Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 23.12.2014 12:00

Aichacher Ringern steht ein Schnitt bevor

Peter Fodor   (rot) hat in drei Jahren beim TSV Aichach nur einen Kampf verloren. Mit dem Auer Florian Kellerer machte der Ungar kurzen Prozess.	Fotos: Peter Thurner (Fotos: Peter Thurner)
Peter Fodor (rot) hat in drei Jahren beim TSV Aichach nur einen Kampf verloren. Mit dem Auer Florian Kellerer machte der Ungar kurzen Prozess. Fotos: Peter Thurner (Fotos: Peter Thurner)
Peter Fodor (rot) hat in drei Jahren beim TSV Aichach nur einen Kampf verloren. Mit dem Auer Florian Kellerer machte der Ungar kurzen Prozess. Fotos: Peter Thurner (Fotos: Peter Thurner)
Peter Fodor (rot) hat in drei Jahren beim TSV Aichach nur einen Kampf verloren. Mit dem Auer Florian Kellerer machte der Ungar kurzen Prozess. Fotos: Peter Thurner (Fotos: Peter Thurner)
Peter Fodor (rot) hat in drei Jahren beim TSV Aichach nur einen Kampf verloren. Mit dem Auer Florian Kellerer machte der Ungar kurzen Prozess. Fotos: Peter Thurner (Fotos: Peter Thurner)

Im Nachhinein bereut Özdemir die vollmundige Vorgabe, zu der er sich, angestachelt durch manch notorischen Optimisten in seinem Umfeld, habe hinreißen lassen. Er sagt aber auch, dass man das überschaubare Endergebnis nicht überbewerten dürfe. Schließlich habe frühzeitig festgestanden, dass die Aichacher mit dem Aufstieg nichts zu tun haben würden, wobei am Ende nicht nur der dominante Meister Schonungen (28:0) den Sprung in die Oberliga schaffte, sondern auch Vize Mietraching (23:5). In der Konsequenz wurde der ein oder andere Punkt durch eine aus finanziellen Erwägungen bewusst gewählte schwächere Besetzung verschenkt. Özdemir denkt zum Beispiel an Ramazan Aydin. Den Ausnahmeringer aus Berlin hätte der Trainer noch in der Hinterhand gehabt, aber letztlich sei dessen Präsenz schon bei Halbzeit nicht mehr angesagt gewesen.

„Um in dieser extrem starken Bayernliga ganz vorne zu landen, hätte für uns alles super laufen müssen”, blickt Özdemir zurück. Tatsächlich ist alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte. „Von der Qualität her waren wir breit aufgestellt, weshalb auch die Schonunger vor uns gezittert haben, aber unser größtes Problem war, dass wir die Leute nicht auf die Matte gebracht haben, wenn wir sie gebraucht hätten”, analysiert der 35-Jährige die gut dreimonatige Meisterschaft. Im schlimmsten Fall fehlten einmal zehn Ringer aus dem 32-Mann-Kader für die zwei Herrenstaffeln, viele verletzungsbedingt wie Marc Pöhlmann, den es mit einem Leistenbruch am schlimmsten erwischte, oder wegen anderer Verpflichtungen, wie sie etwa Akos Wöller hat als Trainer der ungarischen Frauen-Nationalmannschaft.

Unterwegs war mit den Paarstädtern kein rechter Staat zu machen; nur bei den letzten zwei, den Reserven Westendorfs und Lichtenfels, haben sie reüssiert. Umgekehrt haben sie auf eigener Matte nur gegen die ersten zwei verloren.

Das Schwergewicht war die Sahne-Kategorie des TSV. Nur einem Kampf haben sie bis 130 Kilo abgegeben, als der bayerische Meister Tobias Mustafa in Traunstein einsprang. Tunahan Cedimoglu (6:0) und Peter Fodor (7:0) blieben unbesiegt. Der Magyar Fodor hat in seinen bis dato drei Aichacher Jahren ohnehin erst einen Kampf verloren gegen den bärenstarken Tschechen Filip Soukop, den Özdemir aus gemeinsamer Zeit beim Zweitligisten Hof kennt. Auch Wöller hat im Aichacher Dress erst eine Niederlage bezogen (im klassischen Stil), und das in vier Jahren.

