Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 09.05.2023 17:38

Wein aus dem Wittelsbacher Land

Christian Seyfried,   der Weinbauer (Mitte), mit Affings Bürgermeister Markus Winklhofer (links) und Christian Gold, Projektmanager beim Wittelsbacher Land Verein und geprüfter Wein-Sommelier. 	Foto: Kristina Billhardt (Foto: Kristina Billhardt)
Christian Seyfried, der Weinbauer (Mitte), mit Affings Bürgermeister Markus Winklhofer (links) und Christian Gold, Projektmanager beim Wittelsbacher Land Verein und geprüfter Wein-Sommelier. Foto: Kristina Billhardt (Foto: Kristina Billhardt)
Christian Seyfried, der Weinbauer (Mitte), mit Affings Bürgermeister Markus Winklhofer (links) und Christian Gold, Projektmanager beim Wittelsbacher Land Verein und geprüfter Wein-Sommelier. Foto: Kristina Billhardt (Foto: Kristina Billhardt)
Christian Seyfried, der Weinbauer (Mitte), mit Affings Bürgermeister Markus Winklhofer (links) und Christian Gold, Projektmanager beim Wittelsbacher Land Verein und geprüfter Wein-Sommelier. Foto: Kristina Billhardt (Foto: Kristina Billhardt)
Christian Seyfried, der Weinbauer (Mitte), mit Affings Bürgermeister Markus Winklhofer (links) und Christian Gold, Projektmanager beim Wittelsbacher Land Verein und geprüfter Wein-Sommelier. Foto: Kristina Billhardt (Foto: Kristina Billhardt)

In einer vom Biergenuss geprägten Region stehe die Freude am Weintrinken nicht unbedingt an erster Stelle, meinte Seyfried. Daher begrüßte er seine Gäste bei der Verkostung zum Einstieg mit seinem hefetrüben Schaumwein, der den Namen „Pettillant Naturel” trägt. Es handelt sich um einen Perlwein, der noch während der ersten Gärung auf Flaschen gezogen wird und diese gemeinsam mit der enthaltenen Hefe beendet. Mit seiner spritzigen Fruchtigkeit komme er bei Weißbiertrinkern gut an. Dann kam der Jahrgangswein Solaris dran, dessen Trauben im Jahr 2022 im Haunswieser Weinberg gereift sind und am Bodensee gekeltert, ausgebaut und abgefüllt wurden.

Auf die Frage, wie er fernab der traditionellen Weinanbaugebiete auf diese Idee gekommen sei, gab Seyfried eine überraschende Antwort, die den starken familiären Zusammenhalt der Rendlmüllas, so der Haunswieser Hofname, zeigt: Sein mittlerweile verstorbener Vater trank gerne Apfelmost zur Brotzeit und motivierte mit dieser Vorliebe seinen Sohn, sich an dessen Herstellung zu versuchen. Das funktionierte zur vollsten Zufriedenheit des Familienoberhaupts. Doch der Filius fand zwar Freude an der Herstellung, aber nie Geschmack am Getränk selbst. Es müsse noch was anderes geben, dachte er sich, und probierte es mit allerlei Zutaten, bis er schließlich 1995 auf die Weintraube stieß - damals die Rebsorte Kerner - und die erste Reben auf der Südseite der Gebäude pflanzte, wo sie noch heute wachsen. Der Erfolg war anfangs mäßig. Seine unbeirrbare Hartnäckigkeit und Hingabe brachten den ihn aber dazu, immer weiter zu experimentieren. Eine erste Weinflasche von 1989 ist immer noch in seinem Besitz und wird wohl für alle Zeit ungeöffnet bleiben.

Initialzündung für den heutigen Betrieb war eine Änderung des Europäischen Weingesetzes im Jahr 2000, das den Anbau von Tafeltrauben außerhalb der Weinanbaugebiete legitimierte. Aus diesen durfte zwar kein Wein hergestellt werden, eine neuerliche Reform sechzehn Jahre später stellte die Erlangung einer Genehmigung für den Anbau echter Weintrauben jedoch in Aussicht. Die Familie bewarb sich auf ein solches Weinbaurecht und zog das große Los für eine Fläche von 2000 Quadratmetern. Ein Quäntchen Glück oder das eine oder andere Gebet zu Sankt Urban, dem Schutzpatron der Winzer, war sicherlich im Spiel.

2017 konnten so die ersten 800 Stöcke Ertragsfläche der Rebsorte Solaris gepflanzt werden. Diese Rebsorte kommt mit dem rauen bayerischen Klima zurecht und gilt als weitestgehend resistent gegen Schädlingsbefall durch Mehltau. 2020 wurden die ersten Trauben aus dieser Pflanzung geerntet und zunächst zu Federweißem verarbeitet.

Die Ernte des darauffolgenden Jahres wurde bereits vom Winzerhof Gierer in Nonnenhorn am Bodensee zu Wein verarbeitet. Sie ergaben die ersten 150 Flaschen Solaris. Eine Premiere, die sich schnell im Dorf herumsprach.

Die Anbaufläche konnte „durch ein weiteres glückliches Händchen” bei der Vergabe um zusätzliche 1000 Quadratmeter erweitert werden, erzählt Seyfried, so dass nun neben der bestehenden Weißweinsorte auch die Rotweinrebe Cabernet Cantor gepflanzt wurde. So verfügt Haunswies über einen stattlichen Weinberg, der in dieser Art im Wittelsbacher Land einzigartig sein dürfte. Die Bewirtschaftung erfolgt - von einem Bulldog abgesehen - durch viel Handarbeit durch die Familie Seyfried selbst, die auch hier wieder generationenübergreifend eng zusammenhält.

Nur zur Lese werden sie von Freunden und Nachbarn unterstützt. Im vergangenen Jahr ernteten sie eine Menge von 700 Kilogramm Trauben.

Von der Blüte bis zur Lese benötigt die Traube laut dem Weinbauern etwa 100 Tage - und an jedem wolle sie ihren Winzer sehen.

Gefragt nach dem idealen Wetter, ist der Winzer mit der Witterung zufrieden. Die aktuelle Lage mit Feuchtigkeit und den eher kühlen Temperaturen sei ganz nach seinem Geschmack. Es bleibe die Hoffnung auf einen angenehmen Sommer mit ausreichend Niederschlag und einen langen, sonnigen Herbst, an dem die Trauben möglichst lange hängen und reifen können. Der Winzer rechnet mit noch maximal dreißig Jahrgängen Seyfried zu seinen Lebzeiten. Bei der Handarbeit hilft die ganze Familie zusammen

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