Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 15.09.2015 12:00

Schlupfloch für Angler

Sauber   müssen bei der Deutschen Meisterschaft die Ringe an die Rute gewickelt werden. Sebastian Kiebist demonstriert den Arbeitsgang.
Sauber müssen bei der Deutschen Meisterschaft die Ringe an die Rute gewickelt werden. Sebastian Kiebist demonstriert den Arbeitsgang.
Sauber müssen bei der Deutschen Meisterschaft die Ringe an die Rute gewickelt werden. Sebastian Kiebist demonstriert den Arbeitsgang.
Sauber müssen bei der Deutschen Meisterschaft die Ringe an die Rute gewickelt werden. Sebastian Kiebist demonstriert den Arbeitsgang.
Sauber müssen bei der Deutschen Meisterschaft die Ringe an die Rute gewickelt werden. Sebastian Kiebist demonstriert den Arbeitsgang.

Schon viermal war der Pöttmeser Ortsteil Handzell für die Angelrutenbauer aus ganz Deutschland der Nabel der Welt, als sie ihren Meister ermittelten.

Sponsoren aus Taiwan, Neuseeland und England unterstützen die Veranstaltung und senden sogar einen Vertreter. br /> Wer unter den weltweit vielen Anglern etwas auf sich hält, der kauft sich keine Rute von der Stange, sondern baut sich selbst genau das auf seine Bedürfnisse abgestimmte Gerät. Schließlich gibt es Unterschiede zwischen Spinnfischen, Fliegenfischen und dem Ansitzfischen; entscheidend ist auch, auf welchen Fisch es geht, denn zwischen Forelle, Karpfen, Waller oder Butt gibt es ganz unterschiedliche Anforderungen an das Werkzeug, sprich die Rute.

Mit der richtigen Ausbildung ist das auch überhaupt kein Hexenwerk. Eine solche bietet der Handzeller Karl Bartsch als absoluter Experte schon seit 20 Jahren an. Angefangen hat es als Jugendleiter im Pöttmeser Angelsportverein. Für den Nachwuchs waren die für das Zielwerfen benötigten Castingruten einfach zu teuer und so suchte Karl Bartsch nach günstigerem Material. Die von ihm selbst gebauten Ruten schlugen unerwartet gut ein und allmählich kamen Anfragen nach Rutenbaukursen praktisch aus allen Himmelsrichtungen und sogar von Landesverbänden.

Mittlerweile ist der 60-Jährige ein absoluter Experte und Profi in seinem Fach und gibt pro Jahr über 40 Kurse. „Von Oktober bis Ende Mai bin ich ausgebucht; das ist stressig und geht an die Substanz”, sagt Bartsch. Seine Kurse hält er meist direkt vor Ort, in Handzell gibt er sogar Individualunterricht. Angst, dass er sich mit den Kursen direkte Konkurrenz heranzieht, hat er nicht. Seinen Erfolg führt er auf seine innovative Einstellung zurück. „Ich habe die Jugendlichen immer ernst genommen und dadurch viel gelernt”, resümiert der Angelexperte: „Ich konnte keine Rute lesen, also habe ich für die Platzierung der Ringe eine Formel entwickelt.”

Seine Kurse haben Leute aus fast ganz Europa durchlaufen; meist besteht darüber hinaus weiter Kontakt, denn der gelernte Metzger und Industriekaufmann vertreibt das für den Rutenbau nötige Material. Waren die ersten Blanks (das sind die rohen Stäbe für die Ruten, meist aus Kohlefaser oder Glasfaser) noch aus Deutschland, so kommen sie nun je nach Einsatzzweck aus Neuseeland, England, USA oder Malaysia. Der Kork wird aus Portugal importiert und das Duplon für die Handgriffe kommt aus Taiwan. Je nach dem verwendeten Material kann eine selbst gebaute Rute bis zu 800 Euro kosten. Mit seiner Tochter Melanie hat Bartsch eine tatkräftige Unterstützung. Schon als Achtjährige half sie ihrem Vater bei dessen Kursen. Zuschauer sind willkommen


Von Ines Speck
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