Der Zweckverband zur Abwasserbeseitigung, die Kabisbachgruppe, betreibt die Kläranlage für seine Mitglieder Aindling, Petersdorf und Todtenweis. Durach, der Hersteller von Sauer- und Gemüsekonserven, bringt die Anlage regelmäßig an ihre Belastungsgrenze. Die Aindlinger und Petersdorfer ärgerten sich in der Vergangenheit oft, weil sie ihr rechtlich zugesichertes Einleitungskontingent nicht ausschöpfen konnten und sogar das Ausweisen von neuen Baugebieten gefährdet sahen. Nun könnte zumindest ein Teil des Abwassers sinnvoll genutzt werden. Die Firma Develey aus Dingolfing macht es vor. In einem Pilotprojekt soll ab Januar das Wasser, in dem zuvor Gurken geschwommen sind, auf den Straßen ausgebracht werden und dort vor Glatteis schützen. Develey verarbeitet jährlich 17 000 Tonnen Gurken, die in rund 1000 Silos mit Salzwasser versetzt werden. Wenn das Gemüse in die Produktion geht, bleiben rund 10 000 Liter Gurkenwasser pro Silo zurück. Das wurde bislang über eine Kläranlage entsorgt, da das Unternehmen keine weitere Verwendung dafür hatte. Nun soll es, leicht aufbereitet - der Salzgehalt liegt bei neun Prozent und muss auf 22 Prozent erhöht werden -, von den Winterdiensten auf den Straßen ausgebracht werden. Petra Wackerl, Dritte Bürgermeisterin in Todtenweis, hat schon von dieser Idee gehört. Ob Durach darüber nachdenkt, ist ihr nicht bekannt. An die Gemeinde sei diesbezüglich bisher nichts herangetragen worden, sagt Wackerl: „Vielleicht wurde firmenintern etwas besprochen.” Sie jedenfalls fände das Ausbringen von Salzwasser auf den Straßen gegen Glatteis „sinnvoll”. Die sonst eigens hergestellte Sole für den Winterdienst könnte man sich dadurch sparen, eine umweltfreundliche Methode also, und letztlich eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. In Dingolfing sollen durch das Gurkenwasser diesen Winter 700 Tonnen Salz und fast fünf Millionen Liter Wasser eingespart werden, heißt es auf der Internetseite des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr. Das Ministerium hat auch mit Durach Kontakt aufgenommen. Geschäftsführer Stefan Tarnowski erklärt auf Nachfrage, dass sich die Produktionsprozesse von Develey und Durach nicht vergleichen lassen und das Gurkenwasser in ihrem Fall nicht geeignet sei, weil es einen anderen Salzgehalt hat. Gleichzeitig werde aber aktuell geprüft, ob mit dem Wasser, das bei der Vergärung von Weißkohl zu Sauerkraut entsteht, ein ähnliches Verfahren möglich sei, sagt Tarnowski. Eventuell könne auch dieses gefiltert und zur Sole verarbeitet für den Einsatz auf der Straße aufbereitet werden.