Mit dem Bahnsteig F hat das aktuell größte Verkehrsprojekt in Augsburg - die Untertunnelung des Hauptbahnhofs - eine wichtige Zwischenetappe genommen. Das wurde am Sonntag mit entsprechendem Aufwand und Ehrengästen gefeiert.Der Umbau des Hauptbahnhofs ist ein Gemeinschaftswerk von Deutsche Bahn, Stadtwerke Augsburg und Stadt Augsburg. Der Bau des Straßenbahntunnels und der -haltestelle unter dem Hauptbahnhof sowie der Innenausbau mit Schienen, Elektroanlagen und Sicherheits- und Haltestelleneinrichtungen erfolgt durch die Stadtwerke. Die Stadt Augsburg finanziert die Rolltreppen zu den Bahnsteigen und die Fußgängerpassage nach Westen. Die Deutsche Bahn erneuert die gesamte Fahr- und Signaltechnik sowie die Bahnsteige, finanziert die Fußgängerpassage mit den Aufzügen zu den Bahnsteigen - und baute den Bahnsteig F.
Fertig ist der Bahnsteig F dabei freilich noch nicht ganz. So fehlt etwa noch die Verglasung im neuen Bahnsteigdach Modell „Zwiesel”. Wie zu hören war, steht die Genehmigung für die „Überkopf”-Verglasung aus.
Doch angesichts der Bedeutung des Bahnsteigs F für den Fortgang des Tunnelbaus, erscheint dieses Detail unwichtig.
Der Bahnsteig F mit den Gleisen 10 und 12 - die Gleisziffer 11 war bereits im Bereich der Gütergleise vergeben - dient in den kommenden Baujahren als Ausweichmöglichkeit. Denn: Um den Tunnel unter den Schienen weiter voranzutreiben, müsse oberirdisch jeweils ein Bahnsteig mit zwei Gleisen gesperrt werden, wie Stadtwerke-Chef Walter Casazza erklärte. Diese Arbeiten können jetzt beginnen.
50 000 Fahrgäste und Besucher sind täglich am Augsburger Hauptbahnhof unterwegs, 900 Personenzüge - 240 Fern- und 660 Nahverkehrszüge - machen Tag für Tag in der Fuggerstadt Halt. Dennoch versprach der Konzernbevollmächtigte der DB AG Klaus-Dieter Josel, dass es „im laufenden Betrieb kaum oder nur sehr wenige Beeinträchtigungen” geben wird. Tatsächlich wurde für den Bahnsteig F eine neue Signaltechnik verwendet, die es ermöglicht, dass an einer Bahnsteigkante des 340 Meter langen Bahnsteigs von beiden Seiten gleichzeitig Züge einfahren. Allerdings wird diese Technik vor allem für den geplanten Regio-Schienen-Takt benötigt, für den der Bahnsteig F dann eine tragende Rolle einnimmt. Insbesondere, wenn die Strecken nach Ulm und Donauwörth dreigleisig ausgebaut sind, was allerdings noch einige Jahre länger dauern wird als die Fertigstellung des Augsburger Hauptbahnhofs. Diese ist für das Jahr 2023 angesetzt. Und der Projektbetreuer auf der Seite der Bahn Thomas Thürer ist zuversichtlich, zumal der Termin mit der Eröffnung des Bahnsteigs F punktgenau gehalten werden konnte. „Wir haben die Eröffnung vor zweieinhalb Jahren auf diesen Tag festgelegt und es auch eingehalten”, stellte er am Sonntag stolz fest.
Doch bei aller Freude: „Wir haben noch einiges vor der Brust”, gab OB Kurt Gribl zu bedenken. Tatsächlich stehen noch fünf weitere Jahre Bauzeit bevor. Und in der Vergangenheit bereiteten die steigenden Kosten mehr als einmal Kopfzerbrechen. So schreckte zuletzt im Oktober die Nachricht auf, dass die Stadtwerke mittlerweile von Gesamtkosten in Höhe von 250 Millionen Euro ausgehen. Zuvor hatten die Stadtwerke mit einer Summe von 181 Millionen Euro gerechnet - allerdings ohne Baupreissteigerung. Und genau dieser Aspekt scheint kaum mehr kontrollierbar.
Immerhin bleibt es bei der Förderzusage von 83 Prozent aller förderfähiger Kosten durch Bund und Freistaat. Für den bayerischen Verkehrsminister Hans Reichart scheinen die Fördermittel jedenfalls gut angelegt zu sein: „Für mich hat dieses Projekt Vorbildcharakter. Alle Verkehrsträger auf der Schiene sind in einem einzigen Bauwerk gebündelt. Von hier kann man aus der Tram direkt in den ICE steigen. So ein Verkehrsmix steigert das Angebot und macht Bahnfahren noch attraktiver. Was hier entsteht, ist ein verkehrlicher und städtebaulicher Leuchtturm, der Maßstäbe für ganz Bayern setzt.”