Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 14.01.2021 17:42

Ohne Saisonarbeiter geht gar nix

Deutsche oder ausländische Erntehelfer?   Diese Frage beantworten die Spargelerzeuger ganz klar - für sie sind die inländischen Helfer lediglich eine Notlösung, wie sich im vergangenen Jahr deutlich gezeigt habe, so der Spargelerzeugerverband Südbayern.		Foto: Jürgen Spindler (Foto: Jürgen Spindler)
Deutsche oder ausländische Erntehelfer? Diese Frage beantworten die Spargelerzeuger ganz klar - für sie sind die inländischen Helfer lediglich eine Notlösung, wie sich im vergangenen Jahr deutlich gezeigt habe, so der Spargelerzeugerverband Südbayern. Foto: Jürgen Spindler (Foto: Jürgen Spindler)
Deutsche oder ausländische Erntehelfer? Diese Frage beantworten die Spargelerzeuger ganz klar - für sie sind die inländischen Helfer lediglich eine Notlösung, wie sich im vergangenen Jahr deutlich gezeigt habe, so der Spargelerzeugerverband Südbayern. Foto: Jürgen Spindler (Foto: Jürgen Spindler)
Deutsche oder ausländische Erntehelfer? Diese Frage beantworten die Spargelerzeuger ganz klar - für sie sind die inländischen Helfer lediglich eine Notlösung, wie sich im vergangenen Jahr deutlich gezeigt habe, so der Spargelerzeugerverband Südbayern. Foto: Jürgen Spindler (Foto: Jürgen Spindler)
Deutsche oder ausländische Erntehelfer? Diese Frage beantworten die Spargelerzeuger ganz klar - für sie sind die inländischen Helfer lediglich eine Notlösung, wie sich im vergangenen Jahr deutlich gezeigt habe, so der Spargelerzeugerverband Südbayern. Foto: Jürgen Spindler (Foto: Jürgen Spindler)

Auf Stammpersonal aus Polen setzt Claudia Westner mit Blick auf die heiße Phase der Erntesaison für den Schrobenhausener Spargel ab Anfang April. Die Bäuerin und ihr Mann aus Haslangkreit beschäftigen jedes Jahr 16 Saisonarbeiter zur Ernte in ihrem Betrieb. Untergebracht sind sie meist in angemieteten Wohncontainern. Für die, die über die Haupterntezeit hinaus blieben, gebe es sogar eine Wohnung.

Wenn Claudia Westner, die auch Vorsitzende der Schrobenhausener Spargelerzeuger ist, an das vergangene Jahr denkt, hat sie vor allem vor Augen, dass von den 16 Erntehelfern lediglich zehn zum Einsatz kamen. Der Grund: Corona. Auf inländische Hilfskräfte, die aus den Reihen von Kurzarbeitern oder Studenten rekrutiert wurden, hat sie verzichtet.

Die Chefin von 65 Spargelerzeugern im Schrobenhausener Anbaugebiet bedankt sich für die Hilfsbereitschaft der inländischen Hilfskräfte. Doch die Erfahrung hat sie gelehrt, dass das Projekt im vergangenen Jahr - propagiert von Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) auf einem Spargelfeld bei Gachenbach (wir berichteten) - in der Realität nicht wie gedacht funktioniert hat.

Der wesentliche Unterschied zwischen Saisonarbeitskräften und inländischen Helfern sei einfach: Die Erntehelfer aus dem Ausland kämen für die komplette Saison in die Betriebe und seien die harte Arbeit gewohnt. Kurzarbeiter und Studenten müssten aber zunächst angelernt werden. Manche von ihnen seien nicht die ganze Zeit über auf den Bifängen gewesen.

Vor allem das Anlernen, die Beaufsichtigung und die Einsatzplanung der inländischen Kurzzeitkräfte sind für Westner in der Hauptsaison viel zu aufwendig: „Während der Saison bin ich mit Vermarktung und dem am Laufen Halten des Betriebes vollauf beschäftigt.”

Auch Strobl spricht von einer „Notlösung”, die gedacht war, um den Lockdown-bedingten Ausfall von ausländischen Erntehelfern zu kompensieren. Doch auch er ist der Ansicht, dass das nicht funktioniert. Es gebe kaum einen Betrieb, der auf inländische Hilfe gesetzt habe. Und viele der Helfer seien schnell wieder verschwunden.

Die Spargelerzeuger brauchen die Arbeitskräfte aus dem Ausland. In der Hochphase der Ernte, sagt Strobl, seien im Einzugsgebiet des südbayerischen Spargelerzeugerverbands etwa 1500 Saisonkräfte beschäftigt. Das beginne im März mit etwa 500 bis 800 Saisonarbeitern und steigere sich dann bis April und Mai. Waren laut Strobl viele Jahre lang Saisonkräfte aus Polen in der Mehrzahl auf den Spargelfeldern unterwegs, so seien es inzwischen vor allem Menschen aus Rumänien, die die Arbeit erledigten.

Ob Saisonarbeitskräfte in diesem Jahr wieder ins Land dürfen, steht noch nicht fest. Doch Westner und Strobl hoffen, dass sie bald Klarheit bekommen werden. Erste Zahlen von benötigten Kräften musste Strobl bereits beim bayerischen Bauernverband melden. „Wir können nicht ohne die Saisonkräfte auskommen”, sagt Strobl und hofft darauf, dass auch die Politik das mittlerweile kapiert habe. Daraus sollten auch entsprechende organisatorische Hilfen folgen, hofft Strobl.

Infolge von Corona seien im vergangenen Jahr etwa 75 Prozent der eigentlich rund 600 Hektar umfassenden Anbaufläche der Schrobenhausener Spargelerzeuger nicht abgeerntet worden, schätzt Strobl. Dabei hätten es viele Erzeuger so gemacht, wie Westner erzählt. Sie habe auf ihrem Betrieb darauf verzichtet, eine zur Stilllegung für dieses Jahr vorgesehene Anlage ernten zu lassen. Und eine junge Anbauanlage, bei der erstmals die Ernte fällig gewesen wäre, habe ebenfalls kein Stecheisen gesehen.

Dafür sei die Saison noch gut gelaufen. „Es war ein gutes Jahr für die Spargelbauern”, sagt Strobl. „Es war nicht so schlecht, wie wir befürchtet hatten”, meint Westner. Sie kenne keinen Erzeuger, der seine Unkosten nicht hätte decken können. Geholfen habe dabei die Tatsache, dass es auf dem Spargelmarkt kein Überangebot gegeben habe und die Preise recht stabil gewesen seien.

Westner hofft mit Blick auf die in knapp drei Monaten beginnende neue Ernte wieder auf die Treue derer, die ein regionales Produkt zu schätzen wüssten. Und sie fügt hinzu: „Es würde uns freuen, wenn die kommende Saison wieder besser laufen würde.” Ob ihr dabei die nötigen ausländischen Erntehelfer zur Seite stehen, wird Westner aber wohl erst in sechs bis acht Wochen wissen. Die Erntehelfer aus dem Ausland sind die harte Arbeit gewohnt


Von Thomas Winter
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