Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 08.05.2019 12:00

Ein geheimer Schatz

Wie verwunschen   wirkt der Wald rund um die Mezgerhütte im Derchinger Forst. In der Nähe fand einst der Wildererkönig ein unrühmliches Ende. 	Fotomontage: Leonhard Knauer (Fotomontage: Leonhard Knauer)
Wie verwunschen wirkt der Wald rund um die Mezgerhütte im Derchinger Forst. In der Nähe fand einst der Wildererkönig ein unrühmliches Ende. Fotomontage: Leonhard Knauer (Fotomontage: Leonhard Knauer)
Wie verwunschen wirkt der Wald rund um die Mezgerhütte im Derchinger Forst. In der Nähe fand einst der Wildererkönig ein unrühmliches Ende. Fotomontage: Leonhard Knauer (Fotomontage: Leonhard Knauer)
Wie verwunschen wirkt der Wald rund um die Mezgerhütte im Derchinger Forst. In der Nähe fand einst der Wildererkönig ein unrühmliches Ende. Fotomontage: Leonhard Knauer (Fotomontage: Leonhard Knauer)
Wie verwunschen wirkt der Wald rund um die Mezgerhütte im Derchinger Forst. In der Nähe fand einst der Wildererkönig ein unrühmliches Ende. Fotomontage: Leonhard Knauer (Fotomontage: Leonhard Knauer)

Früher sah man die Wälder wohl ausschließlich als Wirtschaftsfaktor; überwiegend als Brennholzquelle, wie etwa die Derchinger Lechleite, die noch bis 1856 dem letzten praktizierenden Derchinger Bader, Josef Ridt, zum Beheizen der Schwitzbäder diente. Ein „Zeitzeuge” aus dieser Zeit, eine Eiche von hoher Qualität, wurde im Winter gefällt, um sie über eine Auktion einer besonderen Nutzung zukommen zu lassen: Aus ihr wurden zwölf Meter lange, massive Luxus-Fußbodendielen gefertigt.

Der hohe Birkenanteil am Baumbestand in der Leite verführte die Derchinger Burschen vor allem nach dem Ersten Weltkrieg zum (illegalen) Abzapfen von Birkenwasser als Gesundheitselexier. An Bedeutung nicht geringer war die Nutzung der gemeinschaftlichen Waldweide. Diese Form der Waldnutzung war bei den Bauern sehr beliebt, hatte aber für die Wälder verheerende Folgen, da die Flächen sehr geschädigt wurden und eine Naturverjüngung kaum noch möglich war.

Gravierende Änderungen für die Wälder brachte die Aufhebung der Grundherrschaft: Der Kirchenbesitz wurde enteignet, die umfangreichen Waldbesitzungen des Landesherrn in der Gemarkung Derching wurden zum Staatswald. Das Waldweiderecht der Bauern wurde in unzählige Kleinparzellen zu Privatwaldbesitz aufgeteilt. Das entstandene Jagdrecht wurde jetzt von einer Jagdgenossenschaft organisiert und verpachtet.

Erster Jagdpächter war Alexander Carl Heinrich Graf von Guiot du Ponteil, dessen Vater wohl wegen der Verfolgung der Adeligen während der Französischen Revolution nach Bayern geflohen war. Mehr als 50 Jahre lang war dann der Friedberger Gutsbesitzer und Generaldirektor der Hasenbrauerei Augsburg, Ernst Mezger, der Anschluss-Jagdpächter des 4500 Tagwerk großen Gemeinschaftsjagdreviers Derching. Über all die Jahre war Bernhard Fischer sen., Oberjäger und Jagdaufseher, Ernst Mezgers treuer Freund und loyaler Angestellter. Das Waldgebiet rund um die sogenannte Mezgerhütte und das Tannenbrünnl im Altholz gehört zweifellos zu den geheimnisvollsten Arealen. Von sonderbaren und schicksalhaften Ereignissen wird berichtet. Besonders in Zeiten wirtschaftlicher Not - Kriegsende 1918 und Inflation 1923 - bereiteten zahlreiche Wilderer den Forstaufsehern große Probleme. Im Alter von 67 Jahren stellte Oberjäger Fischer am 5. Mai 1923 einen Jagdfrevler. Auf dem Weg zur Gendarmeriestation Stätzling sprang der Ertappte plötzlich ins Dickicht, der Jäger schickte ihm eine Kugel hinterher. Und er traf: Wie sich später, als man die Leiche fand, herausstellte, handelte es sich um Friedrich Mahler, den „Wildererkönig von Lechhausen”, der im dichten Unterholz verblutet war.

Erfreulicher wirkt ein Ereignis aus dem Jahr 1900, als ein Derchinger beim Stockroden einen vergrabenen Schatz fand. Leider konnten die Münzen, groß wie Fünfmarkstücke, nicht erhalten werden. Der Finder verscherbelte sie während seines Militärdienstes in Metz. Aus Geldnot, wie er gestand. Es wird vermutet, dass die Geldstücke während des 30-jährigen Kriegs im Wald vergraben worden waren.

Zahlreiche Bombentrichter erzählen noch heute von den Auswirkungen der Weltkriege auf das Gebiet. Am Waldrand gab es eine Flakstellung, doch diese wurde nie getroffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg bot der Staatswald vielen Derchingern und Heimatvertriebenen einen wichtigen Beitrag zum Lebensunterhalt. Zu den Reparationsleistungen, die an England gezahlt werden mussten, gehörte Grubenholz. Um dieses liefern zu können, schreckte man vor ausgedehntem Kahlhieb nicht zurück.

Mit der großen Reformation von 2005 wurde die Bayerische Forstverwaltung vollständig neu geregelt. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt sind Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit nachhaltiger Forstwirtschaft, Sicherung der Wälder als Lebensgrundlage und Waldpädagogik wichtige Kernaufgaben.

Die Ausstellung „Derchinger Forst - Historisches und Wissenswertes über unseren Wald” kann man in der Alten Schule in Derching besichtigen. Am 3. Oktober ist dazu Gelegenheit ohne vorherige Anmeldung, aber unter Telefon 0821/78 41 48 kann man auch eine Führung vereinbaren.


Von Monika Grunert Glas
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