Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 28.01.2021 18:48

Angehörige erstattet Anzeige gegen Friedberger Krankenhaus

Der Corona-Ausbruch   Ende 2020 am Friedberger Krankenhaus , das damals Covid-frei sein sollte, ist noch nicht aufgearbeitet. Ende März wird der Abschlussbericht in der Werkausschusssitzung besprochen. 	Foto: Tanja Marsal (Foto: Tanja Marsal)
Der Corona-Ausbruch Ende 2020 am Friedberger Krankenhaus , das damals Covid-frei sein sollte, ist noch nicht aufgearbeitet. Ende März wird der Abschlussbericht in der Werkausschusssitzung besprochen. Foto: Tanja Marsal (Foto: Tanja Marsal)
Der Corona-Ausbruch Ende 2020 am Friedberger Krankenhaus , das damals Covid-frei sein sollte, ist noch nicht aufgearbeitet. Ende März wird der Abschlussbericht in der Werkausschusssitzung besprochen. Foto: Tanja Marsal (Foto: Tanja Marsal)
Der Corona-Ausbruch Ende 2020 am Friedberger Krankenhaus , das damals Covid-frei sein sollte, ist noch nicht aufgearbeitet. Ende März wird der Abschlussbericht in der Werkausschusssitzung besprochen. Foto: Tanja Marsal (Foto: Tanja Marsal)
Der Corona-Ausbruch Ende 2020 am Friedberger Krankenhaus , das damals Covid-frei sein sollte, ist noch nicht aufgearbeitet. Ende März wird der Abschlussbericht in der Werkausschusssitzung besprochen. Foto: Tanja Marsal (Foto: Tanja Marsal)

Ihr 89 Jahre alter Vater ist am 5. Januar im Aichacher Krankenhaus gestorben. Er taucht nicht in den Zahlen aus dem Friedberger Krankenhaus auf, das auf Medienanfragen zwei Todesfälle in Zusammenhang mit Corona zwischen November und Mitte Januar gemeldet hatte. Allerdings geht die Angehörige davon aus, dass ihr Vater sich die Infektion im Friedberger Krankenhaus zugezogen hat. Er sei dort in der Nacht zum 20. Dezember mit einer akuten Darmdivertikelentzündung eingeliefert worden. Ein Corona-Test ist ihr zufolge bei der Einlieferung nicht gemacht worden.

Bei einem Facetimeanruf hat der Mann seiner Tochter am nächsten Tag berichtet, dass sein Zimmernachbar starken Husten habe. Dieser Zimmernachbar ist der Tochter zufolge am 21. Dezember positiv getestet worden. Am 23. Dezember wurde ihr Vater entlassen, als Kontaktperson musste er in häusliche Quarantäne. „Es ging ihm gut, er hat seinen Christbaum aufgestellt.” Am 25. Dezember hatte er ein Kratzen im Hals, am 26. wurden die Symptome zum Schnupfen, am 28. folgte schwerer Durchfall, am 29. war er völlig entkräftet und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet die Tochter, dass sie über Weihnachten versucht hat, bei der 116 117 anzurufen, um einen Test zu veranlassen. Dort habe man ihr jedoch mitgeteilt, dass über die Feiertage keine Tests durchgeführt würden.

Im Aichacher Krankenhaus, dessen Personal sie ausdrücklich lobt, war man erst noch zuversichtlich, dass der Vater sich schnell erholen würde. Doch dann verschlechterte sich der Zustand des Patienten, der eine invasive Beatmung ablehnte. Nach erfolgreicher Beatmung hätte er voraussichtlich seine Selbstständigkeit verloren. Das habe ihr Vater nicht gewollt. Er starb am 5. Januar. Die Tochter hat das Krankenhaus und das Gesundheitsamt angeschrieben. Gesundheitsamtsleiterin Dr. Kirsten Höper habe mit ihr ein Gespräch geführt. „Eine Anzeige macht meinen Vater auch nicht wieder lebendig”, erklärt die Frau ihre Beweggründe. Sie erhofft sich aber eine transparente Aufarbeitung der Vorfälle.

Das Beispiel ihres Vaters zeige, dass es auch eine Dunkelziffer an Infektionen in Friedberg gegeben haben könnte, die in der Statistik nicht auftaucht. „Ich will eine Fehleranalyse, und ich will, dass Zahlen veröffentlicht werden, die auch stimmen.” Sie könne verstehen, dass es in einem Krankenhaus immer mal wieder Einträge von Corona geben kann. „Aber die Vorgehensweise bei meinem Vater und auch die mangelnde Transparenz bei den genannten Zahlen durch das Gesundheitsamt sind für mich nicht akzeptabel.” Ihr Vater sei geistig sehr vital gewesen und habe keine Vorerkrankung gehabt. Deshalb sieht sie auch ein Verschulden beim Krankenhaus.

Gesund war der Vater eines anderen Angehörigen nicht, der ebenfalls mit unserer Zeitung gesprochen hat. Er wurde am 20. Dezember als Notfall ins Friedberger Krankenhaus aufgenommen. Dabei wurde ein Coronatest gemacht, der negativ ausfiel. Der Mann war 73 Jahre alt und hatte schwere Vorerkrankungen. „Wir sind nicht davon ausgegangen, dass er fit aus dem Krankenhaus zurückkommt. Es kann schon sein, dass er Wochen oder Monate später auch ohne eine Infektion gestorben wäre. Aber er hatte weder Corona noch eine Lungenentzündung, als er ins Krankenhaus kam”, berichtet der Sohn.

Am 5. Januar ist sein Vater, der von Anfang an auf der Intensivstation behandelt wurde, getestet worden - also 15 Tage nach Aufnahme ins Krankenhaus. Das am Folgetag vorliegende Ergebnis war positiv, der Patient wurde nach Aichach verlegt, wo er am 18. Januar starb. Ärzte und Pflegepersonal hätten sich „super” um seinen Vater gekümmert. Allerdings sind ihm einige Dinge aufgefallen, die ihm angesichts der Pandemielage merkwürdig erscheinen, etwa dass Ärzte offenbar in beiden Krankenhäusern arbeiten.

Bei der gestrigen Pressekonferenz zur Lage im Friedberger Krankenhaus (siehe Seite 17) erklärte Klinikchef Dr. Hubert Mayer, dass es weitgehend vermieden werde, Personal in beiden Häusern einzusetzen. Bestimmte ärztliche Funktionen müssten allerdings an beiden Standorten ausgeübt werden. Außerdem wunderte sich der Sohn, dass die Ärzte der Intensivstation auch in der Notaufnahme arbeiten, wo das Infektionsrisiko eher hoch sei.

Als Landrat Klaus Metzger auf seiner Homepage geschrieben hat, die Vorwürfe gegen die Kliniken seien nach der Werkausschusssitzung vom vergangenen Mittwoch im Kern widerlegt, ärgerte sich der Sohn: Während behauptet werde, es habe keinen Ausbruch gegeben, häuften sich die Anzeichen, dass nicht alles optimal gelaufen ist. „Ich will niemandem einen direkten Vorwurf machen. Aber es macht mich wütend, dass man das so einfach abtut.” Das öffentliche Relativieren der Vorfälle stört ihn. Wenn jetzt untersucht wird, ob es Fehler im Hygienekonzept gegeben hat, und wenn gegebenenfalls etwas in den Abläufen geändert wird, „dann ist es gut”. In einem anderen Fall wurde ein Patient 15 Tage nach Aufnahme ins Friedberger Krankenhaus positiv getestet


Von Carina Lautenbacher
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