Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 06.05.2023 18:00

Hollenbacher Bier von der Bäckergreppen

<b>In blitzsauberen Edelstahlkesseln</b> brauen sie ihren eigenen Haustrunk (von links): Markus Schapfl, Projektmanager Messebau, Wolfgang Mayr, Speditionskaufmann, Michael Fischer, Fluggerätemechaniker; Markus Eberhard, IT-Spezialist und Willi Attenberger, Berufsfeuerwehrmann. Die Brauausrüstung wandern von einem zum andern, jeder setzt seinen eigenen Sud an. (Foto: privat)
In blitzsauberen Edelstahlkesseln brauen sie ihren eigenen Haustrunk (von links): Markus Schapfl, Projektmanager Messebau, Wolfgang Mayr, Speditionskaufmann, Michael Fischer, Fluggerätemechaniker; Markus Eberhard, IT-Spezialist und Willi Attenberger, Berufsfeuerwehrmann. Die Brauausrüstung wandern von einem zum andern, jeder setzt seinen eigenen Sud an. (Foto: privat)
In blitzsauberen Edelstahlkesseln brauen sie ihren eigenen Haustrunk (von links): Markus Schapfl, Projektmanager Messebau, Wolfgang Mayr, Speditionskaufmann, Michael Fischer, Fluggerätemechaniker; Markus Eberhard, IT-Spezialist und Willi Attenberger, Berufsfeuerwehrmann. Die Brauausrüstung wandern von einem zum andern, jeder setzt seinen eigenen Sud an. (Foto: privat)
In blitzsauberen Edelstahlkesseln brauen sie ihren eigenen Haustrunk (von links): Markus Schapfl, Projektmanager Messebau, Wolfgang Mayr, Speditionskaufmann, Michael Fischer, Fluggerätemechaniker; Markus Eberhard, IT-Spezialist und Willi Attenberger, Berufsfeuerwehrmann. Die Brauausrüstung wandern von einem zum andern, jeder setzt seinen eigenen Sud an. (Foto: privat)
In blitzsauberen Edelstahlkesseln brauen sie ihren eigenen Haustrunk (von links): Markus Schapfl, Projektmanager Messebau, Wolfgang Mayr, Speditionskaufmann, Michael Fischer, Fluggerätemechaniker; Markus Eberhard, IT-Spezialist und Willi Attenberger, Berufsfeuerwehrmann. Die Brauausrüstung wandern von einem zum andern, jeder setzt seinen eigenen Sud an. (Foto: privat)

Im Norden von Hollenbach verläuft, Richtung Mainbach, die Bäckergreppen. Dort wächst zwar kein Hopfen, dennoch ist der baumbestandene Hang ein Bier-Dorado: Unter dem Etikett „Hollenbacher Greppenbräu” setzen fünf Hobby-Brauer ihre Bierspezialitäten an, Altdeutsches Helles, Weißbier und Dunkles. Ihre Brautstätten sind kühle Keller, Waschküchen oder notfalls ein Bad. Abgefüllt wird flaschenweise in Handarbeit.

Schlechte Nachricht für Bier-Enthusiasten: Nicht eine Halbe davon wird verkauft; jede Abfüllung geht ausschließlich in den Eigenverbrauch. Ein sehr exklusiver Haustrunk sozusagen, der auch entsprechend präsentiert wird. Der Gerstensaft reift in eleganten Flaschen mit kupferfarbenen Kronkorken. Wenn er ausgeschenkt wird, dann in eisgekühlte Gläser, die auch fürs Auge ein Genuss sind.

Genießen – das war die Triebfeder, als Markus Schapfl, Wolfgang Mayr, Michael Fischer, Markus Eberhard und Willi Attenberger zusammen mit einem weiteren Spezl zum „Hollenbacher Greppenbräu” zusammenfanden. Bei einer Bierverkostung war das, als die sechs feststellten: Die Industriebiere der großen Brauereien schmecken alle ein bisserl fad. Dass könne man doch besser machen. Also kauften sie sich zwei hochwertige Sud- und Gärkessel mit 50 und 30 Liter Fassungsvermögen, Kühlspirale und Bierspindel und alles andere, was der Hobbybrauer sonst noch braucht. Sie stöberten im Internet nach Rezepten und den notwendigen Rohstoffen. „Wir waren selbst erstaunt, als das schon beim ersten Versuch klappte”, erzählt Markus Schapfl.

