Wer könnte sie besser erzählen als sie selbst? Tief unter die Haut gehen die Texte, die Heidrun Gärtner und Daniel Friedrich in schnellem Wechsel lesen, teils mit Orts- und Datumsangaben, teils in direkter Antwort, dann wieder mit mehr oder weniger großen Zeitsprüngen. Und was das für Briefe sind! Kleine literarische Kunstwerke tauschten die beiden Liebenden aus. Im Dezember 1832 - sie zarte 13, er 22 Jahre alt, siezt er die „verehrte Clara” noch, versichert ihr, er denke oft an sie, „nicht wie ein Bruder an die Schwester, nicht wie ein Freund an die Freundin, sondern wie ein Pilgrim an das ferne Altarbild”. Die Wörter fließen, perlen wie die Klaviertöne der „Romanze op.94 Nr. 2”, über die der Cellist seine herzzerreißenden Bogenstriche legt. Guido Schiefen ist ein Meister seines Fachs - sein Spiel ist fraglos virtuos, technisch perfekt - und noch viel mehr. Fantasievoll, nuancenreich und mit Hingabe zelebriert er beide Schumanns. Markus Kreul am Klavier ist ihm kongenialer Partner. Den Musikprofessoren gelingt der ebenbürtige Dialog, ihre Instrumente wetteifern nicht, sie kommunizieren - höchst gefühlvoll, sich gegenseitig ergänzend und im Klanggenuss miteinander verschmelzend. So muss es mit Clara und Robert Schumann gewesen sein. Trotz seiner Armut, seiner Labilität und späteren Krankheit hält Clara bedingungslos zu ihrem Robert. Doch noch ist es nicht so weit. Robert Schumanns zunächst schwärmerisch-poetische Verehrung aus der Ferne, vergleichbar der mittelalterlichen Minnesänger, wird drängender. Im Februar 1836 duzt er sie, fordert „Liebe Du mich auch” und gesteht, er verlange viel, „aber ich gebe auch viel”. Anderthalb Jahre später fordert er „nur ein einfaches Ja” - sie soll seinen Antrag beim Vater unterstützen. Vergebens. „Die Unterhaltung mit Ihrem Vater war fürchterlich”, teilt er Clara mit, er sei im Innersten angegriffen. Das Publikum leidet mit und darf sich zwischendurch an der wunderbaren Musik laben. Zwischen (ver)zweifelnder Sehnsucht und Hoffnung rangieren die drei Fantasiestücke aus Schumanns op.73, dabei verleiht Kreul den Gefühlen intensiven Nachdruck - mal mit fast zärtlich-sanftem Anschlag, mal mit Verve. Von berührender Anmut folgt Clara Schumanns Romanze op. 22, die sie für sich und den mit den Schumanns befreundeten Geiger Joseph Joachim komponierte. Tatsächlich für Klavier und Cello komponiert hat Robert Schumann sein spätes Werk „Fünf Stücke im Volkston”, deren drittes inbrünstig gelingt. Zur Hochzeit widmete er seiner Braut op.25, aus dem das erste Lied „Widmung” erklingt - wobei das Cello die gewohnte Singstimme keineswegs vermissen lässt. Den heitersten Moment des Abends bescheren Gärtner und Friedrich, als sie miteinander die Wieck-Schumann'sche Eingabe vor Gericht verlesen. Mit Erfolg, die Liebenden setzen die Heirat per Gerichtsbeschluss durch. Das Eheleben folgt nach der Pause. Es beginnt mit starkem Kontrastprogramm - den temperamentvollen, virtuos gespielten Ungarischen Tänzen Nr. 9 und 4 von Johannes Brahms, Freund und schwärmerischer Verehrer Claras, der mit der ruhig dahinfließenden „Sapphischen Ode” noch einmal zu Wort kommen wird. Die kurze Ehe endet dramatisch. Schumann stirbt in geistiger Umnachtung, seine Frau darf ihn erst kurz vor seinem Ende besuchen. Die Zuhörer leiden mit „Herzeleid” und „Sängers Trost” mit, bis „Mondnacht” aus op. 39 dem Schmerz ein sanftes Ende setzt. Clara dankt Gott, „dass er endlich befreit”. Ein intensiver Abend mit auch musikalisch voll überzeugenden Schumann-Botschaftern. Im Vorfeld hatte Markus Kreul die Kulturreferentin der Kommune, Ludwiga Baronin Herman zunächst davon überzeugt, dass der 200. Geburtstag Clara Schumanns „auch oder sogar in Pöttmes gefeiert werden muss”, wie sie humorvoll anmerkt. Zwei Meister ihres Fachs