Lässt man Dasings Bürgermeister Andreas Wiesner zusammenfassen, wo die Prioritäten bei seiner Arbeit liegen, bleibt er allgemein: Drei Fragen müssten er und sein Gemeinderat sich dabei stets stellen. „Was ist notwendig, was ist wünschenswert und was geht überhaupt nicht”, bringt es der gelernte Bankkaufmann dennoch sehr konkret auf den Punkt.
Bleibt man bei den notwendigen Projekten, dominiert ganz klar die Kinderbetreuung. Das ist eine kommunale Pflichtaufgabe wie die Feuerwehr oder die Abwasserbeseitigung. Zwar baut die 6000 Einwohner starke Gemeinde an der Autobahn derzeit keine Kläranlage. Auch die Feuerwehren sind gut ausgestattet. Eine Großbaustelle aber beschäftigt den Gemeindechef quasi seit Amtsantritt: die Kindertagesstätte in Laimering. Die soll nicht nur fünf Gruppen für die Kinderbetreuung beherbergen, sondern in Doppelfunktion gleich noch ein Bürgerhaus für den Ortsteil sein.
Über Heizungskonzepte, Lüftung und Dachgestaltung diskutiert der Gemeinderat ebenso wie über die Frage, wo nun sogenannte Odenwald-Decken eingebaut werden sollen – und wo die „GK-Lochdecke”. Über solche für den Außenstehenden kleinteilig wirkende Entscheidungen streitet manches Gremium über Wochen hinweg. In Dasing ist das nicht der Fall.
Kaum eine öffentliche Gemeinderatssitzung dauert viel länger als eine Stunde, egal wie viele Punkte auf der Tagesordnung stehen. „Vorbereitung ist alles”, sagt Wiesner und schmunzelt. In seinem Büro sitzt er und erzählt im Gespräch mit unserer Zeitung von den ersten drei Jahren im Amt. Wichtig sei ihm dabei von Anfang an gewesen, „jeden mitzunehmen”. Zurück nach Laimering: Vom Beginn der Planungen bis zu den ersten wegweisenden Beschlussfassungen im Gemeinderat waren alle mit im Boot, sagt Wiesner. Vereine und Bürger sprachen mit Gemeindevertretern und Gemeinderäten über ihre Wünsche. Kompromisse seien hier auf diese Weise bereits vor der eigentlichen Planung geschlossen worden. Der Gemeinderat bringt die Kita und das Bürgerhaus damit schnell und ohne Gegenwind oder Kritik aus dem Ortsteil auf den Weg. Auf diese Weise möchte Wiesner gerne auch kommende Projekte angehen.
Der Dasinger, der im September seinen 48. Geburtstag feiert, versteht sich als Teamplayer. Und mit 95 Prozent seines Amtes ist er zufrieden. „Sagen wir mal, bis zu diesem Teil habe ich mir das Amt genauso vorgestellt”, konkretisiert Wiesner. Die fünf Prozent zum Ganzen mache „die überbordende Bürokratie” aus. Die Entscheidung zu kandidieren bereue er dennoch nicht, sagt der Bürgermeister, der sich von Anfang an gut mit den Mitarbeitern verstanden hat. Und da wäre er bei dem Thema, das derzeit die Medien dominiert: dem Fachkräftemangel.
„Der war immer da”, gibt sich Wiesner gelassen. Größer sei er allerdings geworden. Für Dasing sieht das Gemeindeoberhaupt darin aber kein unlösbares Problem. Die veränderte Situation erfordere allerdings angepasste Maßnahmen, vor allem im Hinblick auf die Mitarbeiterbindung. Alle Kinderbetreuungseinrichtungen in der Autobahngemeinde befinden sich in kommunaler Hand.
Die Gemeinde ist Träger und damit Arbeitgeber des Personals. Und das könne man halten, indem man gute Arbeit fair vergüte und etwas oben drauflege, so Wiesner. Seit 2022 bietet Dasing etwa eine betriebliche Altersvorsorge und ein Job-Rad-Leasing an.
Das scheint zu funktionieren. Derzeit schreibt die Gemeinde keine einzige Stelle für Erzieher oder pädagogische Fachkräfte aus. „Wir sind heuer so aufgestellt, dass wir in allen fünf Kindertageseinrichtungen voll besetzt sind”, betont Wiesner. Jedes Kind habe einen Platz.
Während die Kommune den Raum für Betreuung kontinuierlich erweitert, sind die Verhältnisse in der Verwaltung etwas beengt. Das Gespräch mit dem Bürgermeister wird immer wieder untermalt von metallischem Klappern. Draußen, direkt vor dem Fenster im Treppenhaus, wächst derzeit das neue Verwaltungsgebäude empor. Es soll „Dasings neue Mitte” werden, ein Begegnungsort für die Bürger, nicht nur Arbeitsplatz für Gemeindemitarbeiter. Ob Dasing deswegen „verbindet”, wie es das Gemeindemotto ausdrücken will? Nicht nur, erklärt Wiesner und kommt fast ein wenig ins Schwärmen.
„Dasing ist eine dynamische Gemeinde. Vereine und Bürger helfen zusammen und wuppen das Dorfleben komplett”, meint der Bürgermeister. Und das mache zuletzt auch eine familienfreundliche Kommune aus. „Da gehören nicht nur Kitas dazu”, holt Wiesner aus. „Straßenfeste, Begegnungsorte, das Freibad ...” In einer solchen Gemeinde ein derartiges Amt zu bekleiden, mache Spaß. „Das erfüllt mich”, sagt der Bürgermeister, der – wenn es nach ihm geht – zumindest derzeit nach dem Ende seiner jetzigen Amtszeit 2026 gerne weitermachen würde.