Wie berichtet, hat sich die Wahlleiterin der Gemeinde Pöttmes vor der Wahl informiert, ob ein entsprechender Passus in der Gemeindeordnung für die Kandidatin des Bürgerblocks gilt. Sie kam auch in Rücksprache mit dem Geschäftsstellenleiter zu der Überzeugung, dass Marina Mörmann, die keine Hoheit über Finanzmittel und Personal hat, Gemeinderätin werden kann; auch der Wahlausschuss der Kommune sah das so. Nach der Wahl hatte die bisherige Zweite Bürgermeisterin Sissi Veit-Wiedemann (CSU) den Sachverhalt dem Landratsamt zur Prüfung vorgelegt. „Es ist eine lebensverändernde Entscheidung”, sagt Marina Mörmann, die auf einen „richtig tollen Job” verzichtet - für ein Ehrenamt, im Gespräch mit unserer Zeitung, . Viel Zeit hatte sie nicht, um diese gravierende Entscheidung zu überdenken. Das entsprechende Schreiben des Landratsamts erreichte sie erst Mitte April. Die Amtszeit des neuen Gemeinderats beginnt im Mai. Marina Mörmann hat das Kinderhaus Adlerhorst mitaufgebaut, an der Konzeption mitgearbeitet und die Umsetzung der Ideen begleitet. Das alles gibt die 36-Jährige auf, „weil es Zeit ist, ein Zeichen zu setzen”. Offensichtlich müsse sich etwas ändern, wenn man Menschen mit einer Fachkenntnis wie ihrer nicht in den Gremien zulasse. Ein Rückzug wäre deshalb genau das falsche Signal gewesen. „Dieses Mandat ist mir wichtig.” Im Gremium will sie vermitteln, dass es sich bei der Betreuung und Erziehung von Kindern nicht um eine rein finanzielle Aufgabe handelt, sondern um die Zukunft der Gemeinde. Der ist Marina Mörmann eng verbunden. Hier ist sie seit ihrer Kindheit zu Hause ist, hierhin hat es sie nach einer Zeit im Ausland auch wieder zurückgezogen. Vor ihrer Anstellung in Pöttmes hat sie unter anderem bei der Aichacher Lebenshilfe gearbeitet. Zu ihrer Entscheidung sagt die 36-Jährige, die im Skiclub und im Tennisverein aktiv ist: „Ich will ein Teil davon sein, was in der Zeit von Bürgermeister Franz Schindele hier aufbaut wurde, und ich will der Gemeinde etwas zurückgeben.” Dass ihr der Start in die Kommunalpolitik so wichtig ist, könnte im Übrigen auch an ihrer Familiengeschichte liegen: Marina Mörmanns Großvater ist kein geringerer als der frühere Pöttmeser Bürgermeister Karl Hofmann. Gestern hatte Marina Mörmann ihren ersten Arbeitstag als Teilzeiterzieherin in der Betreuung der Notgruppe im Kinderhaus. Außerdem schreibt sie gerade Bewerbungen für eine zweite Teilzeitstelle, denn mit halbem Einkommen kann es nicht dauerhaft weitergehen. Trotzdem klingt kein Zaudern durch: „Ich halte mich an das Sprichwort: Wenn es holprig wird, muss man sich anschnallen, nicht absteigen.”