Das Kükentöten hatte zuletzt immer höhere Wellen geschlagen, sowohl bei den Tierschützern als auch in Regierungskreisen. Vor Kurzem beschloss das Kabinett den Gesetzesentwurf von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, dass das Töten der männlichen Eintagsküken ab 1. Januar 2022 verboten werden soll. Der Hintergrund: Die Züchtung von Legehennen und Masthähnchen hat sich in den vergangenen 50 Jahren in zwei verschiedene Richtungen entwickelt: jeweils zu einer Spezialisierung hin zu Eiern oder Fleisch. Bei der Aufzucht von Legehennen werden also Züchtungen genutzt, die sich gut für die Eier-Vermarktung eignen - weil die Hühner daraufhin gezüchtet wurden, viele Eier zu legen. Allerdings schlüpfen nicht nur Hühner aus den Eiern, aus denen später die Legehennen werden sollen. Aus der Hälfte der Eier schlüpfen männliche Küken, die sogenannten „Bruderhähne”. Ihre Aufzucht rechnet sich in der Regel für die Legehennen-Züchter nicht, da die Hähne nur langsam Fleisch ansetzen.Die Brudertiere dieser Züchtung werden daher nach dem Schlüpfen getötet - 45 Millionen Küken jährlich in Deutschland. Sie werden bisher unter anderem als gefrorene Eintagsküken an Zoos oder Falknereien geliefert oder an exotische Haustiere, zum Beispiel Schlangen oder Frettchen, verfüttert. Der Scheicherhof, der auch viele mit dem Ei zusammenhängende Produkte wie Eis, Spätzle, Eierlikör und ähnliches erzeugt, kommt den Wünschen der Verbraucher nach und hat im Januar bereits die erste „Bruderhahn-Herde” eingestallt. „Für jede Henne, die bei uns auf dem Hof ist, wird ein Bruderhahn großgezogen”, berichtet Paul Jakob. „Bruderhahn-Aufzucht ist uns eine Herzensangelegenheit.” Für ihn ist die Embryotötung, also die Geschlechtsbestimmung im Ei, wie sie von der Regierung als Option zum Kükentöten angeführt wird, keine nachhaltige Lösung. Jakob findet die Kampagne sehr positiv und will seinen Lieferanten für die Legehennen künftig weiter tatkräftig unterstützen, um diese männlichen Küken am Leben zu lassen. Die Hähne werden im Vergleich zu einem Masthähnchen (30 Tage) zwischen 120 und 180 Tage gefüttert. Diese Mehrkosten werden über das etwas teurere Ei mitfinanziert. Die ersten Bruderhahn-Eier gibt es bereits. „Wir alle, also Landwirte, Verbraucher und der Handel, sind dazu verpflichtet, dieses große Projekt gemeinsam umzusetzen”, so die Aussage der Familie Jakob. Am wichtigsten dabei seien die Verbraucher, denn nur durch deren Bereitschaft, je „Bruderhahn-Ei” ein paar Cent mehr auszugeben, könne dieses Projekt funktionieren. Diese Mehrkosten für jedes Ei im Laden werden zu 100 Prozent für die Aufzucht der Brudertiere und deren Vermarktung verwendet.