Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Weitere Flächen für Sonnenenergie

<b>Altomünsters Bürgermeister</b> Michael Reiter (rechts) auf der Pipinsrieder Bürgerversammlung. Links (mit Brille) ist Josef Hermann zu sehen, Hauptamtsleiter in Dachau, rechts neben ihm der langjährige Gemeinderat Hans Lampl, daneben Georg Ott, der sich zusammen mit anderen Ehrenamtlichen um die FCP-Gaststätte kümmert. Im Hintergrund sind die Gemeinderatsmitglieder zu sehen. (Foto: Horst Kramer)
Altomünsters Bürgermeister Michael Reiter (rechts) auf der Pipinsrieder Bürgerversammlung. Links (mit Brille) ist Josef Hermann zu sehen, Hauptamtsleiter in Dachau, rechts neben ihm der langjährige Gemeinderat Hans Lampl, daneben Georg Ott, der sich zusammen mit anderen Ehrenamtlichen um die FCP-Gaststätte kümmert. Im Hintergrund sind die Gemeinderatsmitglieder zu sehen. (Foto: Horst Kramer)
Altomünsters Bürgermeister Michael Reiter (rechts) auf der Pipinsrieder Bürgerversammlung. Links (mit Brille) ist Josef Hermann zu sehen, Hauptamtsleiter in Dachau, rechts neben ihm der langjährige Gemeinderat Hans Lampl, daneben Georg Ott, der sich zusammen mit anderen Ehrenamtlichen um die FCP-Gaststätte kümmert. Im Hintergrund sind die Gemeinderatsmitglieder zu sehen. (Foto: Horst Kramer)
Altomünsters Bürgermeister Michael Reiter (rechts) auf der Pipinsrieder Bürgerversammlung. Links (mit Brille) ist Josef Hermann zu sehen, Hauptamtsleiter in Dachau, rechts neben ihm der langjährige Gemeinderat Hans Lampl, daneben Georg Ott, der sich zusammen mit anderen Ehrenamtlichen um die FCP-Gaststätte kümmert. Im Hintergrund sind die Gemeinderatsmitglieder zu sehen. (Foto: Horst Kramer)
Altomünsters Bürgermeister Michael Reiter (rechts) auf der Pipinsrieder Bürgerversammlung. Links (mit Brille) ist Josef Hermann zu sehen, Hauptamtsleiter in Dachau, rechts neben ihm der langjährige Gemeinderat Hans Lampl, daneben Georg Ott, der sich zusammen mit anderen Ehrenamtlichen um die FCP-Gaststätte kümmert. Im Hintergrund sind die Gemeinderatsmitglieder zu sehen. (Foto: Horst Kramer)

Es war die letzte Etappe vor dem Gipfel, die Altomünsters Rathauschef Michael Reiter (FWG) bei der Bürgerversammlung in Pipinsried zu bewältigen hatte. „Dann habe ich Bergfest“, freute sich der Bürgermeister, also Halbzeit seiner ersten Amtsperiode nach der Kommunalwahl am 16. März 2020, die mit seinem Amtsantritt am 1. Mai desselben Jahres begann. So viel vorweg: Reiter bewältigte die Aufgabe völlig problemlos, nach 90 Minuten war alles vorbei. Kein Wunder, hat er doch schon eine gewisse Routine entwickelt: „Für euch ist es die erste Bürgerversammlung heuer, für mich schon die fünfte.“ 22 Pipinsrieder Einwohner und Einwohnerinnen hatten sich im Saal des Gasthofs Lampl eingefunden, um dem Ortsoberhaupt zu lauschen, acht Gemeinderatsmitglieder gaben ihm Rückendeckung.

