Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 11.06.2018 12:00

Robin Hood vom Hofberg-Forest

Die Fans dürfen sich auf ein Spektakel im Hofberg-Forest freuen. Die Helden kennt schließlich jeder. Marian, Little John, Bruder Tuck und natürlich Robin Hood, den Meisterdieb und Meisterschützen aus dem Sherwood-Forest.

„Es ist jetzt 21.03 Uhr, alle gehen auf ihre Position. Seid alle still im Off. Ihr seid auf dem Mikro drauf, man kann alles hören. Eine schöne Probe, i gfrei mi drauf.” Bis es soweit ist, hat Regisseur Hans Kriss noch alle Hände voll zu tun auf der Bühne. In seinem Elektro-Rollstuhl - seit einem Arbeitsunfall ist Kriss querschnittsgelähmt - ist er flink wie ein Wiesel. Er schaut hier nach dem Rechten und gibt dort noch ein paar Anweisungen - und an diesem Abend auch zahlreiche Interviews. Zur letzten Probe ist die Presse eingeladen.

„Robin Hood” wollten die Hofberg-Leute schon immer mal auf die Bühne bringen. Ein passendes Stück fanden sie aber nicht. „Da haben Afra und ich einfach selber eines geschrieben”, sagt Hans Kriss. Zur Vorbereitung hat er „massig” Robin-Hood-Bücher gelesen. Es gibt 71 Filme über den Helden, der für Gerechtigkeit kämpft, den Reichen ihren Reichtum abnimmt und das Geld den Armen gibt. Aber Afra und Hans Kriss orientieren sich nicht an diesen Vorlagen. „Mit dem Film kann man ohnehin nicht konkurrieren.” So ist ein reines Theaterstück entstanden, das sehr gut auf den Hofberg passt. Grundlagen sind fünf Balladen, die aus den Jahren 1450 bis 1770 stammen. Es ist ein eher modernes Stück, in dem auch Frauen etwas zu sagen haben, geworden.

Im Team herrscht noch Nervosität, die Vorfreude ist jedoch stärker. „Das ist die Spannung, wie sie sein soll”, meint Kriss, der nach den „Lustigen Weibern von Windsor” bereits zum zweiten Mal auf dem Hofberg Regie führt. Die herrliche Naturbühne, sie liegt direkt am Waldesrand, scheint eigens gemacht für „Robin Hood” zu sein. Doch hier irrt der Laie. „Wir mussten noch sehr viel daran arbeiten.” Der Turm für die Vogelfreien ist neu und der Balkon für den bösen Sheriff von Nottingham größer als sonst.

Die vier Pferde an das Treiben auf der Bühne zu gewöhnen, „das war schon ein Job”. Sie mussten mit dem Licht, der Dunkelheit, den normalen Geräuschen, dem Knattern und natürlich auch mit dem Applaus vertraut gemacht werden. „Es darf ihnen nicht langweilig werden.” Hans und Afra Kriss sind stolz „auf die tolle Truppe, die wir heuer haben”. Das Spektrum ist breit: Die jüngsten Schauspieler sind drei und die ältesten über 80 Jahre alt. Stolz ist auch Vereinsvorsitzende Angelika Weiß. „Es ist unglaublich, was ehrenamtlich wieder geleistet wird. Der Idealismus gehört dazu, sonst könnten wir das gar nicht machen”, lobt sie ihr engagiertes Team.

Die jüngeren Kinder erleben den Höhepunkt des Abends nicht mehr. Nach zweistündiger Aufführung ohne Pause gibt es einen Schießwettbewerb, bei dem Robin Hood den Pfeil seines Kontrahenten mit einem gezielten Schuss spaltet. Das klappt immer. Wie? Das wird nicht verraten. Robin ist halt nicht nur König der Vogelfreien, sondern auch der Schützen. Bis dahin schlummern die Kleinen bereits selig im aufgestellten Wohnwagen nebenan.

Geprobt wird seit Januar. Zum Schluss drei bis vier Mal die Woche. Kriss hat das gesamt Stück in einzelne Szenen aufgeteilt. Vom Marktreiben über Gefangennahme und Befreiung vom Galgen bis zum Auftritt von Richard Löwenherz. Schön wäre es freilich, wenn der Schiltberger Robin Hood auch mit Pfeil und Bogen umgehen könnte. Und das kann der Hauptdarsteller Hermann Finger junior ausgezeichnet. „Seit 29 Jahren übe ich das Bogenschießen”, sagt der 35-Jährige. Er möchte Robin Hood gerne als zornig darstellen, als einen, der der Obrigkeit überdrüssig ist. Aber auch mit viel Witz und Charme. „Und das darf ich”, freut sich der vollbärtige Geselle. Lady Prudence, alias Claudia Lerchl, sitzt derweil gemütlich in der Abendsonne und schaut dem lebhaften Treiben vergnügt zu. Sie gibt eine strenge Gouvernante, die für Zucht und Ordnung sorgt. „Mama, das brauchst du nicht spielen, das bist du, sagen meine Kinder zu mir”, lacht sie. Sie und ihre Kollegen sind jetzt probenmüde. Es wird Zeit, dass die Premiere kommt. Es ist deutlich zu spüren, alle im Hofberg-Forest sind endlich hungrig nach Applaus.

„Robin Hood” gibt es auf der Schiltberger Freilichtbühne jedes Wochenende am Freitag und Samstag bis zum 21. Juli. Weitere Termine sind Mittwoch, 27. Juni, Mittwoch, 4. Juli, Donnerstag, 12. Juli, und Mittwoch, 18. Juli. Falls es regnet, sind drei Ersatztermine vorgesehen. Beginn ist jeweils um 21 Uhr. Nähere Infos zum Stück, den Darstellern und auch zum Kartenverkauf unter

lichttheater.de. 40 Darsteller und 45 Statisten auf der Bühne mit dabei - und auch Pferde bereichern das Hofberg-Spektakel


Von Robert Edler
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