Augsburg - Warum er sich für ein Stück über Jakob Fugger entschieden hat, das erklärt der Intendant des Augsburger Theaters, André Bücker, auf der Pressekonferenz zum neuen Musical „Herz aus Gold”, das am 30. Juni seine Premiere auf der Freilichtbühne hat. „Wir haben uns gedacht: Wir wollen ein Geschenk an diesen Ort machen, an dem wir jetzt tätig sein dürfen”, sagt Bücker. „Und bei dem Gedanken an Augsburg kam dann bald das Stichwort „Fugger” auf.
Jakob Fugger dürfte eine der bekanntesten Persönlichkeiten sein, die Augsburg hervorgebracht hat. Nicht umsonst wird Augsburg auch häufig als „Fuggerstadt” bezeichnet. Jakob Fugger war zwischen 1495 und 1525 der bedeutendste Kaufmann und Bankier Europas, ging als erster „Global Player” und als reichster Mann seiner Zeit in die Geschichte ein. Doch das Musical beginnt noch vor der Zeit dieses Imperiums, in dem Moment, als Jakob Fugger von seiner Ausbildung in Italien zurückkehrt und das Unternehmen der Handelsfamilie übernimmt. „Wir haben versucht, die Zeit einzufangen, und ins Zentrum eine Geschichte zu stellen, die zwar möglich ist, aber trotzdem auch etwas Märchenhaftes hat”, erklärt der Autor des Stückes, Andreas Hillger. Denn über das private Leben des Kaufmanns ist wenig bekannt, lediglich geschäftliche Dokumente sind noch erhalten.
Noch weniger weiß die Geschichtsschreibung über die zweite Hauptrolle des Stücks, die Figur der Sybilla. Es sei eine fiktive Liebesgeschichte, die das Stück erzählt - gleichzeitig sei sie aber auch nicht unmöglich. Mit 40 Jahren heiratete Jakob Fugger im Jahr 1498 die 18-jährige Sybilla - die Tochter der Frau, mit der ihn in „Herz aus Gold” eine Liebesgeschichte verbindet. Diese Dreiecksbeziehung wird im Musical ebenso thematisiert wie Konflikte mit der Familie Welser.
„Unser Anliegen ist es, dass die Menschen am Ende mit einem Gefühl herausgehen, wer der Mensch Jakob Fugger war”, sagt der Sänger der Titelfigur, Chris Murray. Er habe sich in der Vorbereitung für seine Rolle viel mit Jakob Fugger beschäftigt. „Ich finde ihn faszinierend. Er repräsentiert den Beginn des Kapitalismus, aber hatte gleichzeitig auch schon dieses soziale Gewissen, und zwar ohne staatlichen Zwang.” Auch Sängerin Roberta Valentini, die die Figur der Sybilla spielt, hat sich viel mit ihrer Rolle beschäftigt - obwohl über die historische Figur nur wenig bekannt ist. Es sei auch etwas Besonderes, die Freiheit zu haben, sich als Darstellerin selbst in die Rolle einzubringen: „Ich finde meine Sybilla immer mehr und mehr”, sagt Valentini.
Die Musik des Stücks schrieb Komponist Stephan Kanyar, Regie führt Holger Hauer. Er habe vor allem versucht, die Kulisse der Freilichtbühne mit großen und eindrucksvollen Bildern zu füllen, aber trotzdem auch die einzelnen Figuren erlebbar zu machen. Da diese Produktion vom Augsburger Theater zum ersten Mal aufgeführt wird, ergeben sich auch besondere Freiheiten. „Das Stück ist wahrscheinlich wirklich erst am Tag der Premiere fertig”, scherzt Hauer. „Wir haben zum Beispiel schon ein ganzes Musikstück mit einem Duett ersetzt, da uns die Beziehung zwischen Mutter und Tochter zuvor nicht klar genug dargestellt schien”. Er freut sich darum, dass Bücker sich diese Saison für eine neue Produktion statt für ein bekanntes Musical entschieden hat. Natürlich sei das immer ein Risiko, im Gegensatz zu den Kassenschlagern, die die Zuschauer immer gerne sehen. „Doch dank diesem Mut gibt es nun wieder ein neues deutsches Musical”, sagt Hauer, und fügt hinzu: „Hoffentlich gibt es so etwas bald auch in anderen Städten.”
Natürlich hofft das Team des Theaters Augsburg nun, dass das Stück auch bei den Zuschauern ein Erfolg wird. „Wir wollen, dass die Besucher am Ende des Abends mit einem guten Gefühl die Freilichtbühne verlassen”, meint André Bücker. „Das Stück hat große, aber auch leise, stille Momente. Und am Ende steht nicht das große Happy End, sondern eines mit viel Gefühl, das hoffnungsvoll stimmt.”