In der ersten Halbzeit präsentierte Michael Reiter die aktuellen Zahlen, vom Haushalt über die Bevölkerungsentwicklung bis zu den zahlreichen Bebauungsplänen, die aktuell im Bauamt abgearbeitet werden: Mehr als 30 sind es derzeit, die 15 laufenden Verfahren zu Freiflächenphotovoltaik-Anlagen nicht mitgerechnet. Sollten diese alle so realisiert werden wie sie eingereicht wurden, addieren sie sich auf mit den schon in Betrieb befindlichen Sonnenfeldern in Größe von 20 Hektar auf 151 Hektar, rechnete Reiter aufgrund einer Frage von Michael Schmid vor. Das wären exakt zwei Prozent der Gemeindefläche, die sich die Kommune im Frühjahr als Obergrenze für Sonnenenergie-Anlagen gesetzt hatte. Der Bürgermeister kündigte an, im Gemeinderat eine neue Formel für weitere Flächen zu diskutieren, etwa durch Senkung der Ackerzahl für Sonnenstromareale, der gegenwärtig bei 55 liegt – der Durchschnittswert im Landkreis liegt bei 52,5.

Der Grund für das Umdenken liegt auf der Hand: die Explosion der Energiekosten. Reiter berichtete von Kommunen, deren Strombezugsverträge derzeit neu ausgeschrieben werden, bei denen sich die Stromkosten von fünf Cent für die Kilowattstunde auf 60 Cent verzwölffachen könnten. Deswegen strebt Altomünster eine weitgehende Energieautonomie an. Rein rechnerisch, so Reiter, erzeugt die Kommune schon jetzt mehr Strom als sie benötigt. Allerdings nicht rund um die Uhr und im gesamten Jahreszyklus. Der Bürgermeister verwies auf den „Strommonitor“ auf der Gemeinde-Homepage (unter Bürgerservice/Energiemonitor). Am gestrigen Freitagvormittag lag der Eigenversorgungsgrad bei immerhin 63 Grad, trotz bedecktem Himmel. Den Rest kauft die Gemeinde dazu. Deswegen steht „wohl eine Mehrheit im Gemeinderat“ auch dem Bau von Windrädern „aufgeschlossen gegenüber“, wie Reiter vorsichtig formulierte. Josef Hermann, Hauptamtsleiter im Dachauer Rathaus, hatte sich nach grundsätzlichen Positionierung des Altomünsterer Gremiums erkundigt. Reiter betonte, dass die Kommune auf „Bürgerwindkraftanlagen“ setzte, also aus Strom-Windmühlen, an denen sich die Altomünsterer Bevölkerung beteiligen könne. Es gäbe aber noch keine konkreten Planungen, räumte der Bürgermeister ein. Allerdings müsse man schnell sein, denn das Jahr 2032 schwebe wie ein „Damoklesschwert“ über ihren Häuptern, und dann könnten Abstände von 500 Metern auch zwischen Wohnbebauung und Windrädern gang und gäbe werden.

Der Hintergrund: Der Bundestag hat im Oktober das „Wind-an-Land“-Gesetz beschlossen, das die Bundesländer verpflichtet, bis 2032 auf zwei Prozent ihrer Flächen Windkraftanlagen zu errichten. Für das Flächenland Bayern sind 1,8 Prozent festgeschrieben. Wird bis 2026 ein Zwischenziel von 1,4 Prozent im Schnitt der Länder nicht erreicht, kann der Bund Abstandsregelungen zu Wohnsiedlungen aufheben, etwa durch die Privilegierung von Windkraftprojekten im Außenbereich. „Dann hätten wir keinen Einfluss mehr, wo und wie viel gebaut wird“, warnte Reiter. „Wir wollen keinen Wildwuchs, sondern Windkraft mit und für den Bürger.“

Auch in Sachen Wärme will die Kommune tätig werden, fuhr er fort, etwa bei Nahwärmenetzen aus Biomasse für die Ortsteile. Deswegen werden bei Neubaugebieten wie zurzeit am Sandgrubenfeld auch keine neuen Gasleitungen mehr verlegt. Reiter flocht an diesem Punkt eine wichtige Botschaft ein: „Panikmache in Sachen eines großen Blackouts sind nicht angebracht.“ Der Krieg und die Energiepreisexplosion haben auch die Zinsen in letzter Zeit nach oben getrieben. Ein Problem für alle Bauherrn, auch für die Marktgemeinde Altomünster, betonte der Rathauschef.