Im Dezember 2019 war das. Seitdem flossen einige Hektotliter „Hollenbacher Greppenbräu” durch die Kehlen. Einen „Fehlsud” gab es nie, jede Produktion klappte, sagen die Bierhandwerker nicht ohne Stolz.

Dabei muss man wissen: Die Hollenbacher starteten mitten in der Corona-Pandemie, also zu Zeiten des Kontaktverbotes. Darum konnten sie nie zusammen arbeiten. Stattdessen wurde das Equipment von Haushalt zu Haushalt weitergereicht. Das ist auch heute noch so: Wann immer einem Hobby-Brauer die Tragerl leer zu werden drohen, holt er sich die transportable Brauerei in Haus und macht sich ans Werk.

Acht Stunden heißt es dann: selbst geschrotetes Gerstenmalz in Hollenbacher Trinkwasser aufkochen, die Maische mit Hefe bei unterschiedlichen Temperaturen zum Gären bringen, den Treber abseihen (aus dem wird Brot gebacken), eine Woche bei Raumtemperatur ruhen lassen. Erst dann wird das kellertrübe Lebensmittel verkorkt und bei Kühlschranktemperatur sechs Wochen gelagert. Dabei reift das Bier weiter, es setzen sich die Trübstoffe ab.

Bierliebhaber wie die Hollenbacher gibt es an mehreren Orten in der Region. In Sulzbach, Zahling oder Rehling wird Bier gebraut, Gaststätten wie der Goldene Stern in Rohrbach bringen eigene Sorten auf den Markt. Sie alle schätzen den einzigartigen Geschmack ihrer Rezepte und rechnen sich der Craft-Bier-Szene zu. „Craft” steht für Handwerk, Craft-Biere sind meist hopfen- oder malzbetonte, aromaintensive, individuelle Biere, die von Experimentierfreude und Regionalität geprägt sind.

Auch die Hollenbacher Sorten haben einen sehr intensiven Geschmack, obwohl sie mit 5,3 Volumenprozent Alkohol sehr bekömmlich sind. Die Verwendung von drei Hopfensorten (unter andrem aus Spalt und Tettnang) und von Braugetreide aus dem Schwarzwald verleiht dem „Greppenbräu” eine ausgesprochen breite Vielfalt, die beim Genuss alle Sinne anspricht: das hopfig Herbe im Gaumen ebenso wie das fruchtige, bananige, das beim Riechen in die Nase steigt, und die Süße am hinteren Zungenrand. Wie bei einem guten Wein entfaltet das Greppenbräu-Bier seine unterschiedlichen Aromata, wenn man es zuerst erriecht und danach bewusst durch Mund und Gaumen rinnen lässt.

Tatsächlich genießen die Hollenbach ihr Bier. Es sei kein Getränk zum schnellen Durstlöschen, meint Brauer Michael Fischer. Keines, von dem man fünf Halbe an einem Abend hinunterschüttet. Dafür sei der Arbeits- und Zeitaufwand beim Brauen viel zu hoch. Man müsse bewusst und mit Respekt probieren, eine Halbe zur Brotzeit halt oder zum Feierabend am Fernseher.

Recht oft treffen sich die Greppenbrauer an einer kleinen Bank am Amselweg. Die war damals auch der „Geburtsort” der Brauer-Community. „Anruf genügt”, sagt Markus Schapfl. „Ein paar haben immer Zeit auf einen gemütlichen Ratsch mit den Nachbarn.”

Hopfenherb im Gaumen, fruchtig in der Nase


Wolfgang Glas
Wolfgang Glas

Redakteur

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