Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 14.01.2022 16:38

Zweifel an Bürger-Teststellen Gefährliche Schlamperei

Der Rachenabstrich   ist eine Möglichkeit, um einen Corona-Schnelltest durchzuführen. Doch nicht in allen Teststationen wird dabei die nötige Sorgfalt aufgebracht. 	Foto: pixabay (Foto: pixabay)
Der Rachenabstrich ist eine Möglichkeit, um einen Corona-Schnelltest durchzuführen. Doch nicht in allen Teststationen wird dabei die nötige Sorgfalt aufgebracht. Foto: pixabay (Foto: pixabay)
Der Rachenabstrich ist eine Möglichkeit, um einen Corona-Schnelltest durchzuführen. Doch nicht in allen Teststationen wird dabei die nötige Sorgfalt aufgebracht. Foto: pixabay (Foto: pixabay)
Der Rachenabstrich ist eine Möglichkeit, um einen Corona-Schnelltest durchzuführen. Doch nicht in allen Teststationen wird dabei die nötige Sorgfalt aufgebracht. Foto: pixabay (Foto: pixabay)
Der Rachenabstrich ist eine Möglichkeit, um einen Corona-Schnelltest durchzuführen. Doch nicht in allen Teststationen wird dabei die nötige Sorgfalt aufgebracht. Foto: pixabay (Foto: pixabay)

Für die Unsicherheit gibt es zwei Gründe: Zum einen werden die Tests nach eigenen Stichproben nicht überall den Vorgaben entsprechend ausgeführt. Zum anderen finden sich in der Liste der Bürgerteststellen im Landkreis gleich mehrere Namen von öffentlich in Erscheinung getretenen Impfgegnern. Beides verunsichert stark. „Ich bin gar nicht sicher, ob das Stäbchen wirklich in meiner Nase war”, sagt Detlef L. aus A., nachdem er in einem der neueren Schrobenhausener Testzentren war. Auch Testpersonen der Redaktion haben den Selbstversuch an verschiedenen Stellen im Schrobenhausener Land vorgenommen und von vielen Personen Erfahrungsberichte eingeholt. Dabei wird klar: Die Unterschiede in der Ausführung sind enorm. Manchmal gibt es das Ergebnis nach 15, 20 oder 25 Minuten - ein anderes Mal schon nach drei oder fünf. Und das, obwohl in der Anleitung des Antigen-Schnelltests zehn bis 15 Minuten Wartezeit vorgegeben sind.

Es gibt Stellen, an denen beim Nasentest gründlich in beiden Nasenlöchern abgestrichen wird, ebenso kommt es vor, dass ein kurzes Streifen eines Nasenlochs den Testenden schon ausreicht. Handys und Personalausweise werden einfach von Testenden in die Hand genommen, kein bisschen kontaktlos. Ein damit konfrontierter Betreiber in Schrobenhausen sieht das nicht so kritisch - er schreibt: „Dieser Virus wird grundsätzlich nicht durch eine Schmierinfektion übertragen, ansonsten hätte man an jedem Einkaufswagen ein Problem.”

Schlechte Erfahrungen machte auch der junge Schrobenhausener vom Anfang. Er ist 34, namentlich will er nicht genannt werden. Für einen Krankenhausbesuch brauchte er eine Bescheinigung, also ging er zu einer der Bürgerteststellen in seiner Stadt. Das Ergebnis sei nach gut drei Minuten da gewesen. Schriftlich, zum mit nach Hause nehmen. „Ich war also dort für die offizielle Bestätigung, und aus Sicherheitsgründen habe ich mich selber noch mal getestet”, sagt er. Eine Erfahrung, die die Redaktion nach mehreren Versuchen an verschiedenen Tagen bestätigen kann: Kaum fünf Minuten nach dem Schnelltest gab es die ausgedruckte Bescheinigung: Corona-negativ. Die Betreiberin der Teststelle schreibt auf Nachfrage: „All meine Mitarbeiterinnen achten genau auf die Einhaltung der zeitlichen Fristen zur Auswertung der Tests.” Nach Angaben des Herstellers wären das allerdings zehn bis 15 Minuten.

Keine Stellungnahmen kamen auf schriftliche Nachfragen hin aus den Reihen der bekannten Impfgegner. Als offizielle Teststellen gelistet sind unter anderem Personen, die öffentlich als Organisatorinnen von Corona-Demonstrationen in Erscheinung getreten sind und die auch bei Kundgebungen von Impfgegnern als Rednerinnen aufgetreten sind. Auch der Druck Einzelner auf andere Anbieter von Bürgerteststellen ist groß. Der Redaktion liegen Informationen über eine Telegram-Gruppe vor, in der die Testenden vernetzt sind. Darin soll ausdrücklich darauf hingewiesen worden sein, dass niemand auf die Zeitungsanfrage zum Thema Qualität von Tests und Intention von Impfgegnern reagieren soll. Bei der Zeitung gemeldet haben sich dennoch einige Betreiber, die sich von den Querdenkern klar abgrenzen wollen. Ihnen ist es wichtig, dass es neben Ärzten auch normale Bürger gibt, die gute Beweggründe haben, eine Teststelle zu eröffnen. Sie wollen helfen, gegen die Pandemie vorzugehen, es geht ihnen um die Gesundheit der Menschen.

Wie man überhaupt Bürger-Teststelle wird, erklärt das Landratsamt in Neuburg. Für eine Beauftragung von Bürger-Teststellen gibt es organisatorische Voraussetzungen, etwa das Vorliegen eines Hygieneplans und die Teilnahmebestätigung für eine Schulung in Präsenz. Und dann spielt Zuverlässigkeit eine Rolle. Wie diese überprüft wird? „Eine Überprüfung von Teststellen nimmt das Gesundheitsamt vor, wenn ein konkreter Anlass oder eine Beschwerde vorliegen. Überprüfungen haben in der Vergangenheit bereits stattgefunden und finden auch weiter statt”, heißt es auf Anfrage aus der Pressestelle des Landratsamts. Und: „Aufgrund der hohen Anzahl an Teststellen ist es nur möglich, stichprobenartig zu überprüfen.”

Man muss sich ja schon fragen, warum ausgerechnet ausgewiesene Impfgegner Teststationen betreiben. Und das nicht nur im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Das Problem sind aber alle, die nachlässig testen, gleich ob Querdenker oder nicht.

Diese Schlamperei ist gefährlich. Viele Menschen gehen nicht nur zu einer offiziellen Teststelle, um den Negativ-Wisch zu haben und ins Kino gehen zu können. Sondern: Sie wollen sichergehen, corona-negativ zu sein. Es geht bei den Tests in allererster Linie um den Schutz anderer. Die Testenden tragen somit eine große Verantwortung, der sie unbedingt gerecht werden müssen. Es darf nicht sein, dass jemand angesteckt wird, nur weil es ein Teststellenbetreiber eben nicht so genau genommen hat. Oder es nicht so genau nehmen wollte.

Für ihre Dienste werden die Testenden zudem nicht schlecht entlohnt: 11,50 Euro gibt es pro Test auf Kosten des Steuerzahlers, enthalten sind die Materialkosten. Die Gesellschaft bezahlt damit für die Bekämpfung der Pandemie - und wer diese Aufgabe nicht gewissenhaft erledigen will, sollte es lieber bleiben lassen, statt noch andere zu schädigen. Isabel Ammer


Von Thomas Winter
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