Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Kampf der Betonwüste: Was ist eigentlich Guerilla Gardening?

Kleine Oase in der Stadt: Im Roten-Tor-Park gibt es auch einen kleinen Kräutergarten.  (Foto: Peter Maier)
Kleine Oase in der Stadt: Im Roten-Tor-Park gibt es auch einen kleinen Kräutergarten. (Foto: Peter Maier)
Kleine Oase in der Stadt: Im Roten-Tor-Park gibt es auch einen kleinen Kräutergarten. (Foto: Peter Maier)
Kleine Oase in der Stadt: Im Roten-Tor-Park gibt es auch einen kleinen Kräutergarten. (Foto: Peter Maier)
Kleine Oase in der Stadt: Im Roten-Tor-Park gibt es auch einen kleinen Kräutergarten. (Foto: Peter Maier)

Bewaffnet mit Bomben und Harken ziehen die selbsternannten Krieger nachts durch die Stadt und hinterher ist nichts mehr, wie es war. Wo vorher Betonwüste dominierte, grünt und blüht es nun. Die Rede ist von „Guerilla Gardening”. Die Guerilleros haben es sich zum Ziel gesetzt, wieder mehr Pflanzen in die tristen, grauen Städte zu bringen, aber auch ein politisches Statement zu setzen. So werfen sie selbstgebastelte Samenbomben oder ziehen in Nacht- und Nabelaktionen heimlich mit ihrem Gartenwerkzeug los, um brachliegende Flächen in Blumenwiesen zu verwandeln. Heimlich deshalb, weil es sich bei Guerilla Gardening rechtlich um eine Straftat handelt.

Das Phänomen stammt aus den USA und ist nicht neu. Schon in den 1970er-Jahren hatte es sich eine Gruppe, die sich selbst „Green Guerillas” nannte, zum Ziel gesetzt, das zubetonierte Manhattan in New York wieder zu begrünen. Nach ihrem Vorbild verbreitete sich das Phänomen und wurde schließlich weltweit zu einem Trend, der etwa zur Jahrtausendwende auch nach Deutschland überschwappte. Schon damals und bis heute geht es den kämpferischen Gärtnern aber nicht nur um mehr Grün in der Stadt, sondern auch um politischen Protest. Friedlichen Protest gegen Gentechnik in der Agrar-Industrie und gegen Monokulturen, gegen die Globalisierung, gegen Flächenversiegelung und die Bebauung von öffentlichem Raum. Obwohl die Gartenpiraten entgegen ihrem Namen friedlich vorgehen, sind ihre Aktionen nicht legal. Denn wer öffentliche oder private Flächen ohne Erlaubnis des Eigentümers bepflanzt, begeht Sachbeschädigung, unter Umständen auch Hausfriedensbruch.

Auch aus ökologischer Sicht gibt es Kritik am Guerilla Gardening. Denn nicht jeder Wildgärtner kennt sich auch aus. Stadtbotanikern zufolge werde etwa häufig die bereits bestehende Pflanzenwelt nicht beachtet. So komme es vor, dass ausgesäte fremde Pflanzenarten die heimischen mehr und mehr verdrängen. Oder dass die engagierten Guerilleros im Überschwang große Mengen Pflanzenschutz oder Dünger in die Umwelt bringen, die am Ende sogar im Grundwasser landen könnten.

Aus dem illegalen Wildgärtnern hat sich im Lauf der Jahre auch eine legale Alternative heraus gebildet, das „Urban Gardening”. Städte oder Privateigentümer stellen hierbei Flächen zur Verfügung, die von der Gemeinschaft ganz offiziell bepflanzt werden dürfen. Solche Angebote gibt es auch in Augsburg schon seit einigen Jahren, etwa der kleine Gemeinschaftsbauernhof „City Farm”, interkulturelle Gärten am Reese-Theater und an der Ballonfabrik oder das „Augsburger Kräutergärtlein” im Roten-Tor-Park. Hier können Städter ihren grünen Daumen testen, sich an frischem Obst und Gemüse erfreuen oder einfach eine kleine Oase mitten im Stadtgrau besuchen. Legal, im Tageslicht und ohne versteckte Bomben in der Tasche.


Von Kristin Deibl
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