Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 06.08.2014 10:40

Leichtathletik: Johanna Ostermair gibt nie auf

<p> <x_bildunterschr> <b>Johanna Ostermair fliegt  </b>über die Hürden. Nach einer Leistungsexplosion in diesem Jahr und dem Gewinn der süddeutschen Meisterschaft bei der W 15 gehört das LG-Talent in eineinhalb Wochen bei der „Deutschen“ in Köln zu den Medaillenanwärterinnen.  Foto: Heribert Oberhauser </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Johanna Ostermair fliegt </b>über die Hürden. Nach einer Leistungsexplosion in diesem Jahr und dem Gewinn der süddeutschen Meisterschaft bei der W 15 gehört das LG-Talent in eineinhalb Wochen bei der &bdquo;Deutschen&ldquo; in Köln zu den Medaillenanwärterinnen. Foto: Heribert Oberhauser </x_bildunterschr> </p>
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<p> <x_bildunterschr> <b>Johanna Ostermair fliegt </b>über die Hürden. Nach einer Leistungsexplosion in diesem Jahr und dem Gewinn der süddeutschen Meisterschaft bei der W 15 gehört das LG-Talent in eineinhalb Wochen bei der &bdquo;Deutschen&ldquo; in Köln zu den Medaillenanwärterinnen. Foto: Heribert Oberhauser </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Johanna Ostermair fliegt </b>über die Hürden. Nach einer Leistungsexplosion in diesem Jahr und dem Gewinn der süddeutschen Meisterschaft bei der W 15 gehört das LG-Talent in eineinhalb Wochen bei der &bdquo;Deutschen&ldquo; in Köln zu den Medaillenanwärterinnen. Foto: Heribert Oberhauser </x_bildunterschr> </p>

Aichach – Als Klaus Laske die Kunde von der süddeutschen Meisterschaft Johanna Ostermairs über 300 m Hürden in der W 15 erreichte, kam ihm sofort in den Sinn, dass Außergewöhnliches passiert war. Klaus Laske steht seit 45 Jahren an der Spitze des TSV Aichach, er hat die Geschichte des größten Vereins der Paarstadt bis ins Detail im Kopf. Deshalb war ihm nach kurzem Rekapitulieren klar, dass seine Großnichte am Samstagnachmittag im Augsburger Ernst-Lehner-Stadion den ersten süddeutschen Titel für die Leichtathleten des TSV errungen hatte.

Am Montagnachmittag kurz nach fünf sitzt Johanna Ostermair auf der obersten Stufe vor der Tribüne des Josef-Bestler-Stadions. Um sechs beginnt das Training. Johanna strahlt mit der Sonne um die Wette nach ihrem bisher größten Erfolg, der auch die Qualifikation für die „Deutsche“ am 16./17. August in Köln bedeutet. Die Startnummer 138, die ihr Glück gebracht hat, heftet noch am blau-roten Trikot der LG Aichach-Rehling. Seit dreißig Jahren bilden die beiden Turn- undSportvereine eine Wettkampfgemeinschaft.

Dass sie in Augsburg triumphieren würde, damit war nicht unbedingt zu rechnen. „Aber gehofft haben wir schon“, sagt Dagmar Metzger, die zusammen mit Ursula Tröndle die 15-Jährige trainiert. Silvana Tinnes vom LC Rehlingen reiste mit einer um eine halbe Sekunde besseren Zeit für die 300 m Hürden an, die nur in der W 15 angeboten werden. Aber was bedeutete diese halbe Sekunde schon, wenn man sich die rasante Entwicklung Johanna Ostermairs vor Augen hält. Bei der „Schwäbischen“ rannte sie erstmals in einem Wettkampf über die Dreiviertelrunde mit den sieben 76 Zentimeter hohen Hürden – in einer 47er-Zeit. Bei der „Bayerischen“ in Ingolstadt verbesserte sie sich um zwei Sekunden auf 45,17, war als Zweite aber chancenlos gegen die übermächtige Ambergerin Corinna Schwab. Bei der „Süddeutschen“ war sie noch einmal 66 Hundertstel schneller, drückte ihre persönliche Bestmarke auf 44,51.

Johanna Ostermair kam in diesem zweiten Zeitlauf, vor dem sie ungemein nervös war, eines ihrer markanten Wesensmerkmale zugute: Sie gibt nie auf. Erst an der letzten Hürde schob sie sich an Silvana Tinnes (44,71) vorbei. „Johanna ist eine Kämpferin“, sagt Dagmar Metzger. Opa Reiner Laske war im Stadion fasziniert, als er sah, wie seine Enkelin die Rivalin „mit unbändigem Willen niedergekämpft hat“. Im dritten 300-m-Hürden-Lauf gleich zum süddeutschen Titel – Hut ab. Klar, dass danach „pure Begeisterung“ ausbrach, wie Johanna Ostermair erzählt.

