Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 20.12.2021 17:35

Nach der Flut

Viel übrig geblieben ist nicht, in Marienthal, wo Kauschke immer wieder hilft.
Viel übrig geblieben ist nicht, in Marienthal, wo Kauschke immer wieder hilft.
Viel übrig geblieben ist nicht, in Marienthal, wo Kauschke immer wieder hilft.
Viel übrig geblieben ist nicht, in Marienthal, wo Kauschke immer wieder hilft.
Viel übrig geblieben ist nicht, in Marienthal, wo Kauschke immer wieder hilft.

Der 43-Jährige betreibt die Firma Montageservice Kauschke in Schiltberg und ist von daher als erfahrener Handwerker bestens geeignet, an allen Ecken und Enden im Ahrtal mit anzupacken. Seit Mitte Juli war Kauschke bereits acht Mal im gut 500 Kilometer entfernten Marienthal, teilweise übers Wochenende, manchmal auch mehrere Tage am Stück. „Dort fehlt es an vielem und die meisten Aktionen sind privat organisiert”, erzählt Kauschke, der sich an unsere Zeitung gewandt hat, um weitere Unterstützer zu finden. Benötigt wird letztlich alles an Material, was auch bei einem Hausbau verwendet wird: Böden (Laminat oder andere), Türen, Putz, Farben, Dämmstoffe, Holz, Gips und Mörtel. 80 Prozent der Häuser seien inzwischen trocken, der Schlamm entfernt. Nun wird Stück für Stück wieder aufgebaut, wo es möglich ist. „Die Menschen dort werden noch ein bis zwei Jahre zu tun haben”, schätzt Kauschke.

Die Ahrflut hat über 90 Prozent der Häuser in Marienthal, das vor der Flut gut hundert Einwohner hatte, bis weit in den ersten Stock überschwemmt. „Über 60 Kilometer auf einer Schneise von einem Kilometer Breite ist alles bis auf neun Meter Höhe abgesoffen”, beschreibt Kauschke die Situation im Ahrtal. Vom Staat kommt seiner Aussage nach „nichts”. Betroffene berichteten ihm, dass sie für die Zahlung von Soforthilfe einen 22-seitigen Antrag ausfüllen mussten, um nach bald vier Monaten gerade einmal 1500 Euro zu erhalten. Die Menschen bekämen aber Hoffnung durch die vielen ehrenamtlichen Helfer. Manche haben auch ihren Humor nicht verloren. Sprüche wie „Ich hatte mal eine Bohrmaschine, aber die ist mir irgendwie abhanden gekommen”, hat Kauschke schon gehört.Der Katastrophenfall ist bereits seit einigen Wochen aufgehoben. Bundeswehr und Feuerwehr seien folglich nicht mehr im Einsatz. Aber die Solidarität derjenigen, die weiter mit anpacken, sei „gigantisch”. Und wenn der 43-Jährige Tränen fließen sieht, weil mitunter durch seine Hilfe jemand nach vielen Wochen endlich wieder im eigenen Bett schlafen kann, dann gebe ihm das Kraft weiterzumachen. Denn spurlos geht das Engagement nicht an einem vorbei. Bis zu 335 Arbeitsstunden im Monat kämen durchaus mal zusammen. Kauschke hat aber nicht nur Muskelkraft investiert. Etwa 10 000 bis 12 000 Euro habe er privat in den Aufbau im Ahrtal reingesteckt, sagt er. Seine Frau Sandra stärkt ihm den Rücken und war selbst einige Male vor Ort. Lobende Worte findet der Handwerker für die Polizei im Landkreis Ahrweiler. „Ich habe großen Respekt vor den Polizisten. Die haben zum Teil ihre Waffe mit Einmalhandschuhen abgedeckt und mit uns zusammen Keller ausgepumpt.”


Von Tanja Marsal
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