Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 15.03.2023 17:46

Unmut über teures Bauland

Das Baugebiet „Am Wiesengrund”   in Zahling. 380 Euro kostet dort der Quadratmeter Baugrund. Zu viel, wie manche Zahlinger meinen, und nun mit einer Unterschriftenliste protestieren. Verkauft werden die Plätze übrigens nach einem Vergabemodell, das Einheimische, Familien mit Kindern und ehrenamtlich Engagierte bevorzugt. 	Foto: Wolfgang Glas (Foto: Wolfgang Glas)
Das Baugebiet „Am Wiesengrund” in Zahling. 380 Euro kostet dort der Quadratmeter Baugrund. Zu viel, wie manche Zahlinger meinen, und nun mit einer Unterschriftenliste protestieren. Verkauft werden die Plätze übrigens nach einem Vergabemodell, das Einheimische, Familien mit Kindern und ehrenamtlich Engagierte bevorzugt. Foto: Wolfgang Glas (Foto: Wolfgang Glas)
Das Baugebiet „Am Wiesengrund” in Zahling. 380 Euro kostet dort der Quadratmeter Baugrund. Zu viel, wie manche Zahlinger meinen, und nun mit einer Unterschriftenliste protestieren. Verkauft werden die Plätze übrigens nach einem Vergabemodell, das Einheimische, Familien mit Kindern und ehrenamtlich Engagierte bevorzugt. Foto: Wolfgang Glas (Foto: Wolfgang Glas)
Das Baugebiet „Am Wiesengrund” in Zahling. 380 Euro kostet dort der Quadratmeter Baugrund. Zu viel, wie manche Zahlinger meinen, und nun mit einer Unterschriftenliste protestieren. Verkauft werden die Plätze übrigens nach einem Vergabemodell, das Einheimische, Familien mit Kindern und ehrenamtlich Engagierte bevorzugt. Foto: Wolfgang Glas (Foto: Wolfgang Glas)
Das Baugebiet „Am Wiesengrund” in Zahling. 380 Euro kostet dort der Quadratmeter Baugrund. Zu viel, wie manche Zahlinger meinen, und nun mit einer Unterschriftenliste protestieren. Verkauft werden die Plätze übrigens nach einem Vergabemodell, das Einheimische, Familien mit Kindern und ehrenamtlich Engagierte bevorzugt. Foto: Wolfgang Glas (Foto: Wolfgang Glas)

Aktuell werden noch deutlich höhere Werte aufgerufen: In den Städten und größeren Marktgemeinden des Wittelsbacher Landes, etwa Pöttmes, sind 1000 Euro durchaus üblich. Selbst in weniger gut erschlossenen Flecken findet sich nur selten Baugrund unter 300 Euro. Im Internet angeboten werden derzeit Grundstücke in Petersdorf für 385 Euro pro Quadratmeter, in Hollenbach für 345, in Hilgertshausen für 682 Euro.In Obergriesbach machen Bürgerinnen und Bürger jetzt ihrem Unmut Luft: Seit Sonntag kursiert eine Unterschriftenliste, die die Gemeinde auffordert, sich nicht an dieser Preis-Rallye zu beteiligen. Auslöser ist der jüngst gefasste Beschluss des Gemeinderates, im Baugebiet „Am Wiesengrund” im Ortsteil Zahling 380 Euro je Quadratmeter Grundstückfläche zu verlangen. Viel zu viel, meinen die Unterzeichner. Die Gemeinde habe das 1,2 Hektar große Areal, auf dem 20 Häuser entstehen, für 66 Euro von der Pfarrstiftung gekauft; die Erschließung kostete 140 Euro. Die Kommune investierte also gut 200 Euro je Quadratmeter, will dafür aber 380 haben. „Mit Gerechtigkeit hat das nichts zu tun”, heißt es in dem Protestschreiben.

Tatsächlich, bestätigt Bürgermeister Jürgen Hörmann, sei der Kaufpreis ein „demokratisch und politisch ermittelter”. In zwei ausführlichen nichtöffentlichen Sitzungen hätte sich die überwiegende Mehrheit des Rates für diese Summe entschieden. Ausschlaggebend sei unter anderem gewesen, dass die Kommune im Baugebiet „Am Bahnhof” in Obergriesbach 395 Euro erlöst habe. In Zahling, wo die Verkehrsanbindung schlechter ist und es auch keine Einkaufsmöglichkeiten gibt, sei man etwas darunter geblieben.Was die Zahlinger Unterzeichner konkret ärgert: Die 180 Euro, die die Gemeinde auf die tatsächlichen Kosten aufschlägt, sind als Infrastruktur-Folgekosten ausgewiesen. Will heißen: Das Geld soll verwendet werden, um künftig Kindergartenplätze zu schaffen oder Mehrkosten bei der Kläranlage abzudecken, die durch das neue Baugebiet entstehen. „Das sind im Schnitt für jeden Häuselbauer 110 000 Euro”, wird in der Unterschriftenliste erklärt, wobei man eine durchschnittliche Grundstücksgröße von 600 Quadratmetern annimmt. „Der Gemeinde bringt das 2,2 Millionen Euro ein.” Diese hohe Summe müsse nicht sein, und es könne auch nicht sein, dass 20 neue Besitzer die ganze Gemeinde sanieren und finanzieren.Bürgermeister Hörmann kontert: „Es kann ja andererseits nicht sein, dass alle 2000 Einwohner die 20 Häuser in Zahling mitsponsern.” Sicherlich würde der einzelne Grundstückskäufer 40 000 oder 50 000 Euro sparen, wenn Obergriesbach auf einen Teil der Infrastruktur-Folgekosten verzichtet. „Aber wir müssen auch die Gemeindefinanzen im Auge behalten”, erklärt Hörmann. Eine juristische Auseinandersetzung drohe, wenn unter Preis verkauft wird und der Kommune damit notwendige Einnahmen verloren gehen.Wie eine Kommune ihre Baulandpreise kalkuliere, sei weitgehend deren Sache, bestätigt Kreisbaumeister Andres Richter. Der Landkreis ermittelt zwar zweijährlich die Bodenrichtwerte. Das seien aber nur Durchschnittszahlen, die der Orientierung dienen; Oft variierten ja sogar innerhalb eines Ortsteils oder eines Baugebietes die Quadratmeterpreise.

In der Kreisverwaltung sei man „froh, wenn Einheimische sich Baugrund leisten können.” Aber regulierend eingreifen könne man nicht.Andres Richter bestätigt, dass in letzter Zeit in mehreren Orten im Kreisgebiet bereits verkaufte Grundstücke wieder an Kommunen zurückgegeben wurden. Den Bauherren wurde angesichts steigender Hypothekenzinsen und Materialkosten das finanzielle Risiko zu groß.Das war unter anderem in Affing der Fall. Dort fielen Baugrundstücke im Mühlhausener „Weberanger” wieder an die Gemeinde zurück. Die erschlossenen Plätze können aber nicht einfach weiterverkauft werden. Weil die Baulandpreise sich in den vergangenen Jahren verdoppelt haben, müssen die Verkaufskonditionen entsprechend angehoben werden, ließ sich der Gemeinderat von einem Juristen aufklären. Ansonsten würde die Gemeinde unwirtschaftlich handeln, was rechtlich angreifbar ist.Im Zahlinger „Wiesengrund” orientiert sich der aufgerufene Baupreis durchaus am aktuellen Bodenrichtwert. Der liegt gemeindeweit bei 440 Euro pro Quadratmeter, erreicht im Obergriesbacher Ortszentrum 520 Euro, im etwas abseitiger gelegenen Zahling 360 Euro.

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