Markus Knoll, der Vorsitzende der Pipinsrieder Musikanten, hatte ihn nach dem zögerlichen Bevölkerungswachstum gefragt. Reiter verwies auf das stetige, wenngleich langsame Wachstum. Interessant ist daher ein Blick in die Zahlen des Bayerischen Landesamt für Statistik: Laut der Behörde lebten 2011 7300 Menschen in Altomünster, seit 2017 kratzt die Kommune an der 8000er-Marke. Seitdem stagniert überraschenderweise der Zuzug, trotz besserer S-Bahn-Anbindung. Knoll macht sich Sorgen, dass die Deutsche Bahn den Betrieb irgendwann einstellt. Eine Befürchtung, die der Bürgermeister für völlig unberechtigt hält: „Dazu sind wir viel zu attraktiv.“

Wunsch nach längeren┘Betreuungszeiten

Dann kam er auf die Problematik des Baus von bezahlbaren Wohnungen zu sprechen. In den bisherigen Gemeinde-eigenen Wohnungen verlangt die Gemeinde eine Miete zwischen fünf Euro bis sieben Euro pro Quadratmeter. In den Neubau-Wohnungen, die Altomünster mit der Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises (WLD) errichten will, werde derzeit mit einem Quadratmeterpreis von zwölf Euro kalkuliert. Thomas Asam wandte ein: „Wer soll sich zwölf Euro leisten können?“ Reiter schob die hohen Baukosten auch auf die Ausstattungsvorgaben, die für Sozialwohnungen gemacht werden – etwa Barrierefreiheit, wie sie das Bayerische Bauministerium für seine Zuschüsse fordert. „Es könnte doch reichen, wenn in einer Wohnanlage nicht alle, sondern nur zwei oder drei Wohnungen barrierefrei ausgestattet sind.“ Das Problem dabei: Die Bevölkerung wird immer älter und damit immobiler – eine barrierefreie Wohnung mit ambulanter Pflege ist immer noch billiger als ein Platz in einem Heim, wie Vizelandrat Helmut Zech (CSU) schon vor einiger Zeit angemerkt hatte.

Hubert „Fred“ Fesl, Stadion- und Pressesprecher des FC Pipinsried, wollte wissen, ob es möglich sei, die Betreuungszeiten im Pipinsrieder Kindergarten von 13 Uhr auf 14 Uhr zu verlängern. Er kenne Eltern, die wegen dieser fehlenden Stunde ihren Nachwuchs in Altomünster angemeldet haben. Der Rathauschef erklärte, dass es mindestens fünf Kinder geben müsse, die eine längere Betreuungszeit benötigten. „Ansonsten steht der Personalaufwand in keinem Verhältnis.“ Zumal die Gemeinde dann in jeder ihrer Kindereinrichtungen eine derartige Regel einführen müsste. „Das könnten wir uns nicht leisten.“

Knoll hatte sich zu Anfang der Fragerunde erkundigt, ob es stimme, dass die alte Pipinsrieder Schule eine neue Schließanlage erhalte. Reiter bestätigte und erklärte, warum. „Wir stellen alle kommunalen Gebäude Zug um Zug auf ein elektronisches System um.“ Die neuen „Schlüssel“ verfügen nicht mehr über einen Bart, sondern über einen individuell programmierten Chip, der dem Träger den Zugang zu verschiedenen Gebäuden erlaube. Der Vorteil: „Wenn jemand diesen Schlüssel verliert, muss man nicht mehr die gesamte Schließanlage ausbauen und neue Schlüssel verteilen. Es reicht einfach, den Chip des verlorenen Schlüssel aus der Liste der Berechtigungen zu streichen.“

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