Die Firma Kuka hat ein 100 Millionen Euro schweres Statement pro Augsburg abgegeben. Dass der Roboterhersteller derart in seinen Stammsitz in Augsburg investiert, entkräftet die Befürchtungen nach der chinesischen Übernahme.
Internationaler Innovationsführer in der Industrie 4.0, globaler Erfolg, deutsche Wurzeln: Till Reuter, Hornbrille und den obersten Knopf seines weißen Hemdes geöffnet, wählte markige Worte. „Wir investieren in unseren Heimatstandort und damit in unsere Innovationskraft”, legte der Vorstandsvorsitzende von Kuka nach. Und dann nannte Reuter eine Zahl: 100 Millionen. Mit so vielen Euro will der Roboterhersteller seinen Augsburger Stammsitz flott machen.
Das vielleicht prägendste Element auf dem Areal an Blücher- und Zugspitzstraße wird ein Büroturm sein. Dazu kommen ein Parkhaus mit 1000 Stellplätzen, eine neue Produktionshalle auf zwei Ebenen sowie ein neues Ausbildungszentrum. Die neuen Gebäude sollen bis 2025 realisiert werden und insgesamt Platz für 1600 Arbeitsplätze bieten. Es sollen auch neue Stellen geschaffen werden - wie viele, das ließ Reuter offen. Vor allem wird mit dem Neubau Platzmangel kompensiert. 800 der 3500 Angestellten in Augsburg arbeiten derzeit in Containern.
Das Vorhaben bringt gar die Gewerkschaft ins Schwärmen: „Das ist die beste Standortsicherung, die man sich vorstellen kann”, sagte Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek, der auch stellvertretender Vorsitzender des Kuka-Aufsichtsrats ist. Die Skepsis nach der mehrheitlichen Übernahme durch den chinesischen Konzern Midea ist durch das 100-Millionen-Bekenntnis endgültig gewichen.
Der Hausgeräteproduzent hatte in einem Investorenvertrag nicht nur den Schutz der Kuka-Patente und die Selbstständigkeit des Roboterherstellers zugesagt - sondern eben auch den Erhalt der Augsburger Zentrale. Dieses Versprechen wird nun eingelöst. Zuvor hatte sich das Geschäft gar zum Politikum entwickelt und geriet zum Präzendenzfall: Anhand des Midea-Kuka-Deals wurde diskutiert, wie man verhindern könne, dass sogenannte strategisch wichtige Unternehmen von Investoren aus Nicht-EU-Ländern übernommen werden. Daraus resultierte ein umfangreicheres Vetorecht seitens der Bundesregierung.
Auch die Politik jubelt nun über die Kuka-Pläne am Stammsitz. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner war gestern eigens für die Präsentation nach Augsburg gekommen. „Das Unternehmen findet in Augsburg und Bayern beste Voraussetzungen für Innovation und Wachstum”, befand sie. Als „Traditionsstandort” bezeichnete Oberbürgermeister Kurt Gribl seine Stadt, Kuka nannte er einen „Global Player der Region”. Wirtschaftsreferentin Eva Weber twitterte mit dem Schlagwort „Robot Valley”, das sich in Anlehnung an das Silicon Valley auf künftige Kuka-Kooperationen innerhalb Augsburgs bezieht. Es war eben ein Tag der markigen Worte.