Augsburg - „Egoismus versus Solidarität” lautet das Motto, unter dem in diesem Jahr das Augsburger Brechtfestival stattfindet. Mehr als 40 Programmpunkte sollen vom 23. Februar bis zum 4. März „die Gegenwart mit Brecht und Brechts Werk mit der Gegenwart konfrontieren”, wie Festivalleiter Patrick Wengenroth es formuliert. Zum Abschluss können die Besucher Bertolt Brechts womöglich letztem noch lebenden Meisterschüler B.K. Tragelehn persönlich begegnen.
Zur Eröffnung des Festivals am Freitag, 23. Februar, zeigt das Theater Augsburg die Premiere von „Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer” im Martini-Park. Am Samstag dann lockt die Lange Brechtnacht mit 50 Künstlern an zehn Spielorten in Augsburg. Mit dabei sind Bands wie die „Antilopen Gang” aus Düsseldorf, die Gruppe „Algiers” aus den USA, das Avantgarde-Jazz-Trio „Fire!” aus Schweden und die Musikerin Wallis Bird aus Irland.
Bis zum 4. März folgen zahlreiche weitere Literaturformate, Konzerte, Lesungen, Podiumsdiskussionen und Workshops. So gibt es verschiedene Beiträge aus der Augsburger freien Szene. Das Grandhotel Cosmopolis bespielt am Freitag, 2. März, das eigene Haus. „Der kalte Hauch des Geldes” von Alexander Eisenach feiert am Freitag, 23. Februar, Premiere im Sensemble Theater. Und das „theter-Ensemble” zeigt die Stückentwicklung „Fatzernation” am Mittwoch, 28. Februar. Mit dem Theater Bremen und dem Berliner Maxim Gorki Theater präsentiert das Festival auch zwei Gastspiele. Das Theater Bremen zeigt am Sonntag, 25. Februar, im Martini-Park „Der gute Mensch von Sezuan”, das Maxim Gorki Theater ist mit der Produktion „Dickicht” am Samstag, 3. März, in der Brechtbühne zu sehen.
Eine besondere Gelegenheit erwartet die Besucher ebenfalls am Samstag von 12 bis 16 Uhr im Sensemble Theater. Zum Werkstatttag, einem Format, das es erstmals beim Brechtfestival 2017 gab, nähern sich Experten und Gäste einen Nachmittag lang gemeinsam ausgewählten Aspekten aus Brechts Leben und Werk. Titel der diesjährigen Ausgabe ist „Revolution Revisited: Scheitern als Chance?”. Dabei soll es unter anderem um die Revolutionen von 1918 und 1968, um Brechts „Fatzer”, „Trommeln in der Nacht” und einige Ausschnitte aus dem Werk Heiner Müllers gehen.
Zu diesem Anlass kommt auch B.K. Tragelehn in Brechts Heimatstadt, dem die Besucher im Rahmen von „Vorträgen und Tischgesprächen auf Augenhöhe” persönlich begegnen können. Der 82-Jährige, der zu den bekanntesten Regisseuren der Nachkriegszeit zählt, war von 1955 bis 1958 Meisterschüler an der Akademie der Künste in Berlin bei Bertolt Brecht. „Damit dürfte er einer der letzten noch lebenden Brechtschüler sein - wenn nicht sogar der letzte”, heißt es in der Ankündigung für das Festival. Weitere Informationen zu allen Programmpunkten des Brechtfestivals, zur Anmeldung und zum Kartenverkauf für die einzelnen Veranstaltungen finden Interessierte online unter www.brechtfestival.de. (Von Kristin Deibl)