handlungen und Sprache mit einer bewundernswerten Natürlichkeit, Klarheit und Perfektion, was für Laiendarsteller keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist.

Die beiden Neulinge Markus Drexl als Freizeitbiker und Partyfan sowie Raffaela Reichelt in ihrer Rolle als Dorfratschn mit durchaus charmanten Zügen, zeigen keinerlei Nervositäten auf der Bühne. Von der ersten Szene an befinden sich auch die beiden Rückkehrerinnen Susanne Mika und Sonja Kulzinger auf bester Betriebstemperatur, ebenso wie der mimisch und an Textsicherheit unschlagbare Anton Baur. Auch sein kongenialer Partner Alexander Hamm kann in seinem zweiten Jahr überzeugen, erst recht die von emotionalen Ausbrüchen geplagte Ramona Lunz. Nicht zuletzt der Stärke ausstrahlende, im wahrsten Sinne des Wortes schlagfertige und ein Geheimnis in sich tragende Andreas Penzes.

Wer gerne wissen möchte, was es mit Lamina Epideliares, Kolika Mukosa, der Tannenallergie oder dem Melatoninspiegel auf sich hat, wofür sich ein Zimmererbock außer für Beckenbodengymnastik noch eignet, wie und warum Frauen-Dessous auf einen Maibaum gelangen, wie es Helene Fischer und AC/DC auf die Hollenbacher Dorfbühne schaffen, was die Soko Vatikan ermittelt, wie ein Kommunikationsnetz funktioniert und ob sich nebenberufliche Schwarzbrennerei von Schnaps lohnt, der sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und eine der beiden Restvorstellungen am Ostersonntag und Ostermontag, jeweils beginnend um 18.30 Uhr besuchen. Es sind noch einige Karten erhältlich unter der Telefonnummer 08257/417 95 70 erhältlich.

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