Zur Leichtathletik kam die Untergriesbacherin 2007. Die Begabung wurde ihr in die Wiege gelegt. Mutter Sandra war eine gute Leichtathletin, ehe sie sich wie Vater Wolfgang dem Volleyball verschrieb. Der Großvater freilich war noch viel besser. Seit fünfzig Jahren hält Reiner Laske den TSV-Rekord über 200 Meter (22,6), die 100 Meter trommelte er auf der Aschenbahn in glatten elf Sekunden herunter, nur sein Bruder Klaus war im Verein jemals schneller mit 10,9. Wen wundert’s also, wenn die Enkelin zu Fuß auch so flott unterwegs ist.

Am Anfang ging es für Johanna Ostermair darum, auszuloten, was ihr am besten liegt. Im Blockwettkampf (100 m, Weit- und Hochsprung sowie 80 m Hürden) fühlte sie sich wohl, Speer und Kugel oder längere Laufdistanzen sind seit jeher weniger ihre Sache. Eine Neigung zu den Sprintstrecken kristallisierte sich alsbald heraus. Über 80 m Hürden musste sich heuer aber eine Stagnation feststellen, dazu stürzte sie über diese Distanz bei der „Bayerischen“ schmerzhaft. Was lag danach näher, als sich ganz auf den längeren Hürdenparcours zu konzentrieren. Der Erfolg gibt ihr und den Trainerinnen Recht.

Johanna Ostermair bringt eine mustergültige Einstellung mit. „Ohne Sport wäre das Leben nicht so schön“, sagt sie und verweist auf die wunderbare Gemeinschaft in der LG Aichach-Rehling. Dagmar Metzger unterstreicht dies. Die Trainingsgruppe mit etwa zwanzig Mädchen verstehe sich blendend, das sei ein wesentlicher Faktor für die positiven Ergebnisse. Dazu preist sie den Fleiß ihrer Besten. Johanna habe noch „kein Training versäumt“.

Die frisch gebackene Meisterin, für die die Siegerehrung am Samstag ein überwältigender Moment war, kommt im September in die 10. Klasse des Deutschherren-Gymnasiums. Über das G 8 verliert sie kein böses Wort wie viele andere. Ihr bliebe genügend Freizeit, um bei den Ministranten eine Gruppe zu leiten, Querflöte zu spielen und zwei Mal in der Woche zu trainieren. Vielleicht werde sie mal Sport studieren, orakelt die Senkrechtstarterin.

Wenn sie sich im Internet national bei der W 15 als Zweite über die 300 m Hürden gelistet sehe, dann mache sie das schon stolz, bekennt Johanna Ostermair. Sie träumt davon, einmal bei Olympischen Spielen oder einer Weltmeisterschaft dabei zu sein.

Zunächst steht in eineinhalb Wochen die deutsche Meisterschaft in Köln an. Das Trainingspensum werde darob aber nicht erhöht, sagt die 1,68 Meter große Johanna, die sich abgesehen davon nicht an einen strikten Ernährungsplan hält. „Ich versuche gesund zu essen, aber zwischendurch gibt’s auch mal Süßigkeiten.“ Am 15. August wird sich Familie Ostermair – Sohn Matthias, 12, widmet sich mittlerweile auch der Leichtathletik – mit Trainerin Dagmar Metzger auf den Weg machen in die Rhein-Metropole.

Vorrangiges Ziel im NetCologne Stadion, der Arena der Deutschen Sporthochschule, wird es für Johanna Ostermair sein, den Endlauf am 17. August zu erreichen. Als Nummer zwei der W 15 hierzulande ein durchaus realisierbares Unterfangen. Dagmar Metzger traut ihrem Schützling einen Podestplatz zu. Wie in Augsburg ganz oben zu stehen, ist schier unmöglich. Die Topfavoritin Corinna Schwab ist aktuell noch zwei Sekunden schneller. Johanna Ostermair geht davon aus, für eine Medaille eine neue Bestzeit laufen zu müssen. Angesichts ihrer Leistungsexplosion in diesem Jahr ist ihr vieles, wenn nicht alles zuzutrauen. Einen deutschen Meister in der Leichtathletik hatte der TSV Aichach sowieso noch nicht.

Von Heribert Oberhauser


Von HOberhauser
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