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Aichacher Zeitung LogoEntscheidung im Heiden-Dilemma: Regierung baut auf der Flugplatzheide, Naturschützer enttäuscht | Aichacher Zeitung

Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Entscheidung im Heiden-Dilemma: Regierung baut auf der Flugplatzheide, Naturschützer enttäuscht

Die Regierung von Schwaben hat die baurechtliche Zustimmung zum Bau einer neuen Wohnanlage mit rund 80 Wohneinheiten für anerkannte Asylbewerber am Bischofsackerweg in Augsburg-Haunstetten erteilt. Vier Fünftel des Grundstücks sollen dafür künftig unter Naturschutz gestellt werden.

Für das staatliche Wohnungsbauvorhaben werde etwa ein Fünftel des rund vier Hektar großen staatlichen Baugrundstücks tatsächlich in Anspruch genommen. „Die verbleibenden vier Fünftel des Grundstücks sollen nach Abstimmung zwischen Stadt und Regierung wegen der besonders hohen naturschutzfachlichen Wertigkeit als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen werden”, schreibt die Regierung von Schwaben am Freitag in einer Pressemitteilung.

Damit werde der weit überwiegende Teil des Grundstücks auf Dauer einer weiteren baulichen Nutzung entzogen und entsprechend seiner naturschutzfachlichen Bedeutung unter Schutz gestellt, heißt es weiter. Bisher ist die Gesamtfläche im gültigen Flächennutzungsplan der Stadt Augsburg als Mischgebiet dargestellt.
Entsprechend der hohen ökologischen Wertigkeit der Fläche wurde von der Regierung von Schwaben die Baugenehmigung nur unter der Bedingung erteilt, dass die weit überwiegenden Restflächen als Fläche für den Artenschutz gesichert, langfristig entwickelt und gepflegt werden.

Schon in der Planungsphase habe die Regierung das staatliche Hochbauamt gebeten, den ursprünglich parallel zum Unteren Talweg vorgesehenen Baukörper entlang des Bischofsackerwegs zu errichten. Damit sind naturschutzfachlich besonders wertvolle Flächen (lückige auf Kies anstehende Magerrasenstandorte) nicht von der Bebauung betroffen, äußert sich die Regierung.

Sie wolle darüber hinaus vorschlagen, die nördlich angrenzenden, bereits bestehenden ökologischen Ausgleichsflächen für den Bau des Studentenwohnheims und des Landesamts für Umwelt mit in den geplanten geschützten Landschaftsbestandteil aufzunehmen. Hierdurch ließen sich wertvolle und zusammenhängende Teile der Flugplatzheide mit einer Gesamtgröße von rund sechs Hektar dauerhaft erhalten.

Auch „die Vorgaben des Umweltministeriums sind umgesetzt worden”, bestätigt Regierungssprecher Karl-Heinz Meyer auf Nachfrage. Das Staatsministerium hatte das Vorgehen auf der artenreichen Heide zuletzt ebenfalls hinterfragt.

Die Regierung werde außerdem der Naturschutzallianz anbieten, sich aktiv in die Pflege der künftig geschützten Heidelandschaft einzubringen. Zunächst stünden jedoch archäologische Untersuchungen an.

Die Naturschutzallianz, die monatelang um den Erhalt der gesamten Flugplatzheide gekämpft hatte, zeigt sich indes „zutiefst enttäuscht” über die Entscheidung, das „wertvollste innerstädtische Biotop preiszugeben”, äußerte sich Sprecher Eduard Pfeuffer. Der Kompromiss, den Rest der Fläche unter Naturschutz zu stellen, halte er aus zweierlei Gründen für fragwürdig.

Zum einen wisse man nicht, „was passiert, wenn der Lebensraum der rund 85 Arten derart beschnitten wird”. Es sei möglich, so Pfeuffer, dass sich einige der Lebewesen deshalb von der Heide zurückziehen werden. Zum anderen führt er das Beispiel Riedberger Horn auf. Um dort eine Skischaukel bauen zu können, will der Freistaat den Berg aus dem Alpenschutzplan nehmen.

Deshalb ist Pfeuffer sicher: „Der Druck auf die Fläche wird bleiben.” Auch vom Umweltministerium hatte er sich mehr erwartet, schrieb Umweltministerin Ullrike Scharf doch in einem Brief an die Naturschutzallianz davon, wie wertvoll die Heide sei. „Da fragt man sich schon, wozu wir noch arbeiten”, bilanziert er konsterniert.

Das Angebot der Regierung, sich gemeinsam um die Fläche zu kümmern, betrachte er nach all diesen Erfahrungen „offen, aber skeptisch”.

Auch betont Pfeuffer erneut, dass es nicht darum ginge, Wohnungen für anerkannte Asylbwerber zu verhindern. Er gibt jedoch zu bedenken, „dass sie an dieser Stelle isoliert und nicht intergriert werden. Es hätte auf dem Stadtgebiet andere Lösungen gegeben.”


David Libossek
David Libossek

Sportredakteur

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