Über geflüchtete Menschen wird oft in negativen Zusammenhängen berichtet. Dann ist von „Krise“ die Rede, von fehlenden Unterkünften, hohen Kosten, von Kriminalitätsstatistiken, von Abschiebungen und Überforderung. Es gibt aber die andere Seite: „Uns ist es wichtig, dass positive Geschichten über die Integration Geflüchteter erzählt werden“, sagt Marion Zott. Sie ist einer der Köpfe hinter der Ausstellung „Ein bisschen Zuhause in Aichach“, die im Rahmen des Jahresprogramms der Plattform „Aichach bleibt bunt“ ab 23. April im Caritas-Familienstützpunkt gezeigt wird.
Die Menschen, die aus der ganzen Welt gekommen sind, um Schutz zu suchen und eine neue Heimat zu finden, bereichern das Leben in Aichach. Ihnen wird geholfen, aber sie helfen auch: „Sie pflegen unsere Senioren, betreuen unsere Kinder, reinigen unsere Gebäude, arbeiten im Handwerk und der Gastronomie. Aichach kann sie scheinbar gut brauchen“, bringt es Marion Zott auf den Punkt. Diese Geschichten erzählen zu lassen und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, war für Zott und ihre Mitstreiterinnen Ulli Stepp, Rita Rösele und Julia Baur der Ansatzpunkt für die Ausstellung.
Die Ausstellung basiert dabei auf dem P-Seminar „Gegen den Hass“ des Aichacher Deutschherren-Gymnasiums. Die Geschichten der Geflüchteten war eines der Projekte in dem Seminar. Die Schülerinnen und Schüler haben Interviews mit geflüchteten Menschen geführt, über ihr Leben in der alten und der neuen Heimat gesprochen, haben recherchiert und Fotos gemacht. Für die Ausstellung wurden die Texte nochmal eigens in sogenannte einfache Sprache übertragen.
So kann man lesen, dass viele Geflüchtete in Aichach schon ihre Lieblingsplätze haben, an der Fischtreppe an der Paar Zeit verbringen, die Mittelalterlichen Markttage mögen, gelernt haben, Schweinsbraten zu kochen und deutschen Kuchen zu backen. Man kann auch von viel Dankbarkeit lesen, die sich an die Menschen richtet, die geholfen haben, aber auch an das „ruhige und kleine“ Aichach allgemein. Die Texte zeigen jedoch keine heile Welt, es ist ebenso von Skepsis, distanzierten Menschen, Ablehnung, von Heimweh und Sehnsucht nach der Familie die Rede.
Eine exemplarische Geschichte dessen, was dann als „gelungene Integration“ bezeichnet wird, ist die der 53-jährigen Essi aus Togo, die bereits vor 30 Jahren nach Deutschland gekommen ist. Einerseits, kann man in dem Text über sie lesen, vermisst sie ihre Familie in Togo, das Meer und auch das Essen. Andererseits berichtet sie von Menschen, die ihr in Aichach geholfen haben, sie ist in der Kirchengemeinde integriert, arbeitet im Haus St. Vincent, ihre Tochter studiert und will Lehrerin werden, ihr Sohn arbeitet als Mechatroniker bei BMW in München.
Ein Leben von vielen, die der Zufall nach Aichach gespült hat. „Sie sind geblieben, weil es Aichach gut mit ihnen meint. Sie wohnen, lernen, arbeiten, helfen, heiraten, lachen, weinen“, sagt Marion Zott über die geflüchteten Menschen. Aber auch wenn sie nun ein bisschen zuhause in Aichach sind, werde doch die Sehnsucht nach zurückgelassenen Familienmitgliedern und Freunden, nach bestimmten Orten, Festen, Essen, liebgewonnenen Traditionen und nach der heimatlichen Kultur immer in ihren Herzen bleiben, ist eines der Resümees der Ausstellung.
Die Ausstellung „Ein bisschen Zuhause in Aichach“ wird am Dienstag, 23. April, um 18 Uhr im Caritas-Familienstützpunkt (Bahnhofstraße) eröffnet und ist bis Freitag, 3. Mai, zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen. Sie ist Teil des Jahresprogramms des Bündnisses „Aichach bleibt bunt”.