Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 16.04.2020 18:32

Abschied vom Sedlhof

Die Springturniere   2019 waren die letzten auf dem Gut Sedlhof in Großhausen bei Kühbach. 	Fotos: David Libossek (Fotos: David Libossek)
Die Springturniere 2019 waren die letzten auf dem Gut Sedlhof in Großhausen bei Kühbach. Fotos: David Libossek (Fotos: David Libossek)
Die Springturniere 2019 waren die letzten auf dem Gut Sedlhof in Großhausen bei Kühbach. Fotos: David Libossek (Fotos: David Libossek)
Die Springturniere 2019 waren die letzten auf dem Gut Sedlhof in Großhausen bei Kühbach. Fotos: David Libossek (Fotos: David Libossek)
Die Springturniere 2019 waren die letzten auf dem Gut Sedlhof in Großhausen bei Kühbach. Fotos: David Libossek (Fotos: David Libossek)

Carolin Fay fällt es hörbar schwer, über die Situation zu sprechen. Seit 1987, als der 1970 gegründete Verein im Sedlhof einzog, haben sich nicht nur zahlreiche Reitsport-Utensilien angesammelt, sondern auch unzählige Erinnerungen angehäuft. „Ich bin quasi auf dem Hof aufgewachsen, habe dort reiten gelernt”, sagt die 28-Jährige, die 2. Vorsitzende der RuTG ist. Ihr Großvater war einer der Vereinsgründer, hatte wie Fays Vater, der ebenfalls dem Vorstand angehörte, Pferde auf dem Gut stehen. „Aber so, wie es mir geht, geht es vielen Mitgliedern. Sie hängen sehr am Sedlhof.”

Aber bei all den Emotionen gilt es eben auch, eine Lösung für die Zukunft zu finden. Und dabei hilft es, die Lage möglichst sachlich zu betrachten. „Die Besitzer haben etwas anderes für den Hof vorgesehen. Etwas, das keinen Reitbetrieb mehr vorsieht. Und deshalb werden sie den Pachtvertrag nicht verlängern”, fasst Fay zusammen und resümiert: „Für den Verein war das natürlich eine Nachricht, die nicht auf Begeisterung stößt.” Bereits vergangenes Jahr habe sich der Entschluss des Gutsherrn abgezeichnet, erzählt sie. Am 30. Mai 2021 endet der Vertrag, spätestens dann muss die RuTG ausgezogen sein.

Die Corona-Krise bremst allerdings derzeit den Umzug. Die Jahreshauptversammlung fiel den Beschränkungen zum Opfer. Mit mehreren Personen gleichzeitig auf dem Gut zu arbeiten ist, ebenso wie ein Hofverkauf des Equipments, nicht möglich. Und dann ist da schließlich noch die Suche nach einer neuen Bleibe: „Im Umkreis gibt es keinen intakten Reitstall, der derzeit einen so großen Verein komplett aufnehmen kann”, klagt Fay. Im Idealfall sollte es ein Hof sein, der einen privaten Betreiber hat, der sich um den Stallbetrieb kümmert.

Denn das war seit jeher eine Besonderheit der Reit- und Turniergemeinschaft: Darum kümmerte sich der Verein komplett ehrenamtlich. Daher rührt auch die enge Bindung vieler seiner Mitglieder zum Sedlhof. „Sie haben Unmengen an Zeit reingesteckt”, sagt Fay. Sie sieht aber gleichzeitig eine Chance darin, dass der Verein keinen eigenen Hof mehr zu betreuen hat: „Der Stallbetrieb war eine riesengroße Aufgabe, der die eigentliche Vereinsarbeit in den Hintergrund gedrängt hat. Jetzt könnte man sich auf andere Dinge konzentrieren als auf die Organisation des Betriebs.” Als Beispiele nennt sie Reitkurse oder Wanderritte an anderen Ställen, an denen Mitglieder unterkommen.

Dass der Auszug mit einer Auflösung der RuTG einhergeht, dementiert Fay - auch wenn bereits einige Mitglieder aus dem Verein ausgetreten sind. Die Jahreshauptversammlung, auf der die Richtung für die Zeit nach dem Auszug vorgegeben wird, steht allerdings noch aus. „Das ist für mich der Meilenstein”, betont die 28-Jährige. Sicher ist allerdings, dass es die Turniertage der RuTG Holzburg „erstmal nicht mehr geben wird”, kündigt sie an. Dass sie eines Tages an einem anderen Ort stattfinden, das möchte Fay wiederum nicht ausschließen.

Die Lage des Vereins passt sich der derzeitigen Gesamtsituation an: Im Moment ist vieles ungewiss. Umso glücklicher ist Fay, dass es zumindest eingeschränkt möglich ist, sich um die Pferde auf dem Hof zu kümmern - und auf ihnen auszureiten. „Für viele Pferdebesitzer ist die sicher eine schöne Abwechslung”, sagt sie. Für die Tiere sei so ein Umzug im Übrigen in der Regel wenig problematisch, versichert Fay. „Für die Mitglieder ist es ganz sicher schwieriger.” Fay sieht in der Situation auch eine Chance


Von David Libossek
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