Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Barrierearm und in einfacher Sprache: Inklusive Stadtführung in Augsburg

Bewohnervertreter aus dem Fachgebiet Behindertenhilfe im Caritasverband für die Diözese Augsburg haben das Angebot einer inklusiven Stadtführung ausprobiert.  (Foto: Caritas Augsburg / Birgit Böllinger)
Bewohnervertreter aus dem Fachgebiet Behindertenhilfe im Caritasverband für die Diözese Augsburg haben das Angebot einer inklusiven Stadtführung ausprobiert. (Foto: Caritas Augsburg / Birgit Böllinger)
Bewohnervertreter aus dem Fachgebiet Behindertenhilfe im Caritasverband für die Diözese Augsburg haben das Angebot einer inklusiven Stadtführung ausprobiert. (Foto: Caritas Augsburg / Birgit Böllinger)
Bewohnervertreter aus dem Fachgebiet Behindertenhilfe im Caritasverband für die Diözese Augsburg haben das Angebot einer inklusiven Stadtführung ausprobiert. (Foto: Caritas Augsburg / Birgit Böllinger)
Bewohnervertreter aus dem Fachgebiet Behindertenhilfe im Caritasverband für die Diözese Augsburg haben das Angebot einer inklusiven Stadtführung ausprobiert. (Foto: Caritas Augsburg / Birgit Böllinger)

Wer an einer Stadtführung von Sabine Pabst teilnimmt, erfährt viele neue Dinge über Augsburg, die im Gedächtnis bleiben: Beispielsweise, dass sich im Stadtgebiet rund 100 Biber tummeln. Und dass die gesamte Länge der Kanäle, die für Augsburg so typisch sind, bis nach München führen würde. Dass man so viel von dieser Führung mitnimmt, liegt nicht nur an den ungewöhnlichen Fakten, die Sabine Pabst weiß. Sondern auch an der Art, wie sie diese präsentiert: Die selbständige Gästeführerin hat sich auf Führungen in einfacher Sprache und barrierearme Führungen spezialisiert.

„Man muss eben andere Wege wählen“

Weil sie sich bei ihren Touren Zeit lässt, nichts mit historischen Daten überfrachtet, viele Fragen stellt und einprägsame Bilder wählt, ist diese Art der Stadtbegehung nicht nur für Menschen mit Behinderung, sondern eigentlich für jeden ein Gewinn. „Leider ist Augsburg aufgrund seiner langen Geschichte alles andere als barrierefrei“, sagt Sabine Pabst. Aber auch für Rollstuhlfahrer und Menschen mit Gehschwierigkeiten findet sie Abhilfe. „Man muss eben andere Wege wählen“, sagt die Städteführerin.

Das Angebot der Führung in einfacher Sprache, das man auch über die Regio Augsburg buchen kann, probierte man nun beim Fachgebiet Behindertenhilfe im Caritasverband für die Diözese Augsburg das erste Mal aus: Für ein diözesanweites Treffen der Bewohnervertreter aus Einrichtungen der CAB Caritas Augsburg Betriebsträgergesellschaft, des Dominikus-Ringeisen-Werks, der Regens-Wagner-Stiftungen und der Stiftung St. Johannes wollte man den Teilnehmern nach dem Fachtag noch etwas Besonderes bieten. Rund 15 Gäste inklusive Mitarbeiter aus den Einrichtungen nahmen das Angebot wahr – und hatten viel Spaß dabei. „Solche Aktivitäten stärken einfach den Zusammenhalt untereinander“, meint Kathrin Schulan von der Caritas. Und das Selbstbewusstsein der Bewohnervertreter: Jeder konnte etwas von seinem eigenen Augsburg-Wissen mit einbringen.

Die Stadtführung war der passende Abschluss eines Treffens der Bewohnervertreter, das nun als regelmäßiges Instrument nach einem Projekt des Caritasverbandes zur Stärkung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung eingeführt wurde. „Es geht dabei auch darum, wie die Bewohnerinnen und Bewohner unserer Einrichtungen sich und ihre Anliegen selbst vertreten können.“ Zur Teilhabe gehören jedoch nicht nur die Themenfelder Wohnen und Arbeit, sondern auch Freizeitaktivitäten – beispielweise auch eine Stadtführung, die auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung ausgerichtet ist. „Ich bin zwar nicht in leichter Sprache zertifiziert, aber ich habe mir dazu viel Wissen angeeignet“, sagt Sabine Pabst. Einfach auch deshalb, weil es ihr viel Spaß macht, mit Gruppen unterwegs zu sein, „mit denen ich am besten in einfacher Sprache mich austauschen kann, denn da kommt auch so viel Positives zurück.“ Wie an diesem Tag: Nach anderthalb Stunden wird die Gästeführerin mit viel Applaus verabschiedet. „Super war auch, dass Frau Pabst uns an den Trinkwasserbrunnen auf dem Holbeinplatz geführt hat“, meint eine der Bewohnervertreterinnen, „das war bei der Hitze ein guter Einfall!“

Einfache Sprache - Leichte Sprache – wo liegt der Unterschied?

Immer wieder werden die Begriffe „Leichte Sprache“ und „Einfache Sprache“ synonym verwendet. Dabei handelt es sich hier um zwei recht unterschiedliche Formen der geschriebenen Sprache mit abweichenden Zielgruppen. Leichte Sprache soll Informationen für Menschen mit kognitiven Einschränkungen beziehungsweise Lernbehinderungen zugänglich machen und ist extrem einfach gehalten. Texte, die in Leichter Sprache geschrieben sind, kann man auf den ersten Blick als solche erkennen. Sie werden von speziell ausgebildeten Personen nach festgesetzten Regeln verfasst und sollten im Idealfall vor ihrer Freigabe von Testlesern aus der Zielgruppe auf Verständlichkeit überprüft werden.
Zu den Merkmalen von in Leichter Sprache geschriebenen Texten gehören:
• kurze, einfach gehaltene Sätze
• viele Zeilenumbrüche und Absätze
• Verzicht auf Abkürzungen und Abstraktionen
• Vermeidung von Fach- und Fremdwörtern
• schwere Wörter werden erklärt
• lange Wörter werden durch Binde-Striche oder Medio·punkte getrennt, damit sie leichter zu lesen sind
• Formen wie Genitiv und Konjunktiv werden vermieden (statt Genitiv „von“)
• Aufzählungspunkte werden zum einfacheren Verständnis verwendet
• die Absätze werden meist mit einfachen Illustrationen ergänzt

    Die Einfache Sprache hat dagegen Menschen als Ziel, die zwar lesen können, aber Probleme haben, komplexere Texte zu verstehen, wie Personen, deren Erstsprache nicht Deutsch ist. Im Gegensatz zur Leichten Sprache kann man nicht an äußeren Kriterien erkennen, wenn ein Text in Einfacher Sprache geschrieben ist. Einfache Sprache gleicht in vielerlei Hinsicht unserer Alltagssprache.
    Merkmale von in Einfacher Sprache geschriebenen Texten:
    • keine Bandwurmsätze
    • einfache Satzstrukturen
    • möglichst aktive Sprache
    • aussagekräftige Verben statt Nominalstil
    • Fremdwörter werden, wenn möglich, vermieden
    • einfache Nebensätze dürfen verwendet werden


    Von Birgit Böllinger
    north