Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 09.06.2018 12:00

Strom aus Schiltberg: Privatmann wird zum Energieversorger

Franz Ziegenaus  hat zwei Solaranlagen errichtet: eine auf seiner Werkstatt und Lagerhalle, deren Strom er für den Eigenbedarf nutzt, und eine auf dem Dach seines Zimmereibetriebs in Schiltberg. Dort werden 110 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt, die 52-Jährige über eine digitale Plattform Verbrauchern anbietet.	Foto: Bert Alberts (Foto: Bert Alberts)
Franz Ziegenaus hat zwei Solaranlagen errichtet: eine auf seiner Werkstatt und Lagerhalle, deren Strom er für den Eigenbedarf nutzt, und eine auf dem Dach seines Zimmereibetriebs in Schiltberg. Dort werden 110 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt, die 52-Jährige über eine digitale Plattform Verbrauchern anbietet. Foto: Bert Alberts (Foto: Bert Alberts)
Franz Ziegenaus hat zwei Solaranlagen errichtet: eine auf seiner Werkstatt und Lagerhalle, deren Strom er für den Eigenbedarf nutzt, und eine auf dem Dach seines Zimmereibetriebs in Schiltberg. Dort werden 110 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt, die 52-Jährige über eine digitale Plattform Verbrauchern anbietet. Foto: Bert Alberts (Foto: Bert Alberts)
Franz Ziegenaus hat zwei Solaranlagen errichtet: eine auf seiner Werkstatt und Lagerhalle, deren Strom er für den Eigenbedarf nutzt, und eine auf dem Dach seines Zimmereibetriebs in Schiltberg. Dort werden 110 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt, die 52-Jährige über eine digitale Plattform Verbrauchern anbietet. Foto: Bert Alberts (Foto: Bert Alberts)
Franz Ziegenaus hat zwei Solaranlagen errichtet: eine auf seiner Werkstatt und Lagerhalle, deren Strom er für den Eigenbedarf nutzt, und eine auf dem Dach seines Zimmereibetriebs in Schiltberg. Dort werden 110 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt, die 52-Jährige über eine digitale Plattform Verbrauchern anbietet. Foto: Bert Alberts (Foto: Bert Alberts)

Zwei Solaranlagen hat Ziegenaus: Eine ist verteilt auf die Dächer seiner Werkstatt und seiner Lagerhalle, sie wurde 2014 errichtet. Diese nutzt er für den Eigenbedarf. Den Strom vom Dach seines Betriebs bietet er über Enyway, ein Start-up aus Hamburg, an. Das Unternehmen ist kein Energieversorger im herkömmlichen Sinn, sondern „eine digitale Plattform, die es dezentralen Stromquellen ermöglicht, selber Energieversorger zu werden und ihren Strom an Endkunden zu liefern”, erklärt Alex von Kuczkowski von Enyway.

Gegründet wurde die Firma unter anderem von Heiko von Tschischwitz, der vor 20 Jahren „Lichtblick” aus der Taufe hob, heute der größte unabhängige Ökostrom-Anbieter Deutschlands. „Derzeit gibt es rund 1000 Energieversorger in Deutschland. Enyway will dafür sorgen, dass es zukünftig mindestens 100 000 sein werden”, macht von Kuczkowski deutlich. Mit „Strom mit Gesicht” und „Strom von Mensch zu Mensch” wirbt das Unternehmen. „Das Besondere an Enyway ist, dass sich Stromkunden über unsere Online-Plattform ihren Stromverkäufer persönlich aussuchen können. Die Rolle von Großkonzernen beziehungsweise Zwischenhändlern fällt weg”, erklärt Alex von Kuczkowski. „Ein Hauptmotiv unserer Stromverkäufer ist der Anreiz, dass sie nun mit ihrer selbst produzierten Energie ihre Nachbarn beziehungsweise Leute aus der Region versorgen können.” Eine Idee, die auch Franz Ziegenaus zusagt. „Als Kunde wünsche ich mir jemanden, der ähnlich denkt wie ich. Am besten direkt aus der Region, dann kann man sich auch mal persönlich kennenlernen und sieht direkt, woher und von wem der Strom kommt”, erklärt der Schiltberger.

Die Solaranlage auf dem Dach seines Unternehmens hat er 2012 errichtet. Damit produziert er allerdings deutlich mehr, als er selbst benötigt. „Den Strom habe ich bisher fast vollständig eingespeist und nur zum geringen Teil zum Eigenverbrauch genutzt”, erklärt er. Im Durchschnitt verdienen Stromverkäufer über Enyway circa einen Cent mehr pro Kilowattstunde als bei der Einspeisung ins öffentliche Netz. Für Franz Ziegenaus war das aber nicht der ausschlaggebende Grund. Auf der Firmen-Homepage macht er deutlich: „Wir müssen alle mehr Verantwortung für die Umwelt übernehmen, eine Kosten-Nutzen-Rechnung funktioniert nicht. Meine Zeit auf dieser Erde möchte ich nachhaltig leben.” Natur- und Umweltschutz liegen dem 52-Jährigen am Herzen, er ist Mitglied bei Greenpeace und dem WWF. Der Familienvater engagiert sich in verschiedenen sozialen Projekten, er ist zudem Hobby-Imker und züchtet Bienen. Auch im Alltag versucht er, Ressourcen schonend einzusetzen oder ökologische Alternativen zu nutzen. „Als Nächstes kommt dann ein Elektroauto, betankt mit selbst produziertem Strom”, hat er sich vorgenommen. Einen Elektro-Stapler hat er bereits. Und er betreibt ökologischen Holzbau, verwendet also „sehr wenige Materialien, die verleimt sind”, wie er erklärt. Mit der Solaranlage auf dem Dach seines Zimmereibetriebs erzeugt er 110 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Grundsätzlich können Kunden ihren Bedarf an Strom bei Enyway zu 15 bis 65 Prozent decken, das variiert nach der Art der Erzeugung (mit Windkraft kann man zum Beispiel einen höheren Deckungsgrad erzielen als mit Solarkraft). Nur so lasse sich das Geschäft wirtschaftlich betreiben, erklärt das Unternehmen.

Bei Franz Ziegenaus sind es 30 Prozent, die der Verbraucher direkt aus seiner Anlage bezieht. Für die restlichen 70 Prozent und auch für den Fall, dass die Anlage in Schiltberg aufgrund der Wetterverhältnisse weniger produziert als zunächst geplant, besorgt der Stromverkäufer, in diesem Fall Ziegenaus, ebenfalls zertifizierten Ökostrom für den Verbraucher, der so seinen kompletten Strombedarf über einen Anbieter decken kann.

Momentan beziehen fünf Verbraucher, darunter ein Großkunde, den Strom von Franz Ziegenaus. Von der Energie, die er aus seiner Anlage an Stromkäufer liefern kann, sind damit 15 Prozent bereits verkauft.

Für die Kunden fällt neben den Verbrauchs- und Grundkosten noch ein Enyway-Beitrag von 3,99 Euro monatlich an. „Meine Zeit auf dieser Erde möchte ich nachhaltig leben”


Von Nayra Weber
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