Tunahan Cedimoglu, 21, blieb bis zum letzten Kampf zehn Mal unbezwungen, dann wurde er im 98er Griechisch-Römisch gegen Florian Lederer wegen Passivität disqualifiziert. Der Mietrachinger ist mit einer 13:0-Bilanz der beste Ringer überhaupt in der Bayernliga. „Florian Lederer liegt Cedimoglu nicht, weil die beiden einen sehr ähnlichen Kampfstil bevorzugen”, erklärt Özdemir.

Neben Cedimoglu mit einer 10:1-Statistik hebt der Aichacher Coach in der abgelaufenen Saison August Oberhauser und Anton Malz ausdrücklich hervor. Oberhauser hat zwar eine 1:9-Ausbeute, dennoch hat der Leichtgewichtler Özdemir mit seinen 18 Jahren durch hervorragende Kämpfe begeistert. Große Stücke hält der Trainer auch auf Anton Malz. Der Mittelgewichtler (86 kg), wie Cedimoglu in Augsburg zu Hause, sei „blitzschnell und filigran”, nur an mentalem Rüstzeug fehle es ihm noch.

Das Leichtgewicht (A und B) war die Achillesferse der Aichacher. Von den 28 Kämpfen haben sie nur fünf sich entschieden, sechs Mal mussten die 66-kg-Klasse unbesetzt lassen.

Negativ war auch die Bilanz im Weltergewicht (A und B) mit 11:17. In der 75-kg-Kategorie haben die Aichacher zwar mit gebürtigen Suhler und Wahl-Nürnberger Martin Klopf im „Greco” einen ausgewiesenen Klassemann (10:4), dafür hat der Kollege Moritz Oberhauser 2:12 in der Statistik stehen. Moritz Oberhausers Krux ist es, dass er fürs Welter zu leicht ist und fürs Leicht zu schwer. Im Leichtgewicht gewänne der ältere der Oberhauser-Brüder (22, August ist 19) „so ziemlich alles”, ist Özdemir überzeugt. Nur schafft es Moritz nicht, auf 66 Kilo „abzukochen”; nach dem Training wiegt er normalerweise 68 Kilo. „Für Moritz müsste es eine 70-kg-Klasse geben”, bedauert Özdemir seinen Schützling.

Außer im Schwer- (13:1) ist die Bilanz der Aichacher noch im Fliegen- (57) mit 10:3, im Bantam- (61) mit 9:5 und im Mittelgewicht (86 A und B) mit 15:13 positiv, das Halbschwer (98) hält ein Unentschieden.

Fürs nächste Jahr kündigt Özdemir einen personellen Schnitt an. Genaues ließ er sich nicht entlocken, immerhin so viel, dass der TSV an seiner Magyaren-Fraktion (Jozsef Andrasi, Wöller, Fodor) festhalten werde. Außerdem will der Trainer das Konzept, Talente aus der Region zu fördern, forcieren. „Wir werden uns definitiv noch breiter aufstellen”, bedeutet er. Allein mit begabten Nachwuchskräften aus den eigenen Reihen wird der Verein höheren Ansprüchen aber nicht genügen, das musste der Vorarbeiter schon in der abgelaufenen Meisterschaft zur Kenntnis nehmen. Die Mischung muss es sein. Unter den Schülern, in der Schwabenliga Zweiter hinter Westendorf, jedenfalls hat Özdemir einige Jungspunde mit Perspektive ausgemacht.

Özdemir geht 2015 in seine neunte Saison als TSV-Trainer. Einen Vertrag gibt es nicht. Abteilungsleiter Robert Held habe zu ihm vor etlichen Jahren mal gesagt „wenn du nicht weitermachst, spielen wir halt Fußball”, erzählt Özdemir. Das war ihm ein echter Vertrauensbeweis.

Den Ball wird Özdemir bei seiner nächsten Vorausschau bestimmt flacher halten. Das hängt auch mit dem nicht gerade üppigen Budget der Aichacher zusammen. „Was bei anderen Bayernligisten ein Ringer kriegt, muss bei uns für drei reichen”, weiß Özdemir. Der ist in der Ringerszene zwar blendend vernetzt, aber was hilft ihm das angesichts eines schmalen Vereinssäckels. „Wäre das Geld da, würden wir mit meinen Kontakten in der 2. Liga ringen”, stellt Özdemir klar. Schwergewicht ist Sahneklasse des TSV An Ungarn-Fraktion hält Özdemir fest


Von Heribert Oberhauser
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