Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 27.03.2020 15:44

Mit Nadel und Faden gegen Corona: Schiltbergerinnen nähen Mundschutz

Simone Sander   aus Schiltberg, ihr Mann Wolfgang und ihre Mutter Maria Schalk (von links) nähen Masken für Pflege- und Gesundheitseinrichtungen. 	Foto: privat (Foto: privat)
Simone Sander aus Schiltberg, ihr Mann Wolfgang und ihre Mutter Maria Schalk (von links) nähen Masken für Pflege- und Gesundheitseinrichtungen. Foto: privat (Foto: privat)
Simone Sander aus Schiltberg, ihr Mann Wolfgang und ihre Mutter Maria Schalk (von links) nähen Masken für Pflege- und Gesundheitseinrichtungen. Foto: privat (Foto: privat)
Simone Sander aus Schiltberg, ihr Mann Wolfgang und ihre Mutter Maria Schalk (von links) nähen Masken für Pflege- und Gesundheitseinrichtungen. Foto: privat (Foto: privat)
Simone Sander aus Schiltberg, ihr Mann Wolfgang und ihre Mutter Maria Schalk (von links) nähen Masken für Pflege- und Gesundheitseinrichtungen. Foto: privat (Foto: privat)

Alles habe mit einem Facebook-Aufruf angefangen, schildert die 37-jährige Entspannungspädagogin Simone Sander aus Schiltberg. Sie und ihre Mutter Maria Schalk haben beschlossen, zu helfen. Der Aufruf ging von der Kinderklinik Dritter Orden in München aus. Die Masken würden täglich gewaschen und von Pflegern, Kindern, Eltern, Reinigungskräften und Ärzten getragen. Mit dem Nähen haben Schalk und Sander am Wochenende begonnen. „Wir sind im Moment zu zweit, meine Mama und ich”, erzählt die 37-jährige Mutter dreier Kinder. „Zuschnitte erhalten wir von Nadine Gottschalk, die zwei Kinder hat, und Simone Bölicke näht trotz Homeoffice und drei Kindern.” Bald solle eine Whatsapp-Gruppe erstellt werden, in der alle Näherinnen miteinander kommunizieren können. So könne man sich absprechen, für wen wie viele Masken genäht werden müssen. Denn es gibt verschiedene Ausführungen der Masken, für Kinder sind sie anders als für Erwachsene. „Jetzt nähen wir Masken für Kinder und leiten diese nach München an eine Verteilerstelle weiter”, teilte Sander am Mittwoch mit. In der Herstellung seien die Masken von einem mittleren Schwierigkeitsgrad. „Wir fertigen die Atemschutzmasken aus dreilagigem Baumwollstoff, der mit 60 bis 95 Grad waschbar ist. Der eingearbeitete Nasenbügel kann vor dem Waschen entfernt und wieder verwendet werden”, erklärt sie. Derzeit versuchten die Näherinnen, eine Maske mit Filtermaterial herzustellen. Nähen ist für die 60-jährige Maria Schalk, die auch Schulaufsicht in Schiltberg ist, quasi ein Tagesgeschäft. Sie hat es von ihrer Tante gelernt, die Schneiderin war. Schalk selbst näht und strickt leidenschaftlich gern. Für die neugeborenen Bürger der Gemeinde Schiltberg strickt sie als Willkommensgeschenk Söckchen. Sie näht für die Familie Faschingskostüme, Kissenbezüge „und was so angefragt wird”, erzählt ihre Tochter. Sie strickt auch Trachtenmode und hat das Nähen wiederum ihrer Tochter beigebracht. Maria Schalk sei die Hauptakteurin des Nähstü-berls. Nach dem von ihr erstellten Muster werden die Mundschutzmasken angefertigt. Das Nähstüberl hat übrigens auch ein Motto: „Bleibt ihr für uns vor Ort. Wir bleiben daheim und nähen für euch.” In der Familie wird zusammengehalten. Simone Sander freut sich: „Ich habe drei Kinder - zehn, sieben und zwei Jahre alt - und wohne in einem Mehrgenerationenhaushalt - was wir jetzt aufgrund der aktuellen Situation noch mehr zu schätzen wissen. Mein Mann Wolfgang ist für die Logistik zuständig. Er fährt für uns die fertigen Masken aus und gibt noch eine kurze Anleitung dazu. Es ist toll zu sehen, wie meine Familie Hand in Hand durch diese Zeit geht. Während wir nähen, versorgt Opa Michi gemeinsam mit meinem Mann die Kinder, den Hund und die Hühner und ermöglicht uns somit das Nähen.” Via Facebook haben die Schiltbergerinnen zu Materialspenden aufgerufen. Die Resonanz sei „toll” gewesen. „Viele haben uns Baumwollstoffe vor die Tür gelegt. Nähgarn und Hosengummis waren auch mit dabei. Wir freuen uns über jede Tüte, die vor der Tür liegt”, so Sander. Wer die Näherinnen noch weiter unterstützen möchte: Für den Nasenbügel verwenden die Frauen den Draht aus Schnellheftern. Solchen würden sie noch benötigen, ebenso Hosengummis. Wer etwas übrig hat, legt es vor die Haustür am Lerchenweg 14 in Schiltberg.

Auch in Aichach haben sich Näherinnen zusammengeschlossen. Sie produzieren Masken, in die man ein Vlies einlegen kann, das dadurch auswechselbar und mit 90 Grad waschbar ist. Derzeit versucht die Gruppe Spezialstoffe zu bekommen, die allerdings 20 Euro pro Meter kosten. Für gestern Nachmittag war eine Lieferung von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger angekündigt. Experimentiert wird auch mit bestimmten Staubsaugerbeuteln, deren Material geeignet ist. Außerdem werden neben Stoffen auch Gummis benötigt. Bei der Gruppe liegen bereits viele Anfragen vor, unter anderem von Altenheimen. Zu den Näherinnen gehört Renate Schuster aus Großhausen, die allein am Donnerstag mit ihren Töchtern 50 Masken genäht hat. Sie fände es sinnvoll, wenn es bald in Aichach eine Stelle gäbe, wo Menschen für ihre älteren und kranken Angehörigen solche Masken kaufen können. Organisiert wird die Aktion für den Raum Aichach und Schrobenhausen von Yvonne Laves (0177/7847049) und Petra Gardum-Holzer (0173/9802750) über eine WhatsApp-Gruppe. Informationen gibt es zudem im Internet unter . Dort findet sich auch eine Nähanleitung. Die Initiative geht auf eine Kooperation zwischen den Pfadfindern Aichach, den Pfarrgemeinschaften Aichach und der Kolpingsfamilie Oberbernbach zurück und wird vom Kreisjugendring Aichach-Friedberg unterstützt.  cal


Von Ines Speck
north